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16:14 Uhr - 23.08.2017

Haben wir zu viel reguliert?

Am FuW-Forum plädiert UBS-Regulierungschef Markus Ronner für einen Marschhalt bei der Bankenregulierung. Aymo Brunetti sieht Verbesserungsbedarf im Gesetzgebungsprozess.

Vor zehn Jahren brach die Finanzkrise aus. Sie brachte das internationale Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs und schickte die Weltwirtschaft in die Krise. Die Folge war eine Regulierungswelle für das Finanzsystem und der Bankenbranche.

Unter dem Thema Regulierung steht die achte Auflage der Konferenzreihe «Vision Bank – Vision Finanzplatz Schweiz» des «Finanz und Wirtschaft»-Forum.

«Regulierung: Fessel oder Gütesiegel?», fragt die Veranstaltung. Viel wurde in den vergangenen zehn Jahren reguliert. Banken kritisieren die Komplexität der heutigen Regeln und die dadurch entstehenden Kosten. «Haben wir zu viel reguliert», fragte Mark Dittli, FuW-Chefredaktor und Moderator des Tages zu Beginn der Veranstaltung. «Oder haben wir vielleicht Punkte übersehen?»

Kosten ohne Zusatznutzen

Der Finanzsektor ist stark von Regulierung betroffen, bestätigt Aymo Brunetti in seinem Impulsreferat. Der Wirtschaftsprofessor an der Universität Bern war von 2012 bis 2014 Präsident der Expertengruppe des Bundes, die Empfehlungen zur Finanzmarktstrategie der Schweiz erarbeitet hatten.

«Das Regulierungspendel ist zu stark ausgeschlagen», sagt Markus Ronner, Regulierungschef der UBS (UBSG 16.09 -0.25%) in seinem Impulsreferat. Umfang und Tempo der neuen Regeln würden zu wenig auf ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft abgewogen. «Der Grenznutzen der Regulierung wird heute negativ», so Ronner.

Es entstünden nur noch zusätzliche Kosten, aber keine zusätzliche Sicherheit mehr, so der UBS-Regulierungschef. Er fordert einen Marschhalt bei der Regulierung und dafür, dass die Schweiz aufhört, dabei den Musterschüler im internationalen Vergleich zu spielen.

Einbezug der Betroffenen

Der Bund habe dies laut Aymo Brunetti bemerkt. Er und die von ihm präsidierte Gruppe plädiert deshalb für eine Regulierung in Zukunft nur bei klarem Marktversagen. Dabei muss dem ein klarer Prozess auf Basis anerkannter Grundsätze zugrunde liegen.

«Der Regulierungsprozess in der Schweiz ist nicht schlecht», sagt Brunetti. Die Widerstandsfähigkeit des Finanzplatzes sei dadurch gestiegen. Es gibt aber Verbesserungspotenzial, wie er einräumt.

Gerade am Anfang des Regulierungsprozesses gebe es zu wenig Einbezug der Betroffenen. Es brauche detaillierte Kosten-Nutzen-Analysen und auch verstärkte Analysen, nachdem eine Regulierung implementiert wurde. Es darf aber nicht so weit kommen, «dass die Branche sich die eigenen Gesetze schreibt», so Brunetti.

Banken haben sich verändert

Der Bundesrat habe laut Brunetti 2015 die Umsetzung dieser Empfehlungen beschlossen. Behörden und Brache seien nun an der Umsetzung. Auch Ronner sprach sich für einen engeren Dialog zwischen Regulator und Branche aus. Gegen eine Deregulierungswelle sprach sich Ronner allerdings dezidiert aus.

Die UBS habe bisher alle regulatorischen Anforderungen unterstützt und eingeführt, 3,5 Mrd. Fr. habe man dafür investiert, so Ronner. Die Schweizer Grossbanken würden heute ganz anders aussehen als vor der Krise. Grösse und Risiko wurden reduziert, Kapital wurde aufgebaut. Die UBS beispielsweise baute ihre Bilanz von 2,3 Bio. Fr. auf 900 Mrd. Fr. zurück.

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