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07:26 Uhr - 11.12.2014

ZKB übernimmt Swisscanto für nur 360 Mio. Fr.

Die Kantonalbanken verkaufen ihre Anteile am Fondsanbieter Swisscanto günstiger als erwartet. Auf ihr Jahresergebnis 2014 hat der Deal keine Auswirkungen.

Was sich in den letzten Tagen und Wochen abgezeichnet hatte (vgl. hier), ist nun eingetroffen: Das Kantonalbanken-Gemeinschaftswerk Swisscanto wird vollständig von der Zürcher Kantonalbank ZKB übernommen. Sie ist mit einem Anteil von 18,1% bereits heute die grösste Aktionärin von Swisscanto. Der Festpreis von 360,3 Mio. Fr. für die restlichen 81,9% ist allerdings niedriger, als kolportiert worden war. Er entspricht bloss 0,83% der verwalteten Vermögen.

Beitrag zum ThemaKantonalbankenverband begrüsst Swisscanto-Verkauf an ZKBDie Transaktion wird voraussichtlich im ersten Quartal 2015 rückwirkend per 1. Juli 2014 vollzogen, falls alle notwendigen Bewilligungen der Behörden erteilt werden. Damit hat sie keinen Einfluss auf die kommenden Jahresergebnisse 2014 der 23 Kantonalbanken, die ihren Anteil verkaufen.

Für Kunden, die in Fonds von Swisscanto investiert haben, ändert sich vorerst nichts. Auch der Name und die Marke Swisscanto werden bis auf weiteres fortgeführt.

Bonuszahlungen kompensieren nur Dividendenausfall

Zusätzlich zum festen Kaufpreis fliessen in den Jahren 2016 bis 2018 variable Zahlungen an die 23 Verkäuferbanken. Dieser Bonus orientiert sich am künftigen Geschäftserfolg der Swisscanto. Zur Höhe des variablen Anteils äussert sich die ZKB nicht. Aus den Aussagen der verkaufenden Institute lässt sich jedoch ableiten, dass der kumulierte Bonus auch im allerbesten Fall deutlich unter dem festen Kaufpreis liegt. Einige Kantonalbanken, darunter zum Beispiel die St. Galler KB, gehen davon aus, dass der variable Anteil lediglich die wegfallende Dividende aus der Swisscanto-Beteiligung kompensiert.

Für die ZKB ist der Deal erfreulich: Sie wird zum viertgrössten Schweizer Asset-Manager hinter UBS (UBSN 17.05 1.49%), Credit Suisse (CSGN 25.47 0.08%) und Pictet aufsteigen und damit ihre Abhängigkeit vom margenschwachen, kapitalintensiven Zinsgeschäft reduzieren. Der Ertragsanteil aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft wird von heute knapp 30 auf über 35% steigen, falls es nicht zu einem unerwartet hohen Vermögensabfluss kommt.

Den Kauf kann die ZKB aus den eigenen Mitteln finanzieren. Sie ist solide kapitalisiert und ist mittlerweile die einzige Schweizer Bank, die von der Ratingagentur Standard & Poor’s mit einem AAA eingestuft wird (vgl. hier). Somit muss sie – auch wenn noch eine happige Busse aus dem US-Steuerstreit zu erwarten ist – kein zusätzliches Dotationskapital aufnehmen.

Erfolgreiches Gemeinschaftswerk verschwindet

Mit dem von den Kantonalbanken am gestrigen Mittwoch besiegelten Verkauf geht die Geschichte des erfolgreichsten Gemeinschaftswerks der Kantonalbankengruppe zu Ende. Swisscanto wurde 1993 von den 24 Kantonalbanken gegründet. Sie brachten damals einen überwiegenden Teil ihres Fonds- und Vermögensverwaltungsgeschäfts in die gemeinsame Tochter ein, um das Geschäft aus einem Kompetenzzentrum heraus zu betreiben.

Heute sei das Marktumfeld «zunehmend wettbewerbsintensiv und herausfordernd», weshalb die «Vereinfachung der Eigentümerstruktur dem bisherigen Gemeinschaftswerk eine neue Perspektive verleihen soll», begründet die ZKB in einer Mitteilung den Schritt.

Eine Perspektive ist der schwerfälligen Swisscanto vor geraumer Zeit abhandengekommen. Swisscanto ist in Kantonalbankkreisen immer wieder vorgeworfen worden, die Strategie zu wenig an die sich verändernden Rahmenbedingungen angepasst zu haben. Der Asset-Manager leidet ausgeprägt unter dem Bundesgerichtsentscheid, wonach Retrozessionen in der Vermögensverwaltung dem Kunden gehören. Damit geht eine wichtige Einnahmequelle für Swisscanto und ihre Eigentümer verloren. Einige Kantonalbanken haben sich schon in Richtung eines retrozessionsfreien Geschäftsmodells orientiert und positionieren sich als unabhängige Beraterbank.

Anlagefonds nicht mehr so in Mode

Viele Kunden legen zudem immer mehr in passive Fonds oder Exchange Traded Funds (ETF) an, was die Nachfrage nach den klassischen Anlagefonds schmälert. In diesem Umfeld schmerzt es doppelt, dass die Kosten im Fondsgeschäft wegen immer umfangreicherer regulatorischer Anforderungen, genannt sei nur das neue Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg), markant steigen.

Swisscanto verwaltet Vermögen in der Höhe von rund 53 Mrd. Fr. Den grössten Teil davon verwaltet sie in 121 Anlagefonds mit einem Gesamtvermögen von 42,1 Mrd. Fr. und ist damit im Schweizer Fondsgeschäft die Nummer vier. Sie beschäftigt in Zürich, aber auch in Bern, Basel, Pully, London, Frankfurt und Luxemburg rund 400 Personen. Viele von ihnen dürften mit der Integration in die ZKB ihren Job verlieren.

Kantonalbankenverband begrüsst Swisscanto-Verkauf an ZKB(AWP/SDA) Der Verband Schweizerischer Kantonalbanken zeigt sich erfreut, dass Swisscanto Teil der Kantonalbanken-Gruppe bleibt. Mit der getroffenen Lösung bleibe die Kompetenz der Swisscanto der Gruppe erhalten, schreibt der Verband in einer Stellungnahme am Donnerstag.

Das sei für alle Kantonalbanken vorteilhaft. Das Konzept der gemeinsamen Nutzung von Synergien nach dem Moto «zentral produzieren, lokal vertreiben» habe mit der getroffenen Lösung weiterhin Bestand.

Der Verband bezeichnet die bereits bestehende Zusammenarbeit der Verbandsmitglieder mit der Zürcher Kantonalbank als ein Erfolgsmodell. Es sei darum naheliegend, dieses auch auf weitere Bereiche wie jetzt die Fondsverwaltung auszudehnen. Bereits heute bietet die ZKB den anderen Kantonalbanken zum Beispiel seine Handelsplattform an.

Der Verband hat beim Verkauf von Swisscanto an die Zürcher Kantonalbank (ZKB) die Funktion des Vermittlers übernommen, war selbst aber keine Verhandlungspartei.

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