Georg von Wattenwyl, Präsident des Verbandes für Strukturierte Produkte, will die App «Portfolio Optimizer» des SVSP noch stärker verbreiten.
Herr von Wattenwyl, die Finanzmärkte haben eine fulminante Entwicklung hinter sich. Wie entwickelt sich die Nachfrage nach strukturierten Produkten?
Die positive Marktentwicklung hat die Nachfrage nach strukturierten Produkten zusätzlich unterstützt. Nationale und internationale Investoren sehen verstärkt die Vorteile. So kann mit Themen- und Strategiezertifikaten gezielt an Megatrends partizipiert werden. Zudem bieten Struki die einzige Möglichkeit, Bitcoin in ein Bankdepot zu legen und von der guten Handelbarkeit zu profitieren. Gemäss unserem Wertschöpfungsreport ist der Umsatz mit strukturierten Produkten über 20% gestiegen und beläuft sich für 2017 auf 275 Mrd. Fr.
Setzt sich dieser Trend fort?
Strukturierte Produkte haben zweifelsohne an Akzeptanz zurückgewonnen, und der Jahresauftakt stimmt uns zuversichtlich. Sie werden als Alternative zu niedrigen Zinsen weiterhin gefragt sein, und es wird auch zukünftig Trends geben, an denen man mit Struki sehr schnell partizipieren kann.
In den Depots von Schweizer Banken sind gut 3% der Vermögen in strukturierten Produkten investiert. Ein guter Wert? Was ist das Potenzial?
Unsere Industrie will dem Anleger Struki verstärkt im Portfoliokontext verständlich machen und als festen Baustein für ein effizientes Portfolio etablieren. Sei es als Alternative zu Cash oder zu Obligationen, aber auch zur Absicherung. Wenn wir da erfolgreich sind, wird automatisch auch verstärkt in Struki investiert. Eine Prognose wäre jedoch wie Kaffeesatzlesen. Unser Ziel sind zufriedene Investoren, die unsere Produkte regelmässig einsetzen.
Wie soll dieses Ziel erreicht werden?
Wir setzen unsere Anstrengungen zur Aufklärung und zum besseren Verständnis von strukturierten Produkten fort. Um die Möglichkeiten und die Vorzüge noch besser aufzuzeigen, haben wir die App «Portfolio Optimizer» geschaffen. Damit kann man auf einfache Art und Weise den Einsatz von Struki im Portfolio simulieren und die Wirkung im Kontext des gesamten Portfolios praxisnah erfahren.
Hat sich die App bewährt?
Wir erhalten viel positives Feedback zur App. Die Investoren schätzen vor allem die umfassenden Simulationsmöglichkeiten. Dennoch sind wir mit der breiten Nutzung noch nicht zufrieden. Es muss uns gelingen, weitere Anlegerkreise mit der App und somit mit Struki anzusprechen.
Wird die App weiterentwickelt?
Ja, so wird sie zum Beispiel zur Finanzmesse hin mit verfilmten Use Cases bereichert, um dem Anleger die Möglichkeiten mit der App einfach aufzuzeigen. Weitere Entwicklungsschritte werden momentan diskutiert.
Welche Hindernisse will der Verband, die Struki-Branche auf dem weiteren Weg überwinden?
Noch gibt es Vorurteile gegenüber Struki. Da sind wir als Branche und als Verband gefordert. Transparenz und Produktkenntnisse sind für den Anleger entscheidend. Diese Themen haben wir in den letzten Jahren stetig verbessert und werden dies auch weiterhin tun.
Um die vor gut eineinhalb Jahre lancierte Initiative des Verbands für den Einsatz von strukturierten Produkten in Pensionskassen ist es ruhig geworden. Ist der Vorstoss gescheitert?
Überhaupt nicht. Das Thema ist zuoberst auf der Verbandsagenda, und wir arbeiten intensiv an dieser Initiative. Wir sind uns jedoch bewusst, dass wir als Branche auch gewisse Hausaufgaben machen müssen, beispielsweise was die Kostentransparenz für Struki in Pensionskassen betrifft. Dazu sind wir im konstruktiven Austausch mit der OAK, der Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge des Bundes. Eine neue Arbeitsgruppe des Verbands treibt die Initiative zielgerichtet vorwärts. Auch an der Finanz’18 diskutieren wir das Thema mit Fachleuten aus den verschiedenen Bereichen.
Wann rechnen Sie mit konkreten Ergebnissen und dem systematischen Einsatz von strukturierten Produkten in Pensionskassenlösungen?
Wir sind zuversichtlich, dass wir mit der OAK bis Mitte Jahr eine Lösung für die Kostentransparenz finden werden. Auch danach wird es kein Selbstläufer sein. Aufklärung und ein adäquates Produktangebot der Emittenten sind zentral, um die Bedürfnisse bestmöglich abdecken zu können.
Anfang Jahr ist die EU-Regulierung Mifid II in Kraft getreten, und in der Schweiz stehen mit dem Finanzdienstleistungs- und dem Finanzinfrastrukturgesetz Fidleg und Finfrag verschärfte Regeln an. Was verändert sich dadurch im Geschäft mit strukturierten Produkten?
Die Finanzkrise hat eine Regulierungsflut ausgelöst, um Privatkunden bei der Geldanlage besser zu schützen. Zentral ist bei Mifid II die Information des Investors über die Gesamtkosten beim Erwerb eines Anlageprodukts. Diese Kostentransparenz wird durch Abgabe eines Kostenblatts sichergestellt. Zusätzlich war unsere Industrie auch noch durch die Priips-Regulierung gefordert.
Die bedeutet?
Hersteller von strukturierten Produkten müssen seit Anfang Jahr für jedes Produkt ein standardisiertes Basisinformationsblatt erstellen, das auf maximal drei Seiten dem Anleger die wesentlichen Produktmerkmale aufzeigen soll. Vergleichbare Transparenzanforderungen werden in der Schweiz mit dem Fidleg eingeführt. Diese neuen regulatorischen Vorschriften führen zu einer Standardisierung der Aufklärung und der Transparenz und erlauben dem Investor einen besseren Vergleich von Produkten. Wir begrüssen diese erhöhte Transparenz, die wir im Struki-Geschäft schon bisher auf freiwilliger Basis weitestgehend erfüllt haben.
Wie wird die Interessenvertretung des SVSP von der Politik in Bern aufgenommen?
Seit rund zwei Jahren bauen wir den Austausch mit Politikern und Experten aus der Verwaltung auf und aus. Die meisten unserer Gesprächspartner sind angesichts der Grösse und der Bedeutung des Schweizer Struki-Marktes – es ist notabene der grösste Markt der Welt – erstaunt. Wir stossen mit unseren Anliegen und unserem Feedback zu Regulierungsthemen auf offene Ohren und erhalten grösstenteils Zuspruch.
Welches ist das wichtigste Ziel oder Geschäft, das Sie als Verbandspräsident bis Ende Jahr erreichen respektive abschliessen möchten?
Wir als Branche wollen unseren Beitrag zur Stärkung des Vorsorgesystems leisten. Hoffentlich gelingt es uns, in enger Zusammenarbeit mit den Pensionskassenverantwortlichen strukturierte Anlagelösungen zum Vorteil aller Versicherten zu finden. Das wäre toll.
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