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10:47 Uhr - 17.01.2017

Weniger Frankenanleihen platziert

Besonders das Segment der ausländischen Schuldner hat im Jahr 2016 gelitten. Das neue Jahr beginnt jedoch vielversprechend.

Was sich schon vor der Feiertagspause ab der zweiten Dezemberhälfte anhand vorläufiger Daten abzeichnete, hat sich bestätigt: Das Emissionsvolumen am Frankenkapitalmarkt ist auch 2016 weiter gesunken, auf 54,8 Mrd. Fr., nach 61,7 Mrd. 2015.

Im Segment der inländischen Schuldner wurden Frankenanleihen über nur noch 39,5 Mrd. Fr. begeben, nach 42,4 Mrd. im Vorjahr. Im Auslandsegment sank das Neugeschäft sogar von 19,3 auf 15,4 Mrd. Fr. Die Zahlen basieren auf Angaben der Credit Suisse (CSGN 15.78 -0.44%), ergänzt um die Bundesanleihen, emittiert von der Eidgenossenschaft.

Der traditionell geschäftsarme Dezember bot diesmal ein uneinheitliches Bild. Während inländische Schuldner – hauptsächlich Eidgenossenschaft, Pfandbriefbank und Pfandbriefzentrale – mit 1,97 Mrd. Fr. mehr begaben als im Dezember 2015 (1,8 Mrd.), blieb das Auslandsegment völlig geschäftslos. Hier waren vor Jahresfrist immerhin noch 455 Mio. Fr. neu emittiert worden.

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Das vorerst noch tiefe Zinsniveau nutzen

Der Auftakt des Geschäfts am Primärmarkt zum neuen Jahr lässt sich dagegen vielversprechend und lebhaft an. Nach Angaben der Commerzbank (CBK 7.5 0.66%) wurde in den ersten beiden Wochen mit 3,5 Mrd. Fr. so viel platziert wie seit 2014 (3,7 Mrd. Fr.) nicht mehr. In der Vergleichszeit des Vorjahres waren 2,9 Mrd. Fr. an neuen Obligationen an den Markt gekommen, in den ersten zwei Wochen 2015 gar nur 2,3 Mrd. Fr.

Neben dem traditionell starken Jahresauftakt könnte auch hineinspielen, dass verschiedene Schuldner das tiefe Renditeniveau im Hinblick auf einen möglichen Anstieg noch ausnutzen wollten, argumentiert Daniel Zubler, Leiter des Syndikatsgeschäfts bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Mit wenig Freude sei von Anlegern dagegen die Ankündigung einer Milliarden-Gewinnausschüttung der SNB (SNBN 1901 -1.86%) an die öffentliche Hand aufgenommen worden. Sie dürfte dazu beitragen, dass der Mittelbedarf der Kantone am Kapitalmarkt weiter schrumpft.

CS bleibt Spitzenreiter

Bei den führenden Emissionsbanken gab es 2016 gegenüber 2015 auf den ersten vier Plätzen keine Veränderung. Allerdings verringerte sich der Vorsprung des Marktführers Credit Suisse (CS) auf die Nummer zwei, UBS (UBSG 17.03 -0.06%). Während die CS als Konsortialbank ein Volumen von nur noch 13,9 Mrd. Fr. betreute, nach 17,7 Mrd. im Vorjahr, schrumpfte es bei der UBS lediglich von 11,5 auf 10,6 Mrd. Fr.

Die Kantonalbanken behaupteten mit den Hypothekenanleihen namens ihrer Pfandbriefzentrale den dritten Tabellenplatz. Sie konnten das Emissionsgeschäft gar noch von 7,6 auf 8,3 Mrd. Fr. leicht ausweiten.

Die ZKB blieb mit betreuten 4,8 Mrd. Fr. (Vorjahr: 5,4 Mrd.) auf Platz vier, während Raiffeisen Schweiz (4,2 Mrd. Fr. nach 4,6 Mrd.) einen Rang vorrückte und die Gruppe der sonstigen Kantonalbanken (ohne ZKB und Basler KB (BSKP 69.15 1.17%)) mit 2,8 Mrd. Fr. (Vorjahr: 4 Mrd.) auf Platz sechs verwies.

Turbulentes Jahr

Insgesamt war 2016 für den Frankenprimärmarkt ein turbulentes Jahr. Der bis Sommer anhaltende Verfall der Renditen wirkte sich laut Beobachtern bremsend auf die Emissionen aus. Nachdem die Briten überraschend für den EU-Austritt votiert hatten, sanken Anfang Juli zeitweise gar die Renditen sämtlicher Laufzeiten der eidgenössischen Bundesanleihen in den Negativbereich.

Ab dem Herbst sorgten positivere Aussichten für die Weltwirtschaft und die Erwartungen an die Konjunkturpolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump zunächst für eine Erholung bei den Renditen – eine Entwicklung, die jetzt schon auszuklingen scheint.

Der seit Jahren zu beobachtende Rückgang des Emissionsvolumens ausländischer Schuldner am Frankenmarkt liegt für Daniel Zubler im Wesentlichen an der Kombination von tiefen oder negativen Zinsen und sehr teuer gewordenen Währungs-Swaps. Es lohne sich für ausländische Emittenten kaum noch, die aufgenommenen Franken in die heimische Währung zu tauschen. Aber auch das «aggressive Anleihenkaufprogramm» der Europäischen Zentralbank habe Ausländer vom Frankenkapitalmarkt ferngehalten.

Nur Unternehmen ausserhalb der Finanzbranche etwas aktiver

Im Inlandsegment nutzten nach Angaben der ZKB 2016 einzig die Unternehmen ausserhalb der Finanzbranche, die Corporates, die günstigen Finanzierungsbedingungen für eine etwas höhere Mittelaufnahme als 2015. Da die Anleger immer intensiver auf der Suche nach Rendite gewesen seien, hätten auch Unternehmen mit Bonitätsnoten im BBB-Bereich noch sehr günstig Geld aufnehmen können, sagte ein Händler. Dennoch hielt sich auch der Unternehmenssektor mit Neuemissionen eher zurück, angesichts eines bereits hohen Bestands an Liquidität.

Das bedeutendste Volumen an Neuemissionen steuerten wie schon in den Vorjahren wieder die Pfandbriefinstitute bei. Auch die direkten Emissionen verschiedener Kantonalbanken blieben auf recht hohem Niveau. Inlandbanken benutzten weiterhin auch den Kapitalmarkt für die Refinanzierung ihrer Hypothekarkredite, die ihrerseits immer längere Laufzeiten aufwiesen, erklärt Daniel Zubler. Ebenfalls zurückhaltend mit der Begebung neuer Anleihen zeigten sich die kriselnden Energie- und Versorgungsunternehmen wie auch die öffentliche Hand.

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