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10:21 Uhr - 19.07.2018

Roche enttäuscht mit Lungenkrebsstudie

Noch sind es nur vorläufige Ergebnisse für das Medikament Tecentriq. Doch sie bestätigen, dass der Pharmakonzern in der Krebsimmuntherapie keinen Boden gutmachen kann.

Der Pharmakonzern Roche (ROG 232.1 -1.13%) hat vorläufige Ergebnisse einer mit Spannung erwarteten Studie zur Behandlung von Lungenkrebspatienten vorgelegt und enttäuscht. Die zulassungsrelevante Studie Impower132 war eine von acht in diesem Jahr, die den Nutzen des Medikaments Tecentriq in der Krebsimmuntherapie untersuchten.

Die Genussscheine verloren im frühen Handel zunächst 1,4%. Die Studie war praktisch der letzte Hoffnungsschimmer, der zeigen sollte, dass Roche auf diesem Behandlungsgebiet doch noch Boden gegenüber der Konkurrenz Merck (MRK 62.94 0.66%) (MRK 85.24 -0.3%) & Co sowie Bristol-Myers (BMY 56.88 0.44%) Squibb gutmachen kann. Stand jetzt bleiben dem Konzern in der Krebsimmuntherapie wohl nur noch Nischenmärkte.

Grösstes Marktpotenzial bei Lungenkrebs

Die Impower132-Ergebnisse zeigen, dass die Kombination aus Tecentriq und Chemotherapie zwar das Fortschreiten der Krankheit aufhalten konnte. Beim zweiten grossen Hauptziel – die Überlebenschancen der Patienten zu verbessern (Overall Survival, OS) – konnte der Konzern allerdings keine statistisch signifikanten Ergebnisse liefern.

Die Studie war auch diejenige, die am ehesten mit zwei Studien von Merck zu vergleichen war, wenn es um die Behandlung des nichtkleinzelligen Lungenkrebses ging, wo das grösste Marktpotenzial bei dieser Krankheit liegt.

Merck überzeugt mit besseren Daten

Die Amerikaner hatten zuletzt auf Fachkongressen eindrucksvolle Daten präsentiert. So zeigten sich etwa im Vergleich zur bisherigen Standardbehandlung allein mit Chemotherapie eine Reduktion des Risikos des Fortschreitens der Krankheit um die Hälfte und eine Steigerung der Überlebenschance von ebenfalls 50%.

Damit hat Merck die Latte sehr hoch gelegt. Auch wenn Impower132 noch weitergeführt wird, damit der Konzern weitere Details vorlegen kann, ist die Wahrscheinlichkeit jetzt doch drastisch gesunken, dass Roche hier noch deutliche Fortschritte erzielen kann. Daten für die wichtige Überlebenswahrscheinlichkeit werden erst für 2019 erwartet.

Geringe Chancen auf Erfolg

«Wir meinen, dass Roche jetzt an einem Punkt angelangt ist, bei dem sie eingestehen muss, dass sie trotz erster positiver Daten kaum Chancen hat, im grossen Markt des Lungenkrebses eine entscheidende Rolle zu spielen», schreibt Michael Nawrath, Analyst bei Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Stefan Schneider von Vontobel (VONN 72.7 -0.48%) hatte seine Prognose bereits zuvor gesenkt, sieht jetzt keinen Bedarf, sie weiter anzupassen. Baader-Helvea-Analyst Bruno Bulic, der zuvor noch optimistisch Spitzverkäufe allein im nichtkleinzelligen Lungenkrebs von 5 Mrd. Fr. bei Tecentriq erwartet hatte, hat seine Prognose nun auf 1 Mrd. Fr. gesenkt. Bei kleinzelligem Lungenkrebs und bei Brustkrebs erwartet er aber weiterhin 2,7 Mrd. Fr.

Markteintritt von Biosimilars

Bislang hatten Analysten im Schnitt erwartet, dass Roche mit Tecentriq im Jahr 2022 einen Umsatz von 4,3 Mrd. Fr. erzielen wird, wie aus Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg hervorgeht. Das wären dann 7% des Umsatzes. Neben dem Mittel gegen Multiple Sklerose Ocrevus wird wohl nur noch das Krebsmedikament Perjeta in diese Dimension vorstossen.

Diese drei Wirkstoffe hätten nach den Analystenerwartungen in vier Jahren die absehbaren Einbussen bei den bisherigen grossen Umsatztreibern zumindest auffangen sollen. Die drei grossen Multimilliardenmedikamente Avastin, Rituxan und Herceptin verlieren derzeit den Patentschutz oder haben ihn bereits verloren, womit Roche hier mit dem Markteintritt biomedizinischer Nachahmerprodukte zu kämpfen hat.

Zuletzt verkaufte Roche mit dem Mittel Tecentriq im ersten Quartal 2018 gerade einmal umgerechnet 0,14 Mrd. $. Merck kam dagegen mit ihrem Mittel Keytruda auf 1,46 Mrd. $ und Bristol-Myers Squibb mit Opdivo auf 1,51 Mrd. $.

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