Zurück zur Übersicht
13:24 Uhr - 03.02.2016

Wie Swatch Group aus dem Tief finden will

Der starke Franken und die Probleme in Hongkong haben dem Uhrenhersteller das Jahresergebnis 2015 verhagelt. Dieses Jahr strebt der Uhrenhersteller wieder die Rückkehr zum Wachstum an.

Wenn man etwas Swatch-Group-CEO Nick Hayek nicht vorwerfen kann, dann ist es mangelnder Optimismus. Noch bevor der Geschäftsabschluss 2015 von den Anlegern verdaut ist, verkündet er bereits wieder stolze Wachstumserwartungen für das laufende Jahr. Gemäss seines Ausblicks soll der Umsatz 2016 um 5% wachsen. Diese Zielsetzung ist durchaus ambitiös, wenn man sich die jüngste Umsatzentwicklung vor Augen führt. Im zweiten Halbjahr 2015 hatte sich der Umsatz 5,4% zurückgebildet, während sich dieser im ersten Halbjahr noch leicht positiv entwickelt hatte (+3,6%).

Der Verlauf ist stark beeinflusst vom starken Franken, der mit Verzögerung auch die Swatch Group (UHRN 65.55 -0.68%) (UHR 333.9 -1.48%) getroffen hatte. Allerdings schaffte es Swatch Group auch nicht, in Lokalwährungen gerechnet zu wachsen. Noch im vergangenen Herbst hatte sich der CEO diesbezüglich positiv geäussert. “Wir wollen und werden in Lokalwährungen wachsen, das ist relevant”, sagte Hayek im Interview mit “Finanz und Wirtschaft”.

Einen Schritt hinter der Konkurrenz

Weil die Konkurrenz wie der Genfer Luxusgüterkonzern Richemont (CFR 64.7 0.78%) oder LVMH aus Frankreich in Euro abrechnen, stehen diese auf den ersten Blick besser da. LVMH, das seine Jahreszahlen gestern Dienstag publiziert hatten, steigerte den Umsatz 2015 um 16%. Richemont publiziert die Zahlen zum Geschäftsjahr 2015/16 erst im April. Nach neun Monaten wuchs der Konzern um 11%. Wie Swatch Group in ihrer Mitteilung anmerkte, betrug ihr Wachstum in Euro 10,3% und damit etwas weniger als die Konkurrenz.

Neben dem starken Franken machte der Swatch Group auch der weiterhin schwache Absatz in Hongkong zu schaffen. Die chinesische Sonderverwaltungszone ist für Luxusgüterhersteller deshalb interessant, weil die Margen der Händler tiefer sind als in Europa. Stückzahlenmässig habe die Swatch Group 2015 weiter zulegen können, ist aus der Konzernzentrale zu erfahren. Allerdings machte sich dies weder im Umsatz noch in der Margenentwicklung im Segment Uhren und Schmuck bemerkbar. Die Marge sank auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise 2008. Damals lag sie bei 18,2%, im vergangenen Jahr wies der Uhrenhersteller eine Marge von 18,8% aus. Gegenüber dem Vorjahr (22,1) und dem ersten Halbjahr 2015 (20,0) entspricht dies einem markanten Rückgang. Auch wenn Swatch Group damit noch immer deutlich profitabler als beispielsweise LVMH (Marge von 13,1%), müsste der Konzern bestrebt sein, längerfristig die Marge wieder über die 20%-Schwelle anzuheben. Aufgrund des Gewinneinbruchs 2015 sowie des Ausblicks für 2016 reduziert FuW die Gewinnschätzungen für das laufende Jahr von 25 auf 22 Fr. je Inhaberaktie und von 5 auf 4,40 Fr. je Namenaktie.

Guter Start ins Jahr 2016

Die Hoffnung von Swatch Group zielt einerseits auf die sportlichen Grossereignisse 2016 wie die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ab, andererseits auch auf die kürzlich lancierte Bezahl-Uhr Bellamy. Diese ist seit Januar in ausgesuchten Märkten erhältlich. Nick Hayek erwartet gemäss Medienmitteilung von Bellamy “einen sehr positiven Absatz”. Zuversichtlich stimmt ihn zudem auch der Start ins Jahr 2016. Im Januar habe sich gezeigt, dass vor allem in Festlandchina der Verkauf von Uhren gegenüber dem Vorjahr stark angezogen habe, schreibt Swatch Group.

Sorgen bereitet der Swatch Group offensichtlich auch der hohe Wertverlust der Aktien in den vergangenen Monaten. Zeitgleich zum Jahresergebnis kündigte der Konzern eines der grössten Aktienrückkaufprogramme in seiner Geschichte an. Bis spätestens 2019 will die Swatch Group Aktien im Wert von bis zu 1 Mrd. Fr. – je zur Hälfte Inhaber- und Namenaktien – zurückkaufen. Das entspricht 5,5% des aktuellen Börsenwerts. Offen bleibt jedoch gemäss Communiqué, ob die erworbenen Titel im Anschluss vernichtet oder im Eigenbestand gehalten werden. Mit diesem Schritt erwirkt Swatch Group nicht nur eine Gewinnverdichtung, sondern auch die Umgehung von möglichen Negativzinsen – zumal das Unternehmen in der Bilanz eine ansehliche Cash-Position von rund 1,3 Mrd. Fr. aufweist.

Am heutigen Dienstag vermögen die in die Wege geleiteten Massnahmen den Aktienkurs noch nicht zu stimulieren. Nach anfänglich deutlichen Verlusten haben sich die Notierungen bei einem Minus von 1,5% stabilisiert. Aufgrund der hohen Short-Positionen in den Aktien Swatch Group ist der kurzfristige Kursverlauf schwierig abschätzbar. Auch wenn Swatch Group mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2016 von 15 günstig bewertet ist, drängt sich ein Einstieg noch nicht unmittelbar auf. Erst wenn sich die Anzeichen mehren, dass das Unternehmen tatsächlich wieder auf einen anhaltenden Wachstumskurs einschwenkt, ist der Moment zum Einstieg gegeben.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.