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06:56 Uhr - 05.10.2015

Grosse Pläne von UBS und CS in Asien

Die schwierigen Aufgaben hat die Credit Suisse im Wealth Management nicht in Asien zu lösen, sondern an (fast) allen anderen Standorten.

zoomDie Schweizer Grossbanken sind in der Betreuung vermögender Privatkunden in Asien sehr gut unterwegs. UBS (UBSG 18.38 0.88%) ist die grösste Vermögensverwalterin in der Region, Credit Suisse (CSGN 23.61 0.77%) ist die Nummer drei, und Julius Bär (BAER 45.98 1.5%) dürfte dieses Jahr den US-Koloss J. P. Morgan überholt haben und zur Nummer sechs in Asien aufgerückt sein.

Perfekt ist das Bild gegenwärtig wohl dennoch nicht. Der chinesische Aktienmarkt verzeichnet seit Frühsommer heftige Verwerfungen; die Verluste an den asiatischen Börsen könnten in den Quartalsberichten der Banken Spuren hinterlassen. Die Aktienkurse der Vermögensverwalter haben seit den sommerlichen Höchstwerten rund 20% eingebüsst. Man darf gespannt sein, wie sich die hohe Verschuldung der asiatischen Kunden – respektive der aufgrund des Kursrückgangs notwendig gewordene Schuldenabbau – auf die verwalteten Vermögen, den Ertrag und die Kreditverluste ausgewirkt hat.

Ein grosser Teil der Vermögen bleibt zu Hause Bald wird es mehr reiche Asiaten geben als reiche Amerikaner.
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Der asiatische Private-Banking-Kunde hat in der Regel ein regionales Klumpenrisiko, ist stark im Immobiliensektor engagiert, tendenziell kurzfristig orientiert, handelt gerne und beansprucht Kredite für den Kauf von Wertschriften. Die Schweizer Vermögensverwalter betonen jedoch, dass sie vorsichtig gewesen seien.

Man kann in jeder Schwierigkeit  Chancen erkennen. Die Marktturbulenzen in Asien könnten ein Anlass sein, die asiatischen Kunden von den Vorteilen eines gut diversifizierten Portfolios zu überzeugen – und damit vom Nutzen der Beratung.

Optimismus hält an

zoomJedenfalls ist der Asien-Optimismus  grundsätzlich ungebrochen. Die Turbulenzen seien «mittelfristig eine Chance», sagte Bär-CEO Boris Collardi diese Woche an einer Investorenkonferenz in London. Sie würden nämlich bei den Verantwortlichen in China das Bewusstsein stärken, dass Reformen nötig seien. «Die Stimmung in China ist viel besser als ausserhalb», sagte Collardi, dessen Bank rund ein Viertel der Assets aus Asien bezieht.

Die Relationen bei den Grossbanken sind anders. Bei der UBS machen Nord- und Lateinamerika rund 50% des Volumens aus, bei der CS kommt Nordamerika auf rund 10%. Das grosse Asiengeschäft wiederum bedeutet für UBS weniger als 15% des Totals, für die Credit Suisse rund 17%. Für alle drei Banken gilt: Das Neugeld stammt hauptsächlich aus Asien.

zoomDieses Jahr trug Asien rund die Hälfte zum Wachstum der CS bei. So schrieb die Bank im Communiqué zum Halbjahresbericht: «Die Region Asien-Pazifik bleibt sowohl für das Private Banking & Wealth Management als auch für das Investment Banking ein wichtiger Wachstumstreiber.» Der Vorsteuergewinn in der Region wurde im ersten Semester gegenüber der Vorjahresperiode mehr als verdoppelt auf knapp 900 Mio. Fr. Im Private Banking & Wealth Management stiegen die Nettoneugelder in der Region Asien-Pazifik im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahresperiode um 13%. Punkto Profitabilität ist das asiatische Wealth Management der CS mit einem Kosten-Ertrags-Verhältnis von rund 65%  besser dran als die Division insgesamt. Die UBS verwaltete in der Region fast doppelt so viel Vermögen wie die CS, aber einen grossen Wurf hat die CS in Asien dennoch nicht nötig.

Gemäss verschiedenen Studien bringen es nur die grossen Player fertig, ein Kosten-Ertrags-Verhältnis unter 65% zu  erreichen. Wettbewerber mit weniger als 20 Mrd. $ Kundenvermögen gelten gemäss einer Analyse von EY als chancenlos. Dies dürfte besonders der Fall sein, wenn die Margen aufgrund schwieriger Marktbedingungen fallen. Etliche Konkurrenten haben schon verkauft. So ist das Asiengeschäft der Société Generale an die Singapurer DBS gegangen, was dieser Bank den Aufstieg in die Topliga der Vermögensverwalter ermöglicht hat.

Verzwicktes US-Geschäft

Offensichtlich ist bei Credit Suisse die ungenügende Performance des amerikanischen Vermögensverwaltungsgeschäfts, das mit rund 100 Mrd. Fr. Assets nur gerade eine schwarze Null schreibt. Bei einem Verkauf liessen sich wohl ein paar hundert Millionen Franken lösen, die zur Verbesserung der Kapitalrelationen oder für rentablere Geschäfte eingesetzt werden könnten. Allerdings trägt das Wealth Management Americas dem Vernehmen nach mehrere hundert Millionen Franken an allozierten Kosten. Bei einem Verkauf würden diese grossenteils nicht einfach mitverkauft, sondern müssten mehrheitlich von den anderen Einheiten getragen werden, was deren Rentabilität beeinträchtigen würde.

Ein Verkauf des US-Geschäfts würde für Credit Suisse also unweigerlich einen Restrukturierungsaufwand im Wealth Management und/oder in den USA auslösen. Gerade die Region Westeuropa (wo das unprofitable Deutschlandgeschäft schon verkauft wurde) scheint nach wie vor nicht nachhaltig aufgestellt, genauso wenig wie Wealth Management in Lateinamerika. Sie könnten den Zusatzaufwand nicht tragen.

Ein grosser Teil der Vermögen bleibt zu Hause Bald wird es mehr reiche Asiaten geben als reiche Amerikaner. In den nächsten fünf Jahren werde die Hälfte des globalen Vermögenszuwachses in Asien erfolgen, sagte Franceso de Ferrari, der Leiter von Private Banking Asia Pacific der Credit Suisse im Sommer an einer Präsentation in Zürich. ­Boston Consulting (vgl. Grafik 3) schätzt, dass die gesamten Vermögen der reichen Asiaten (als Kriterium gilt ein Finanzvermögen von über 1 Mio. $) den Reichtum der Nordamerikaner in diesem Jahr übertreffen werden (vgl. Grafik 3). Nun wird es wegen der scharfen Kurskorrekturen wohl etwas länger gehen. Im gobalen Wealth Management geben die asiatischen Kunden aber schon heute den Ton an. Dass die Weltregion mit der höchsten Anzahl armer Menschen zur Brutstätte der Reichen wird, hat mit dem stärkeren Wachstum vor allem in China und in Indien zu tun, was die Vermögen schneller steigen lässt. Bis 2019, so die Erwartung, wird ein Drittel des finanziellen Weltvermögens Asiaten gehören. Wichtig ist es im Auge zu behalten, dass Apac keine homogene Region ist, sondern aus so unterschiedlichen Märkten wie Australien und Malaysia besteht. Zwei Drittel der Vermögen gehören Chinesen und Japanern. Diese beiden Märkte sind aber onshore orientiert. Ein grosser Teil der Vermögenden will daheim betreut werden. Die Schweizer Banken haben bisher vor allem offshore gearbeitet und dazu ausser in der Schweiz auch in Hongkong und Singapur Plattformen aufgebaut. Sie gehen nun verstärkt ins Onshore-Geschäft, wobei sich komplexe operative und regulatorische Fragen stellen. Bei der Credit Suisse stehen onshore Japan und Australien im Vordergrund, UBS wagt sich nun ausserdem im Wealth Management nach China. Geplant ist eine Niederlassung in Schanghai. Julius Bär hat mit der Übernahme des internationalen Geschäfts von Merrill Lynch Assets von über 6 Mrd. Fr. übernommen und damit in diesem schwierigen Markt einen grossen Sprung gemacht.

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