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23:36 Uhr - 18.02.2015

Das Fed macht sich startklar für den Liftoff

In den Vereinigten Staaten rückt die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise näher. Damit heizt sich die Debatte unter den Währungshütern um den richtigen Zeitpunkt für diesen heiklen Schritt auf.

Der Countdown läuft. Seit Ende 2008 hält das Federal Reserve den Leitzins auf nahezu null gedrückt. Doch damit soll es bald vorbei sein. Wie aus den Unterlagen zur letzten Sitzung der amerikanischen Notenbank hervorgeht, werden entscheidende Vorbereitungen für eine Zinserhöhung getroffen. In der Frage, wann genau der sogenannte Liftoff beginnen soll, ist sich der Fed-Vorsitz allerdings noch tief gespalten.

“Die Federal Funds Rate ist möglicherweise für eine ausreichend lange Zeit an ihrer Untergrenze belassen worden”, fanden diverse Mitglieder am letzten Treffen von Ende Januar. “Es könnte deshalb angebracht sein, in kurzer Frist mit der Straffung der Geldpolitik zu beginnen”, argumentierten sie.

Diese Ansicht wurde jedoch längst nicht von allen im Fed-Vorsitz geteilt. Mit Blick auf die Risikoabwägungen zum Zeitpunkt für eine Normalisierung der Geldpolitik seien “viele Mitglieder” dazu geneigt, “die Federal Funds Rate für eine längere Zeit an ihrer effektiven Untergrenze zu belassen”, heisst es in den am Mittwochnachmittag veröffentlichten Aufzeichnungen.

Konfusion an Wallstreet

An den New Yorker Aktienbörsen lösten die Nachrichten gemischte Gefühle aus. Der US-Leitindex S&P 500 zog nach der Publikation des Fed-Protokolls zunächst an, fiel dann aber zurück und schloss unverändert auf 2099,68. Klarer fiel die Reaktion am Bondmarkt aus, wo die Rendite auf zehnjährige Treasuries 7 Basispunkte auf 2,07% sank. Der Dollar bewegte sich gemessen an einem Korb der international wichtigsten Währungen kaum.

Nach dem Treffen vom 27. und 28. Januar bekräftigte des Entscheidungsgremium der US-Notenbank, dass es mit einer Zinserhöhung “geduldig” sein werde. An ihrer letzten Pressekonferenz sagte Fed-Präsidentin Janet Yellen zudem, dass geduldig eine Spanne von mindestens zwei Fed-Sitzungen bedeute. Entsprechend gross ist Spannung, wenn sich die Währungshüter am 17. und 18. März zum nächsten Mal treffen.

Sommer oder Herbst?

Macht das Federal Reserve in vier Wochen Ernst und steuert eine Zinserhöhung an der übernächsten Sitzung von Mitte Juni an, dann werden sie das Wort „geduldig” aus ihrem Kommuniqué streichen. Nach den überraschend robusten Arbeitsmarktdaten für Januar rechnen viele Ökonomen mit einem solchen Schritt. Anders schätzen die Finanzmärkte die Lage ein. Dort wird der Liftoff gemäss Terminkontrakten auf die Federal Funds Rate erst im Oktober erwartet.

Fed-Chefin Janet Yellen hat kommende Woche Gelegenheit, mehr Einblick in die Zinsdebatte innerhalb der US-Notenbank zu geben. Im Zug einer halbjährlichen Anhörung wird sie dem amerikanischen Kongress am 24. und 25. Februar Rede und Antwort stehen.

Risikofaktor China

Für eine Zinserhöhung im Sommer spricht der rasche Rückgang der Arbeitslosenquote, die sich mit 5,7% bereits nahe dem Niveau von Vollbeschäftigung bewegt. Andererseits verharrt die Inflation jedoch klar unter dem anvisierten Ziel von 2% und die globalen Konjunkturaussichten sind wenig erbaulich.

Wie aus den Protokollunterlagen hervorgeht, hat sich der Fed-Vorsitz an seinem Treffen ausführlich über diesen Zielkonflikt unterhalten. Sorgen machte den Währungshütern mitunter China. Das langsamere Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte sahen sie als  “Faktor, der die wirtschaftliche Expansion in einer Anzahl von Ländern behindert”.  Weitere Risiken machten sie in “einem globalen Disinflationsdruck”, in Spannungen im Nahen Osten und in der Ukraine sowie in der “finanziellen Unsicherheit um Griechenland” aus.

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