Von 8 auf 23% ist der Hibor heute gesprungen, der Interbankenzins für die chinesische Währung. Im Januar hatte das an den Märkten Panik ausgelöst.
Auf den Chinazins Hibor schaut niemand, bis plötzlich alle auf ihn schauen. Heute wurde er auf 23,7% katapultiert. Das ist 15,8 Prozentpunkte höher als am vergangenen Donnerstag, dem letzten Handelstag vor den chinesischen Herbstfeiertagen. Im August lag der Hibor im Durchschnitt bei 1,4%.
Der hohe Zins wird als Indiz dafür gesehen, dass die chinesische Zentralbank die Währung Yuan stabilisieren will.
Wiederholung der Januar-Explosion
Im Januar gab es schon einmal solch eine Zinsexplosion. Damals stieg der Hibor auf fast 70%. Dies deuteten die internationalen Finanzmärkte als Stresssignal für China.
Der Hibor (Hong Kong Interbank Offering Rate) ist vergleichbar mit dem Interbankenzins Libor und zeigt die kurzfristigen Kreditkosten für chinesische Yuan im Offshore-Markt. Also für die chinesische Währung, die nicht in Festlandchina gehandelt wird.
Liquiditätssteuerung am Offshore-Markt
Anders als am heimischen Markt kann die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China (PBoC), den Zins und den Wechselkurs offshore nicht direkt beeinflussen. Sie kann die Liquidität über Interventionen – direkt oder über chinesische Banken – steuern.
So hat die PBoC dem Markt nun wohl Yuanliquidität entzogen, um die Währung aufwerten zu lassen.
Stabile Währung bis Oktober
Der Offshore-Kurs scheint für die PBoC in den vergangenen Tagen zu nahe an die Marke von 6.70 Yuan/$ gestossen zu sein.
Nach Meinung mancher Experten will Peking die chinesische Währung diesen Monat nicht weiter abwerten lassen, da der Yuan am 1. Oktober in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (Sonderziehungsrechte) aufgenommen wird. Die Aufnahme in den IWF-Währungskorb ist ein wichtiger Schritt für China, um den Yuan als internationale Reservewährung zu etablieren (lesen Sie hier mehr dazu).
Erfolgreiche Wechselkursanpassung
Die PBoC hat mit dem Liquiditätsentzug nun auch Währungsspekulationen erschwert, die auf eine Zinsanhebung der US-Notenbank am Mittwoch setzen. Ein höherer US-Zins könnte Währungen wie den chinesischen Yuan abwerten lassen.
Der Hibor-Sprung brachte vorerst das erwünschte Resultat. Der Offshore-Yuan hat sich aufgewertet und notiert nun fast zum identischen Kurs wie der Yuan auf dem Onshore-Markt.
Abwertungsdruck hält an
Der Abwertungsdruck für Chinas Währung scheint sich nach einer Pause über die letzten Monate zu verstärken. Kapital fliesst ab, die Devisenreserven der Volksrepublik sinken.
Gibt die PBoC dem Druck des Marktes nach, könnte sich wieder die Angst vor einer massiven Abwertung des Yuans breitmachen. Das hatte im August vergangenen Jahres und im Januar diesen Jahres für grosse Kursverluste an den Finanzmärkte gesorgt.
Noch ist es nicht so weit. Die chinesischen Aktienmärkte sind freundlich in die neue Woche gestartet.
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