Der Thuner Solarzulieferer hat gegenüber dem in Schieflage geratenen Apple-Zulieferer 9,3 Mio. $ Forderungen ausstehend. Das belastet auch die Aktien, die am Dienstag 2,7% verlieren.

Es war ein ominöses Vorzeichen: Das neue iPhone 6 von Apple (AAPL 99.7 0.08%) ist ohne das besonders kratzfeste Saphirglas ausgeliefert worden. Für den US-Zulieferer GT Advanced (GTAT 1.57 96.25%) Technologies war es wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. GT baut eine Saphirglasproduktion für Apple auf und erhielt dafür vom Elektronikriesen einen dreistelligen Millionenkredit, der jetzt offenbar fällig gestellt wurde. Warum, bleibt vorerst offen. GT musste am Montag wegen einer ernsten Liquiditätskrise Gläubigerschutz unter Chapter 11 des US-Konkursrechts anmelden. Am Nasdaq brachen die Valoren 92% auf 0.87 $ ein, was 1,4 Mrd. $ Wertverlust entspricht. CEO Tom Gutierrez sagte aber, GT habe ein starkes und fundamental gesundes Geschäft.

Auch für den Solarzulieferer Meyer Burger (MBTN 9.13 -2.67%) kam die Nachricht überraschend, wie CFO Michel Hirschi auf Anfrage von FuW sagte. GT sei einer der vielen Kunden der Thuner; die weitere Zusammenarbeit und die nächsten Schritte würden geprüft. Das Exposure sei in einem «begrenzten Rahmen», momentan könne Meyer Burger nicht mehr dazu sagen. «Begrenzt» ist aber relativ: Über die Töchter Roth & Rau und Diamond Materials Tech zählt Meyer Burger zu den dreissig grössten GT-Gläubigern mit 9,3 Mio. $ ungedeckten Forderungen, wie aus vor Gericht eingereichten Unterlagen von GT hervorgeht.

Wie GT liefert auch Meyer Burger – offiziell nicht bestätigt – Technologie für die Apple-Saphirglasproduktion. Die Gruppe will im anspruchsvollen, aber viel Wachstum versprechenden Saphirmarkt noch stärker Fuss fassen. «Selbstverständlich erwarten wir weitere Aufträge aus diesem Bereich», sagte Hirschi. Neue Angaben zur Entwicklung der Auftragslage gab Meyer Burger am Dienstag aber nicht.

Wie Meyer Burger hofft GT auf neue Grossaufträge. Die beiden tiefrote Zahlen schreibenden Unternehmen sind etwa in ein Projekt in Katar für den Aufbau einer Modulproduktion im Gigawatt-Massstab involviert. Daraus sind bis dato keine Auftragsabschlüsse berichtet worden. Im laufenden Jahr hat GT Advanced im Solarsegment nur rund 31 Mio. $ (per Ende Juni) umgesetzt. GT baut etwa Öfen zur Solarsiliziumherstellung und ist damit im Solarbereich nicht direkt Wettbewerber, liefert aber zum Teil für dieselben Projekte, die auch Meyer Burger bedient.

Mitte September hat Meyer Burger über die Platzierung einer Wandelanleihe von 100 Mio. Fr. erneut Kapital aufgenommen. Im ungünstigsten Fall könnte durch die Krise von GT ein Teil davon gefährdet werden. Das Solar- und Saphirgeschäft ist schwierig und kapitalintensiv. Die Vorzeichen für eine Entspannung sehen anders aus. Die Titel Meyer Burger bleiben stark korrekturgefährdet.

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