Zurück zur Übersicht
16:00 Uhr - 02.09.2014

Romande Energie überzeugt operativ

Dank wenig Eigenproduktion profitiert der Westschweizer Stromversorger von den tiefen Grosshandelspreisen auf dem europäischen Markt.

Während andere Stromversorger unter den tiefen Grosshandelspreisen ächzen, profitiert Romande Energie (HREN 1109 3.16%) davon: Sie produziert selbst wenig Elektrizität – nur 14% des eigenen Bedarfs – und kauft den Grossteil auf dem europäischen Markt ein. Dort sind die Preise seit längerer Zeit günstig, wegen der massenhaften Einspeisung subventionierter erneuerbarer Energie aus Sonne und Wind. «Wenn die Kosten aus eigener Produktion höher sind als die Marktpreise, ist das ein grosser Vorteil», betonte CEO Pierre-Alain Urech im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». zoomDie tiefen Strombeschaffungskosten am Markt waren denn auch der Hauptgrund, weshalb Romande Energie das Betriebsergebnis auf den Stufen Ebitda (+31% auf 75 Mio. Fr.) und Ebit (+55% auf 49 Mio. Fr.) im ersten Halbjahr 2014 im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres deutlich steigern konnte.

Gleichzeitig ist Romande Energie über EOS am Branchennachbarn Alpiq beteiligt. Für diese indirekte Beteiligung wurde in den ersten sechs Monaten 2013 ein höherer Ertrag ausgewiesen, als Ende Jahr effektiv resultierte. Im ersten Semester 2014 verharrte nun der Ertrag aus der Alpiq-Beteiligung auf diesem tieferen Niveau (–75% auf 4 Mio. Fr.). Dazu kam noch ein niedrigeres Finanzergebnis. Weil diese beiden Effekte zusammen grösser waren als die betriebliche Verbesserung, resultierte unter dem Strich ein Gewinnrückgang (–16% auf 45 Mio. Fr.). «Angesichts des Marktumfelds kann von einem guten Ergebnis gesprochen werden. Der Gewinnrückgang ist nicht auf die operativen Aktivitäten von Romande Energie zurückzuführen», kommentierte Urech.

Mildes Wetter und wenig Regen wirken

Der Umsatz blieb im ersten Semester im Vergleich mit der Vorjahresperiode stabil. Das milde Wetter hatte allerdings zur Folge, dass weniger Strom über das Netz vertrieben wurde (–5% auf 1424 Gigawattstunden). Die damit verbundene Auswirkung auf den Umsatz konnte aber durch den Mehrabsatz anderer Produkte kompensiert werden. Wegen der geringen Niederschläge in den ersten Monaten des Jahres ging die Eigenproduktion von Elektrizität zurück (–22% auf 229 Gigawattstunden). Sie beruht im Wesentlichen auf Wasserkraft.

Einen quantifizierbaren Ausblick auf das Gesamtjahr 2014 gab Romande Energie nicht. Urech erwartet aber für das zweite Halbjahr gegenüber dem ersten Semester «keine wesentlichen Veränderungen».

Was die Zukunft angeht, so führt Romande Energie die Vorbereitungsarbeiten im Hinblick auf die Öffnung des Strommarktes weiter. Angestrebt werden eine verbesserte Qualität der Dienstleitungen und eine Diversifikation der Angebote. Diese sind darauf ausgerichtet, die Kunden im Umfeld der Energiewende zu begleiten. Das wird insbesondere mit neuen spezialisierten Dienstleistungen in den Bereichen Gebäudeenergie, Beleuchtung, Beratung und thermische Systeme gemacht, die seit Anfang Jahr vom neuen Geschäftsbereich Energiedienstleistungen angeboten werden. Aus der Zusammenarbeit mit Alpiq InTec und Holdigaz erwartet Romande Energie dabei Synergien.

Kraftwerkpark soll ausgebaut werden

Mit einer Eigenkapitalquote von 81% verfügt Romande Energie über eine beträchtliche finanzielle Flexibilität, die sie zum Ausbau ihres Kraftwerkparks nutzen will. Das Unternehmen entwickelt in der Schweiz zahlreiche Projekte in den Bereichen Wasserkraft, Sonnen- und Windenergie, Biomasse und Geothermie. Gleichzeitig plant es den Erwerb von Wasserkraftwerken und Windkraftanlagen in Frankreich und Deutschland. Hier gebe es in einigen Fällen schon «sehr fortgeschrittene Gespräche», sagte Urech. Voraussetzung, dass etwas gebaut oder gekauft werde, sei aber immer, dass die Rentabilität gegeben sei.

Die Aktien Romande Energie leiden unter dem Desinteresse der Anleger, das angesichts der widrigen Marktverhältnisse und der anhaltenden Unsicherheiten in der Energiepolitik auch andere Versorgertitel belastet. Da Romande Energie von dieser Situation zurzeit aber profitiert, hätten die Valoren mehr Aufmerksamkeit verdient.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.