Das auf Förderlogistik spezialisierte Unternehmen wächst rascher als der Markt. Die operativen Margen werden erneut überproportional gesteigert.
Wer hätte damit gerechnet? Nach einem Gewinnsprung im Vorjahr hat Interroll (INRN 1136 3.46%) auch 2016 deutliche Fortschritte erarbeitet. Auftragseingang, Umsatz, Profitabilität – auf sämtlichen Ebenen hat der Förderlogistiker die Prognosen übertroffen.
Der Umsatz stieg 11% auf 401,5 Mio. Fr. Dank eines sehr guten vierten Quartals ist die Zuwachsrate im Vergleich zum ersten Semester noch etwas gestiegen. Interroll profitierte mit Sortier- und Förderanlagen vom ungebrochenen Boom im elektronischen Handel (E-Commerce). Über die Festtage wurde eine Rekordzahl von Paketen versandt.
Ein wesentlicher Wachstumstreiber ist immer noch die 2014 lancierte modulare, flexibel einsetzbare Förderplattform. Sie wurde zuerst in Europa, nachher in Asien und im vergangenen Jahr auch in Nord- und Südamerika im Markt eingeführt.
Gewinn steigt mehr als 20%
Auch in der Profitabilität verbuchte das in San Antonino (Kt. Tessin) domizilierte Unternehmen Höchstwerte. Das operative Ergebnis Ebitda (vor Abschreibungen und Amortisation) hat sich erneut überproportional zum Umsatz erhöht; im Vorjahr war eine Marge von 16% ausgewiesen worden.
Der Gewinn habe «mindestens 20%» zugenommen, schreibt Interroll. Die Finanzanalysten der Zürcher Kantonalbank und der Bank Vontobel (VONN 54.5 -0.64%) hatten 18 bzw. 16% mehr kalkuliert. Das waren bereits ambitionierte Erwartungen, hatte Interroll den Überschuss im Vorjahr doch 53% erhöht.
Der Gewinnzuwachs und die solide Bilanz werden ermöglichen, mehr Dividende auszuschütten. Mit einer geschätzten Rendite von 1,3% zählen die Interroll-Aktien aber nicht zu den Dividendenperlen.
Die Aussichten der Gruppe bleiben intakt. Allerdings ist nochmals mit einer Verflachung der Zuwachsraten zu rechnen. «Wir werden 2017 wohl in etwas ruhigeres Fahrwasser geraten», sagt Finanzchef Daniel Bättig auf Anfrage. Ein Grossauftrag wie derjenige der brasilianischen Post, die zehn Sortieranlagen bestellt hat, sei nicht einfach zu ersetzen.
Noch liegt das Verhältnis Bestellungseingang (+5% auf 405 Mio. Fr.) zu Umsatz über 1. Das Management spricht von einem guten Start ins neue Jahr.
Mehr Geld für Forschung und Entwicklung
Der Finanzchef ist zuversichtlich: «Wir haben die Ambition, auch 2017 rascher als der Markt für Lager- und Förderlogistik zu wachsen.» Das wäre mehr als die 4 bis 5%, wie sie Branchenexperten im Mehrjahresdurchschnitt voraussagen. Wie bis anhin ist organisches Wachstum im Vordergrund, ergänzt durch kleinere Übernahmen.
Laut Daniel Bättig wird das Unternehmen in diesem Jahr in Forschung und Entwicklung mehr Mittel für den «neuen Megatrend Industrie 4.0» einsetzen. Statt insgesamt 2 bis 3% des Umsatzes sind es 3 bis 4%. Neue Produkte sollen die Industrieunternehmen darin unterstützen, Fertigung und Lagerhaltung zu automatisieren.
In mittelfristiger Sicht gibt es immer noch gute Gründe für einen Kauf der Interroll-Aktien. Nach einer Verdreifachung des Börsenwerts auf 930 Mio. Fr. innerhalb von vier Jahren ist die Luft für Avancen allerdings dünner geworden.
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