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18:10 Uhr - 16.12.2014

Bravofly will Lastminute.com

Das Reisebüro Bravofly will die Plattform Lastminute.com vom amerikanischen Dienstleister Sabre übernehmen. Die Transaktion beläuft sich auf 120 Mio. $.

Wertvernichtung par excellence: Ende der Neunzigerjahre war die britische Lastminute.com Highflyer an der Börse. Im Jahr 2005 kaufte das US-Unternehmen Sabre die Online-Reiseagentur für mehr als 1 Mrd. $. Da hatte die Website die besten Zeiten schon hinter sich. Am Dienstag nun hat die Bravofly Rumbo Group ein Angebot zum Kauf der Plattform eingereicht: für 120 Mio. $ – inklusive Buchungsdienstleistungen von Sabre für die nächsten Jahre. Für Investoren wird Börsendebütant Bravofly dadurch nur unwesentlich interessanter.

Wer beim IPO (Initial Public Offering) von Bravofly Mitte April dabei war, hat seither gut 70% seines Einsatzes verloren. Dem Online-Reisevermittler mit Wurzeln in Italien machen Meta-Suchmaschinen zu schaffen, die Transparenz bei Reisebuchungen schaffen, sowie Suchmaschine Google (GOOGL 513.01 -0.55%), der Ambitionen im Reisemarkt nachgesagt werden. Mehr als 100 Mio. Fr. spülte der Börsengang in die Kassen von Bravofly. Seinerzeit war die Rede von Übernahmen, die kurz bevorstünden. Getan hat sich bis diese Woche nichts. Mit Lastminute.com scheint Bravofly auf den ersten Blick allerdings einen Coup gelandet zu haben.

Der mögliche Kauf birgt laut Pressecommuniqué für Bravofly ein Brutto-Reisevolumen von fast 2,5 Mrd. € und einen Umsatz von mehr als 260 Mio. €. Das alles zum Schnäppchenpreis. Das Angebot habe «keine wesentlichen Auswirkungen auf die Netto-Cash-Position», teilte Bravofly mit. Das Geheimnis: Die Web-Reiseagentur übernimmt Verpflichtungen von Lastminute.com und schliesst einen «langfristigen Vertrag» mit dem Inhalt ab, das Sabre-Vertriebssystem zu nutzen. Wie lange genau, wurde auf Nachfrage nicht gesagt.

Schritt ist gelungen

US-Anbieter Sabre betreibt ein Computerreservierungssystem, vergleichbar mit dem bekannteren Amadeus, und hat sich auf technische Fragen rund um Reisebuchungen spezialisiert. Sabre ging auch im April an die Börse und hat seither 15% an Wert gewonnen. Schon vor dem Börsengang hiess es aus dem Unternehmen, man sei bereit, Lastminute.com für «so gut wie nichts» abzustossen. Dieser Schritt ist nun gelungen.

Die Annahme des Angebots setze noch Gespräche mit den Mitarbeitern voraus, teilte Bravofly weiter mit. Diese «Informations- und Konsultationsprozesse» sollen im ersten Quartal abgeschlossen sein. Klappt das Geschäft, würde Bravofly alle wesentlichen Geschäfte von Lastminute.com in Grossbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien erwerben. Zur Zahl der Lastminute.com-Angestellten machte ein Bravofly-Sprecher keine Angaben.

Belastbare Zahlen zu Marktanteilen von Lastminute.com gibt es nicht. Klar ist, dass die Bedeutung zuletzt abgenommen hat. Am stärksten dürfte Lastminute.com im Heimatmarkt Grossbritannien sein. Bravofly ist schon in allen Ländern des Übernahmekandidaten präsent. Nachdem die Titel der Gesellschaft am Dienstag mit 13.05 Fr. noch ein neues Allzeittief markiert hatten, stiegen sie nach der Übernahmenachricht kurz deutlich. Für eine abschliessende Beurteilung  fehlen aber Informationen. Anleger bleiben bei Bravofly weiter besser an der Seitenlinie.

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