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08:03 Uhr - 27.11.2015

Verwaltungsräte spüren mehr Druck

Verwaltungsratsmitglieder beurteilen ihre Tätigkeit nach der Umsetzung der «Minder-Initiative» als klar herausfordernder.

Zeitlicher Aufwand, Kommunikationsdruck und Reputationsrisiko sind für Mitglieder von Verwaltungsräten (VR) 2015 äusserst hoch und haben im Vergleich zu 2014 signifikant zugenommen. Der Grund dafür sind die grössere Einflussnahme durch Gesellschaft, Politik, Öffentlichkeit, Medien und Aktionäre sowie die daraus resultierende eingeschränkte eigene Entscheidungsbefugnis. Das zeigt das VR-Stimmungsbarometer 2015/16, das die auf die Rekrutierung von Topmanagern spezialisierte Beratungsgesellschaft Knight Gianella in Zusammenarbeit mit dem Corporate Governance Competence Center der Universität St. Gallen erstellt hat.

Gemäss der Umfrage, an der 150 Verwaltungsratsmitglieder aus der deutschen und der französischen Schweiz teilgenommen haben, werden Zeitbedarf und Aufwand für ein VR-Mandat im Jahr 2015 von 87% der Befragten als höher als früher eingeschätzt. 79% glauben, dass der Kommunikationsdruck zugenommen hat, und 66% meinen, dass das Reputationsrisiko gestiegen ist. Das ist eine deutliche Zunahme gegenüber 2014, als der Anteil der Befragten, die eine wachsende Belastung wahrnahmen, in allen drei Fällen nur rund halb so hoch war.

Debatte über Managerlöhne zeigt Wirkung

Dass die VR-Tätigkeit heute deutlich herausfordernder ist als 2014, führen 59% der Verwaltungsratsmitglieder auf die verstärkte Einflussnahme von Gesellschaft, Politik, Öffentlichkeit, Medien und Aktionären zurück. 2014 waren erst 45% der Befragten dieser Ansicht. Eine Folge dieser verstärkten Einflussnahme ist, dass die VR-Mitglieder die eigene Entscheidungsbefugnis als eingeschränkter beurteilen. 37% der Befragten sehen das für 2015 so. 2014 betrug dieser Anteil erst 28%.

Die verstärkte Einflussnahme von aussen ist eine Folge der Debatte über die Managerlöhne in der Schweiz, die in der Annahme der Minder-Initiative (Abzocker-Initiative) gipfelte und zum Erlass der Verordnung gegen übermässige Vergütungen (VegüV) führte. Diese sieht neue Berichterstattungspflichten für kotierte Unternehmen vor und gibt den Aktionären mehr Mitspracherechte bei der Bestimmung der Löhne für Mitglieder des Verwaltungsrats und des Top-Managements.

Motivation von Verwaltungsräten sinkt

Die zunehmenden Herausforderungen in der VR-Tätigkeit und die eingeschränktere Entscheidungsbefugnis haben Einfluss auf die Motivation der Verwaltungsratsmitglieder. 31% der Befragten beurteilen sie 2015 als niedriger als früher. 2014 waren es erst 26% der VR-Mitglieder, die das sagten. Vor der Umsetzung der VegüV war die persönliche Befindlichkeit der Befragten zu 59% positiv und zu 40% mittelmässig. Aktuell ist sie noch zu 44% positiv und zu 53% mittelmässig. Wie bereits 2014 sind auch 2015 nur 55% der Mandatsträger klar bereit, sich auch in Zukunft in kotierten Unternehmen als Verwaltungsrat zu engagieren. 45% äussern eine geringe bis hohe Bereitschaft, künftig auf ein VR-Mandat zu verzichten. Für drei Viertel der Befragten wird in Zukunft die Rekrutierung neuer VR-Mitglieder denn auch schwieriger.

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