Seit der Euro im Mai die Marke von 1.10 $ überstieg, korrigieren die europäischen Aktienmärkte. Den in Franken rechnende Anleger musste dies allerdings nicht kümmern.
Viele Anlagestrategen empfahlen Anfang Jahr den Kauf europäischer Aktien. Anziehendes Wachstum und eine klar günstigere Bewertung gegenüber dem US-Aktienmarkt waren die gängigsten Argumente dafür. Auch ein mehrjähriger Vergleich liess die Aktien des Euroraums attraktiv erscheinen. Der EuroStoxx-50 notierte Anfang 2017 noch immer 25% unter dem Höchst von 2007, während der US-Aktienmarkt gemessen am S&P 500 im selben Zeitraum schon 50% zugelegt hatte.
Im mediokren europäischen Aktienverlauf spiegeln sich die Euroschuldenkrise und die wirtschaftliche Stagnationsphase der letzten Jahre. Dass diese nun allmählich zu einem Ende kommen könnte, war ein weiteres Argument für Aktienkäufe in Europa.
Der Rat kam gut an: Nach einem zögerlichen Start avancierten die europäischen Aktien gemessen am Eurostoxx 50 zwischen Januar und Mai rund 10%. Doch dann war die Luft draussen. Als Trendkiller entpuppte sich die Währungsentwicklung. Die Korrektur im Eurostoxx 50 startete Anfang Mai. Zur selben Zeit stieg der Euro erstmals seit Längerem auf über 1.10 $. Heute steht der Euro bei knapp 1.18 $, so hoch wie seit Ende 2015 nicht mehr. Und der EuroStoxx-50 hat rund die Hälfte der bis Mai erreichten Avance wieder preisgegeben.
Die Erstarkung des Euros, wie sie sich auch gegenüber dem Franken manifestiert, liess an der Börse Vorsicht aufkommen. Die stärkere Gemeinschaftswährung werde die Gewinnentwicklung vieler Unternehmen im Euroraum beeinträchtigen, deren Konkurrenzfähigkeit schwächen und damit die Aufschwungkräfte in der EU-Wirtschaft dämpfen, ist die Angst vieler Anleger.
Gemäss einer Analyse der Deutschen Bank wurden die Gewinnschätzungen für die Unternehmen im Stoxx 600 (SXXP 382.53 0.95%) bezogen auf 2017 seit Mai im Durchschnitt um rund 2% gesenkt, die für 2018 noch etwas mehr, sie stehen nun wieder so niedrig wie letztmals im Herbst 2016, bevor Europa als Anlageregion von den Strategen breit empfohlen wurde. Die Bank erwartet nun noch ein Gewinnwachstum von rund 8% für 2017.
Für den Schweizer Anleger, der in Franken rechnet und Aktien aus dem Euroraum hält, ergibt sich ein freundlicheres Bild. Die Korrektur seit Mai wurde durch den Anstieg des Euros gerade etwa egalisiert.
Das alles zeigt, welch wichtige Rolle die Währungen in der Aktienanlage spielen. Auch die US-Arbeitsmarktzahlen vom Freitag, die viel besser ausgefallen sind
als erwartet, haben sich vor allem wegen deren Einfluss auf den Dollar auf die europäischen Aktienmärkte übertragen. Der Dollar gewann nach Veröffentlichung der Daten rund 1% gegenüber dem Euro, worauf DAX und Eurostoxx 50 mit einer Avance um je rund 1,2% reagierten.
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