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14:59 Uhr - 27.02.2015

Leonteq-CEO Jan Schoch: «Wir stehen erst am Anfang»

Das Derivathaus Leonteq werde weiter schnell wachsen, neues Kapital brauche es dazu nicht. «Eine neue Kapitalerhöhung steht momentan nicht an», versichert CEO Jan Schoch im Interview.

Herr Schoch, Sie haben an der Jahrespressekonferenz das Entwicklungspotenzial im Versicherungsgeschäft erwähnt. Wie gross ist es? Heute arbeitet Leonteq mit der Versicherung Helvetia zusammen, die wie Leonteq zum Raiffeisen-Cluster gehört. Sind neue Partner in Sicht?
Unser Potenzial am Versicherungsmarkt ist gross. Das zeigt schon der Blick auf einige Kernzahlen: Das Prämienvolumen im europäischen und im asiatischen Lebensversicherungsmarkt beträgt je rund 1000 Mrd. Fr. Wenn die Leonteq-Plattform nur schon wie heute im Bankgeschäft einen Marktanteil von 0,5% erreicht, so entspricht das einer gewaltigen Ausweitung unseres Geschäfts. Dazu kommt, dass dieses Geschäft weit langfristiger und damit attraktiver ausgerichtet ist als das Bankgeschäft. Die Produkte im Versicherungsgeschäft haben in der Regel eine Laufzeit von dreissig Jahren, nicht nur von einigen Monaten oder Jahren wie im Bankgeschäft. Wir führen auch im Versicherungsmarkt Gespräche mit potenziellen Partnern.

Wie sieht es im Bankbereich aus? Wie gross ist das Potenzial, wie sieht es mit Partnerschaften aus? Wie sind die Chancen, einen Partner in Europa zu finden?
In Europa haben wir noch eine Lücke, da machen wir kein Geheimnis daraus. Auch in der europäischen Bankbranche führen wir mit Blick auf eine Kooperation verschiedene Gespräche. In allen europäischen Ländern sehen sich die Finanzdienstleister mit der Frage konfrontiert, welche Teile der Wertschöpfungskette inhouse erbracht und welche extern an Fintech-Unternehmen übertragen werden sollen. Wir sind überzeugt, dass die Fertigungstiefe bei den Banken zurückgehen wird zugunsten einer Konzentration auf Kernkompetenzen im Interesse des Mehrwerts des Endkunden. Hier kommt Leonteq (LEON 241.7 -0.33%) als innovativer Anbieter ins Spiel und kann einen Mehrwert bieten, der zunehmend erkannt wird.

Auf welche Länder und welche Gesellschaften konzentrieren Sie sich?
Es ist nicht so entscheidend, welches europäische Land und welche Gesellschaft im Fokus steht. Aber es ist so, dass wir uns nicht auf kleine und periphere europäische Länder und kleine Finanzdienstleister konzentrieren, sondern die grösseren Länder und die grösseren Unternehmen mit internationaler Ausstrahlung in den Fokus nehmen. Auch hier werden wir mit unserer Partnerschaft nicht enttäuschen.

Die Kooperation mit der asiatischen Bank DBS ist gemäss Ihren Angaben mit hundert Produkten gut angelaufen. Wie viele Produkte werden Sie bis Ende Jahr lancieren?
Diese hundert Produkte sind erst der Anfang. Wir rechnen für 2015 mit über tausend emittierten Produkten. Wichtig ist jedoch nicht nur die zahlenmässige Ausdehnung. Wichtig ist ebenso, dass wir die Zeit, um Produkte zu lancieren, bereits 80% reduzieren konnten. Auch hier sind noch weitere Verbesserungen möglich. Unsere Zusammenarbeit mit DBS öffnet uns wie erhofft viele Türen in Asien. Davon konnte ich mich im Februar im Rahmen einer Reise überzeugen.

Innovative Fintech-Unternehmer wie Sie glauben an die exponentielle Entwicklung der Dinge. Wie gross ist das Potenzial für Ihr Geschäft?
Das Potenzial für unser Geschäft ist gross, davon sind wir überzeugt. Wir stehen immer noch erst am Anfang unserer Entwicklung. Der erwähnte kleine Marktanteil von 0,5% im Bankgeschäft illustriert das. In anderen Industrien haben mittelgrosse Gesellschaften einen Marktanteil von 5 bis 10%, und zwar sowohl in Asien wie auch in Europa. Mit anderen Worten: Es ist plausibel, dass wir auf längere Sicht weiter deutlich wachsen können. Dazu braucht es nicht einmal eine exponentielle, sondern lediglich eine stetige graduelle Entwicklung.  

Für Leonteq scheint der Himmel die Grenze zu sein.  Sollte und könnte sich Leonteq als innovatives Fintech-Unternehmen im Raiffeisen-Verbund noch mehr einbringen? Sie könnten mit Ihrem Hauptaktionär Notenstein eine volldigitale Privatbank auf die Beine stellen.
Für uns stand und steht nicht die horizontale, sondern die vertikale Integration im Vordergrund. Wir haben uns in unserer Geschichte immer stärker spezialisiert und auf den Ausbau unserer ganz spezifischen Nische konzentriert. So wollen wir es auch in Zukunft halten. Die erwähnte Arbeitsteilung im Fintech-Bereich entspricht genau dieser Strategie. Eine digitale Privatbank will Leonteq nicht selbst aufbauen, da dies der zuvor erwähnten Reduktion der Fertigungstiefe diametral widersprechen würde Einerseits würden wir damit im IT-Bereich Firmen wie Avaloq kopieren und konkurrenzieren, was nicht unser Ziel ist. Andererseits würden wir mit dem Vorstoss ins Privatbankgeschäft ganz neue Risiken eingehen. Auch das will Leonteq nicht.

Womit dürfen Anleger in Sachen Dividende rechnen? Kann auch im laufenden Jahr von einer Steigerung um 50% ausgegangen werden?
Wir machen keine Aussagen zur künftigen Ausschüttung. Aber wir verweisen gerne auf unseren Track Record. Für das Geschäftsjahr 2012 schütteten wir 1 Fr. Dividende aus, für das Geschäftsjahr 2013 2 Fr. und nun für das Geschäftsjahr 2014 3 Fr.

Können Sie das ins Auge gefasste grosse Wachstum ohne weitere Kapitalerhöhung finanzieren? Oder steht schon bald wieder eine Kapitalerhöhung an?
Eine neue Kapitalerhöhung steht momentan nicht an. Aktuell haben wir zirka 30% des aufgenommenen Kapitals verplant. Wir wollen auch in dieser Frage transparent informieren. Wir zeigen detailliert auf, wie wir die Mittel aus der letzten Kapitalerhöhung einsetzen und investieren. Daraus wird deutlich, dass wir nicht zu viel und nicht zu wenig Geld aufgenommen haben, sondern genau im richtigen Umfang.

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