Der Markt setzt ein Fragezeichen hinter die Fantasien des Verschlüsselungsspezialisten.
Vor einem Monat hat es so ausgesehen, als stünden die Aktien des Sicherheits- und Verschlüsselungsspezialisten Kudelski (KUD 12.35 0%) an einem Wendepunkt: Nachdem sie ab Mitte Juli bis zum Jahrestief gegen Ende September 37% verloren hatten, schossen sie danach innert zwei Wochen 21% in die Höhe. Seither haben sie aber wieder nachgegeben. Im Oktober hat sich auch die Anzahl der Kudelski-Aktien, die ausgeliehen wurden, deutlich erhöht um 35%. Das signalisiert, dass das Unternehmen in das Visier der Leerverkäufer gerückt ist. Sie leihen sich Aktien aus und verkaufen sie, um sie nach einem erwarteten Kursrückgang günstiger zurückzukaufen und so Gewinne einzustreichen.
Kudelski ist gewiss angreifbar. Das Unternehmen hat mit dem Mitte August präsentierten Halbjahresbericht die Erwartungen der Anleger stark enttäuscht. Wie so oft vertröstete Hauptaktionär und Gruppenchef André Kudelski auf die Zukunft – er will kräftig investieren und nimmt dafür aktuell Verluste in Kauf. Ein zentrales Investitionsfeld ist Cybersecurity, wo das Unternehmen aber nicht allein ist. Den Fantasien von André Kudelski wird zusehends mit Skepsis begegnet.
Ganz oben auf der Liste der Leerverkäufer oder Shorties stehen erneut, in gleicher Reihenfolge wie im Vormonat, der Solarlieferer Meyer Burger (MBTN 1.88 2.73%) sowie Burckhardt Compression (BCHN 299.25 0.59%), der Hersteller von Kolbenkompressoren. Die Aktien Meyer Burger haben in diesem Jahr markant zugelegt, was sie in den Augen von manchem Marktteilnehmer für einen Kursrückschlag anfällig werden liessen. Anfang dieser Woche hat der Anlagenbauer nun aber den ersten grösseren Auftrag für seine Heterojunction-Technik erhalten – zuvor hatte er jahrelang vergeblich nach einem Abnehmer für diese Hocheffizienztechnologie gesucht. Intern wird der Auftrag als «Meilenstein» gewertet. Für die Shorties besteht damit Gefahr, auf dem falschen Fuss erwischt zu werden.
Burckhardt Compression leidet an einer Ertragsschwäche. Überkapazitäten und Margendruck prägen das Marinegeschäft, das u. a. Kompressorlösungen für mit Flüssiggas betriebene Handelsschiffe liefert. Das Management glaubt, dass es im nächsten Jahr aufwärtsgeht. Die Leerverkäufer werden davon ausgehen, dass die Erholung länger auf sich warten lässt.
Skepsis ist weiterhin gegenüber Aryzta (ARYN 31.51 0.03%) vorhanden. Der kriselnde Backwarenhersteller ist stark verschuldet – manche meinen, es sei eine Frage der Zeit, bis er eine den Gewinn je Aktie verwässernde Kapitalerhöhung durchführen muss.
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