Die britische Währung fällt am Dienstag zeitweise unter 1.25 Fr. und damit auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren.
Heute morgen kostete ein Pfund noch 1.2450 Fr. und damit erstmals seit September 2011 weniger als 1.25 Fr. Damals hatte das Pfund ein Rekordtief bei 1.15 Fr. markiert. Damit setzt sich die jüngste Talfahrt gegenüber der Schweizer Währung fort. Noch vor einem Monat notierte das Pfund über 1.30 Fr. Im Laufe des Morgens erholte sich es nach der Publikation der jüngsten Inflationszahlen.
Die Inflation kletterte auf 0,6% und damit auf den höchsten Stand seit November 2014. Damit wurden die Erwartungen übertroffen. Experten gingen von einer Inflationsrate von 0,5% aus.
Auch Euro und Dollar schwächer
Auch andere Währungen schwächen sich gegenüber dem Franken deutlich ab. Der Dollar büsst fast 1% auf 96.45 Rappen ein, der Euro gibt 0,2% auf 1.0863 Fr. nach.
Auch gegenüber der Leitwährung Dollar hat sich das Pfund deutlich abgeschwächt. Seit Anfang August fiel die britische Währung rund 3% und notiert erstmals seit der Brexit-Abstimmung wieder unter 1.30$. Am Dienstagmorgen sackte das Pfund zeitweise auf 1.2880 $ ab und damit in die Nähe des Jahrestiefs vom 6. Juli, das bei 1.2798 $ liegt.
Seit Anfang Jahr hat das Pfund gegenüber dem Dollar 12% und zum Franken 16% eingebüsst. Damit verzeichnet das Pfund die schlechteste Entwicklung unter den wichtigsten Währungen in diesem Jahr.
Rendite-Einbruch bei britischen Staatsanleihen
Nicht nur das Pfund ist seit der Brexit-Abstimmung ein Gradmesser für die Finanzbranche, sondern auch die Entwicklung der britischen Staatsanleihen. Der Kurs des zehnjährigen Gilt hat seit Ende Juni deutlich zugelegt, die Rendite ist von 1,4 auf 0,5% eingebrochen.
Vieles deutet darauf hin, dass zumindest das Pfund in den kommenden Wochen unter Druck bleiben wird. So haben in den vergangenen Tagen Hedgefonds und andere Profiinvestoren über 90’000 Wetten auf einen sinkenden Kurs der britischen Währung abgeschlossen. Dies habe die Commodity Futures Commission in Washington bekanntgegeben, welche die Futures- und Optionsmärkte in den USA reguliert, wie das «Handelsblatt» schreibt.
«Das Pfund hat einige wichtige Barrieren durchbrochen», zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg Marktanalyst Angus Nicholson von IG in Melbourne. «Sollte es weitere technische Anzeichen für eine Rezession in Grossbritannien geben, kann die Bank of England wohl nicht anders, als weiterhin ihre geldpolitischen Zügel zu lockern.»
Weitere Zinssenkungen erwartet
Bereits am 4. August hatte die britische Notenbank die Zinsen auf ein historisches Tief zurückgenommen. Die Bank of England reagierte damit auf erste Stimmungsumfragen kurz nach dem Volksbeschluss, aus der Europäischen Union austreten zu wollen. So deuteten die Ergebnisse einen Rückgang der Aktivität im Bausektor, dem verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungsbereich an.
Gemeinhin wird erwartet, dass die Bank of England bei ihrer Zinssitzung im November ein weiteres Mal an der Zinsschraube drehen dürfte, und zwar um 15 Basispunkte. Ein solcher Entscheid würde das Pfund weiter verbilligen.
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