Die Aktien des Nahrungsmittelherstellers sind im Aufwind. Auch andere defensive Werte sind gesucht.
Die Aktien von Nestlé (NESN 84.72 0.47%) steigen am Mittwoch auf ein neues Jahreshoch. Zwischenzeitlich kosteten sie 84.74 Fr. und damit so viel wie seit mehr als zehn Monaten nicht mehr. Zuletzt waren die Titel im volatilen Börsenumfeld auch als Schutz vor Abwärtsrisiken gesucht. Zum Vergleich: Der Leitindex SMI (SMI 8972.89 1.34%) notiert knapp 700 Punkte oder 6,8% unter dem Jahreshoch von Anfang Jahr, dem breiter gefassten SPI (SXGE 10584.04 1.37%) fehlen 4,2%.
Die Anleger des Nahrungsmittelkonzerns mussten dieses Jahr geduldig sein. Nach dem Hoch Ende 2017 bei mehr als 85 Fr. kannte der Aktienkurs lange Zeit nur eine Richtung: abwärts. Im Januar und Februar korrigierten die Titel mehr als 11%. Dies obwohl Nestlé mit dem Verkauf der US-Süsswarensparte an Ferrero Anfang Jahr einen lange ersehnten Schritt zur Verbesserung der Marge vollzog. Enttäuschende Jahreszahlen beschleunigten die Talfahrt. Den Tiefpunkt erreichten die Titel Ende März bei 73 Fr.
Konzernumbau schreitet voran
Doch dann zeigte der seit Januar 2017 amtierende CEO Mark Schneider, in welche Richtung er den Konzern in Zukunft führen will. Im Mai kündigte er die Übernahme der Vermarktungsrechte an der Handelssparte der US-Kaffeehauskette Starbucks (SBUX 58.59 0.38%) an. Der verstärkte Fokus auf das hochmargige Kaffeegeschäft wurde von Investoren begrüsst.
Für noch mehr Begeisterung an der Börse sorgte die erneute Wortmeldung von US-Aktivist Dan Loeb einen Monat später. Obwohl dessen Forderung, bis zu 15% des heutigen Geschäftsvolumens von Nestlé abzuspalten, so vom Management kaum umgesetzt werden dürfte, scheinen die Anleger zu glauben, dass er Druck auf den Nahrungsmittelkonzern ausüben kann. Zwischen Mitte Juni und Anfang August gewannen die Aktien 11%.
Kurz davor hatten Gerüchte die Runde gemacht, der Konzern prüfe den Verkauf von Herta. Gemäss Analysten erwirtschaftet der deutsche Fleischwarenhersteller einen Jahresumsatz von 1,3 Mrd. €. Das entspräche knapp 1,5% von Nestlés Gesamtumsatz. Dass es der Unternehmensführung rund um Schneider ernst ist mit dem Umbau, bewies sie mit einer Ankündigung Ende September: Die Problemsparte Hautpflege soll veräussert werden. Zudem könnten weitere Devestitionen folgen.
Defensive Titel sind gesucht
Zuletzt profitierten die Titel zudem von den volatileren Aktienmärkten. Viele Anleger flüchteten sich in weniger konjunktursensitive Aktien: Während der SPI seit Anfang Oktober 2,6% verloren hat, gewannen die Valoren des Nahrungsmittelherstellers 3%.
Nestlé sind nicht die einzigen defensiven Werte, die im jetzigen Börsenumfeld bei den Anlegern gesucht sind. Im Jahresvergleich teurer sind auch die Valoren des kleinen Lebensmittelherstellers Orior (ORON 89.4 0.11%) (Jahreshoch: 92.30 Fr.) sowie jene des anderen Börsenschwergewichts Novartis (NOVN 87.6 0.71%) (87.74 Fr.). Zu den Favoriten gehören derzeit ausserdem die Titel der Basler Kantonalbank (Kurs: 79.20, Jahreshoch: 82 Fr.) und jene der Banque Cantonale de Genève (193.50 Fr., 195 Fr.).
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