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12:30 Uhr - 17.11.2016

Ungebrochenes Wachstum der Mikrofinanz

Die Mikrofinanzbranche hat ihre Flegeljahre durchlaufen. Das eröffnet auch Privatanlegern interessante Investitionsmöglichkeiten.

Für Investoren sind anspruchsvolle Zeiten angebrochen, hat der allgemeine Anlagenotstand die Bewertung vieler Assetklassen doch in ungemütliche Höhe getrieben. Trotz der jüngsten Zinswende werfen Anleihen kaum noch Rendite ab, während diverse Aktienmärkte korrekturgefährdet scheinen. Dennoch: Gerade im Bereich alternativer Anlagen lassen sich attraktive Nischen finden, die auch für Private zugänglich sind.

Zu dieser Gruppe zählen entwicklungsrelevante Investitionen (Development Investments): Über Anlagevehikel werden – zumeist in Entwicklungs- und Schwellenländern – Unternehmen finanziert, die wiederum breite Bevölkerungsschichten mit Produkten und Services versorgen, die für sie bis dahin nicht erschwinglich waren. Oft handelt es sich dabei um Mikrofinanzinstitute (MFI), die Menschen mit tiefem Einkommen Finanzdienstleistungen zugänglich machen (vgl. Glossar).

Geringe Korrelation mit traditionellen Investments

Development Investments bergen gleich mehrere potenzielle Vorteile. Nicht nur leisten sie der wirtschaftlichen Entwicklung einkommensschwächerer Länder Vorschub. Auch korrelieren sie kaum mit anderen Kapitalanlagen, wodurch sie einen attraktiven Beitrag zur Portfoliodiversifikation leisten können.

Über die letzte Dekade haben die in die Mikrofinanz geflossenen Mittel ein jährliches Wachstum von rund 30% auf 11,6 Mrd. $ erfahren. Dieser Trend wird von mehreren Faktoren begünstigt: Institutionelle Investoren wie Pensionskassen legen langsam, aber sicher ihre Scheuklappen ab. Zudem ist das Expansionspotenzial, das der Finanzsektor in den Schwellenländern birgt, noch lange nicht ausgeschöpft.

Weiterhin solide Wachstumsraten

Im jährlichen Marktausblick des spezialisierten Schweizer Vermögensverwalters responsAbility wird der Gesundheitszustand des globalen Mikrofinanzsektors ausgelotet. Als Grundlage diente eine Befragung von über vierzig in der Mikro- und KMU-Finanzbranche tätigen Experten.

Wie bereits letztes Jahr wird dem globalen Mikrofinanzsektor auch für 2017 ein Wachstum zwischen 10 und 15% vorausgesagt. Dabei sind auf regionaler Ebene grosse Differenzen auszumachen, was angesichts der unterschiedlichen Marktreife kaum erstaunt.

So wird beispielsweise Lateinamerika eine Expansion von 5 bis 10% prognostiziert, während der Region Asien-Pazifik eine Rate von 25 bis 30% zugetraut wird. Das starke Wachstum bei aktuell niedrigen Forderungsausfallraten hat allerdings zur Folge, dass 70% der befragten Experten für den asiatischen Raum eine Verschlechterung der Kreditportfolioqualität erwarten.

Stetiger Reifeprozess

Dass die Mikrofinanzbranche ihre Flegeljahre durchlaufen hat, lässt sich an mehreren Faktoren ablesen. Immer mehr MFI schliessen erfolgreich die Transformation zu einer traditionellen Bank ab – und bauen im Zuge ihres Reifeprozesses sowohl ihr Serviceangebot als auch die geografische Reichweite aus.

Diese Marktdynamik kommt auch Investoren wie responsAbility zugute. In Kombination mit strengeren regulatorischen Auflagen nimmt der Mittelbedarf der Mikrofinanzinstitute stetig zu. Lag die durchschnittliche Eigenkapitalbeteiligung vor ein paar Jahren noch bei rund 2 bis 5 Mio. $, bewegt sich eine typische Transaktion inzwischen bei 15 bis 20 Mio. $. Immer mehr Institute gelangen an die Börse, was die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Exit für die Investoren weiter erhöht.

Sinkende Zinsen für Endkunden

Der Reifeprozess kommt letztlich auch den Kreditnehmern zugute: 86% der von responsAbility befragten Experten gehen davon aus, dass 2017 die von den Endkunden zu bezahlenden Zinsen gleich bleiben oder sinken werden. Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass durch den Einsatz neuer Technologien die Kreditvergabe immer effizienter ist und so die operativen Kosten gesenkt werden können. Damit setzt sich ein erfreulicher Abwärtstrend fort, der schon einige Jahre zu erkennen ist.

93% der befragten Experten erwarten zudem für 2017 eine Stabilisierung oder eine Verbesserung in Regulierungs- und Aufsichtsfragen. Daran lässt sich ablesen, dass sich die Mikrofinanzbranche in vielen Ländern als wichtiges Element des Finanzsystems etabliert hat.
Glossar zu MikrofinanzUnter Mikrofinanz wird in der Regel die Versorgung von Klein- und Kleinstunternehmen sowie von Privaten mit Finanzdienstleistungen (z. B. Krediten oder Sparlösungen) verstanden. Als Anbieter wirken lokale Mikrofinanzinstitute (MFI), die damit in Entwicklungs- und Schwellenländern einen wichtigen Beitrag zum Gedeihen des Finanzsektors leisten.

Um ihr Tätigkeitsfeld sowie die geografische Reichweite auszubauen, sind MFI meist auf externes Kapital angewiesen. Hier kommen sogenannte Mikrofinanz-Investment-Vehikel (MIV) ins Spiel: Dabei handelt es sich um professionelle Vermögensverwalter, die sich darauf spezialisiert haben, MFI mit finanziellen Mitteln auszustatten. Das geschieht sowohl über Fremdkapital (Kredite) als auch über eine direkte Beteiligung via Eigenkapital (Equity). Zahlreiche MIV-Anlagefonds sind dabei auch privaten Kleininvestoren zugänglich.

Per Ende des vergangenen Jahres wiesen die knapp über hundert weltweit aktiven MIV verwaltete Vermögen (Assets under Management) von 11,6 Mrd. $ auf. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Wachstum von über 10%. Beinahe ein Drittel des Volumens entfällt dabei auf Schweizer Anbieter wie responsAbility, Symbiotics oder BlueOrchard.

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