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16:30 Uhr - 02.12.2016

UBS konzentriert Europageschäft

Frankfurt wird zur Europazentrale der Schweizer Grossbank. Details zu den Effizienzgewinnen gibt sie nicht bekannt.

Die UBS (UBSG 15.87 -2.04%) macht ernst: Mit der Gründung der UBS Europe SE konzentriert die Grossbank die meisten ihrer Wealth-Management-Einheiten in Europa in einer Rechtseinheit. Die neue Gesellschaft mit Hauptsitz Frankfurt  wurde am 1. Dezember im Handelsregister eingetragen.

Wie sich die Änderungen im Gewinn niederschlagen, ist ungewiss. Die Bank gibt keine Zahlen oder Erwartungen bekannt. Sie spricht nur von einer Verbes­serung der Effizienz des europäischen ­Geschäfts. Dennoch dürfte die UBS in mehrfacher Hinsicht von diesem Schritt profitieren. Im Fokus stehen tiefere administrative Kosten und eine einheitliche Informatik-Plattform.

Mit Gründung der Europabank verschmelzen die Tochtergesellschaften in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien und Luxemburg zu einer Rechtseinheit. Die Luxemburger Gesellschaft umfasst bereits die Niederlassungen in Österreich, Dänemark und Schweden.

Die rechtlich unabhängigen Einheiten werden aufgelöst und durch Niederlassungen ersetzt. Zwar gelten für diese die länderspezifischen Vorschriften, dennoch ist UBS Europe SE durch die Registrierung in Frankfurt regulatorisch nur noch dem deutsch Regulator Bafin unterstellt. Die Vereinfachungen möglich macht die Wahl des Rechtskleids: der Societas Europaea (SE). Es hilft der Bank, die Administration zu verschlanken.

Wie die strategische Flexibilität wirkt, zeigt sich, wenn Aktivitäten in einem Land in Europa auf- und ausgebaut werden. Die Bank braucht im jeweiligen Land nur noch Niederlassungen zu eröffnen. Das ist mit tieferen Kosten und weniger Kapital möglich als die Gründung einer unabhängigen Tochtergesellschaft. Noch nicht Teil der UBS Europe SE sind die Standorte Grossbritannien, Frankreich, Monaco und Jersey.

Sparen bei der Informatik

Grosses Sparpotenzial bietet auch die IT-Plattform. Im Endzustand soll das gesamte Wealth Management der Bank über dieselbe Informatiklösung abgewickelt werden. Um das zu erreichen, hat UBS grosse Anstrengungen unternommen. Unter dem Akronym 1WMP (one wealth management platform) hat sie in den vergangenen Jahren eine Lösung entwickelt, die das möglich macht.

Aufgrund der Leistungsfähigkeit der Plattform können zusätzliche Märkte aufgenommen werden, ohne dass das Personal in grossem Umfang aufgestockt werden muss. Die Plattform wird aus der Schweiz heraus betrieben.

2017 werden allerdings zuerst die asiatischen IT-Plattformen in Hongkong und Singapur mit der schweizerischen zusammengeführt. Die europäischen Plattformen werden folgen. Aktuell ändert sich innerhalb der UBS Europe aber nichts an den Buchungszentren.

Chef der UBS Europe SE wird Thomas Rodermann (vgl. Bild). Bislang leitete er das Deutschland-Geschäft der UBS. Diese Funktion bekleidet er auch in der neuen Organisation. Ansonsten ergeben sich organisatorisch vorerst keine grossen Änderungen. Die Niederlassungen in den einzelnen Ländern werden von den jeweiligen Marktverantwortlichen geleitet.

Auch für Kunden und Mitarbeiter ändert sich nicht viel. Ausser dass Kunden von erweiterten Angeboten und Dienstleistungen profitieren.

Es sollen keine Mitarbeiter aus der Schweiz nach Europa verschoben werden. Denn: Bei der Europabank sollen onshore Kunden betreut werden. Das sind Kunden, bei denen Domizil und Ort der Bankbeziehung übereinstimmen. Aus der Schweiz heraus wird hingegen auf Offshore-Kunden fokussiert. Diese wollen ihre Vermögen in der Schweiz halten und sind von der Änderung nicht betroffen.

Ursprünglich wollte die UBS ihre Europabank schon viel früher lancieren. Da die Bewilligungen mit den einzelnen Ländern zuerst ausgehandelt werden mussten, hat sich der Prozess verzögert.

Erwartungen fehlen

Die Aktien haben auf die Ankündigung der neuen Einheit nicht reagiert. Ebenso zurückhaltend sind die Analysten – weil die UBS Europe keine Zahlen bekannt gegeben hat. Ob die UBS mit der Europa-bank einen Mehrwert generiert, wird sich zeigen.

Die Aktien können schon heute nicht mehr als Schnäppchen bezeichnet werden. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 und einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,1 sind sie deutlich höher bewertet als der europäische Bankendurchschnitt. Die erwartete Dividendenrendite von über 5% ist hingegen attraktiver als bei der Konkurrenz. Mit einer harten Kernkapitalquote CET 1 von 14% gehört UBS jedoch zu den soliden Banken, was einen Bewertungsaufschlag rechtfertigt.

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