Die Nationalbank dürfte für 2017 einen Gewinn von 50 Mrd. Fr. verbuchen. Hauptgrund ist der schwächere Franken.
Im vergangenen Jahr habe die Schweizerische Nationalbank einen Gewinn von 50 Mrd. Fr. erzielt, veranschlagt der Ökonom Alessandro Bee von UBS (UBSG 18.425 0.35%). «Ein Gewinn in dieser Grössenordnung dürfte einmalig bleiben.» Der bisherige Rekord von 38 Mrd. Fr. im Jahr 2014 wird deutlich übertroffen.
Der grösste Teil des Jahresgewinns der SNB (SNBN 4050 1.5%) ist im dritten Quartal angefallen (vgl. Grafik). Damals gewann der Euro zum Franken deutlich an Wert, und 42% der Devisenanlagen der SNB sind in Euro denominiert. Im Juli schoss der Wechselkurs von gut 1.09 auf mehr als 1.15 Fr./€. Da die Nationalbank ihren Gewinn in Franken rapportiert, sorgt ein schwächerer Frankenkurs für einen Gewinn auf dem Fremdwährungsbestand.
Damit belief sich der Neunmonatsgewinn der SNB per Ende September auf 34 Mrd. Fr.
Euro und Aktien steigen auch im vierten Quartal
Im vierten Quartal stieg der Euro gegenüber dem Franken nochmals 2%. Die Aktienkurse legten global fast 5% zu, im Devisenbestand der SNB machen sie ein Fünftel aus. Vier Fünftel sind in Anleihen investiert, deren Marktzins ist leicht gestiegen, und die Kurse sind 1 bis 2% gesunken. Gold (Gold 1319.802 0.02%) wurde knapp 2% teurer.
Insgesamt rechnet Bee für das vergangene Quartal mit einem Gewinn von 15 bis 20 Mrd. Fr.
Auch für das gesamte Jahr sind der Euro und die Aktien ausschlaggebend. Die Aufwertung der Gemeinschaftswährung zum Franken betrug fast 9%, und die weltweiten Börsen avancierten gemäss Bee 15 bis 20%.
Der Franken ist fast fair bewertet
Der Rekordgewinn sei wohl einmalig, das liege «vor allem an der Bewertung des Frankens», erklärt Bee. Zu Beginn des letzten Jahres habe der Franken noch bei 1.07 Fr./€ notiert und sei damit im Vergleich zur Kaufkraftparität (fairer Wert) 12% überbewertet gewesen. Am Ende des Jahres kostete 1 € 1.17 Fr, was die Überbewertung auf rund 3% reduzierte (vgl. Grafik).
Bee folgert: «Der Franken ist damit kaum noch überbewertet, dementsprechend hat sich das Renditepotenzial aus der Frankenabwertung mehrheitlich erschöpft.» Das steht im Gegensatz zur Aussage von Nationalbankpräsident Thomas Jordan an der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 14. Dezember: Die Überbewertung habe sich reduziert, «aber der Franken ist insgesamt weiterhin hoch bewertet».
Das Eigenkapital nimmt zu
Mit dem hohen Gewinn habe sich das Eigenkapital der SNB markant verbessert, führt Bee aus. Während es Ende 2016 noch 85 Mrd. Fr. betrug, dürfte es inzwischen auf 133 Mrd. Fr. gewachsen sein. Im Verhältnis zur Bilanzsumme stieg das Eigenkapital von 11 auf 16%. Damit ist die Eigenkapitalquote leicht höher als beim früheren Rekordgewinn 2014 und auf dem höchsten Stand seit Anfang 2011.
Das voraussichtlich erfreuliche Ergebnis des Geschäftsjahres 2017 führt dazu, dass Bund und Kantone eine Gewinnausschüttung von 2 Mrd. Fr. erhalten sollten. Die Aktionäre würden die gesetzlich festgesetzte Maximaldividende von 15 Fr. je Aktie bekommen.
Gute Aussichten für 2018
Für das Jahr 2018 rechnet Bee mit einer weiteren Abschwächung des Frankens auf 1.19 Fr./€. Davon werde die SNB nochmals profitieren – aber nicht annähernd im gleichen Ausmass wie im vergangenen Jahr. Die Nationalbank hingegen betont das Risiko. Die Abwertung des Frankens spiegle, dass sichere Häfen zurzeit weniger gesucht seien. «Diese Entwicklung ist aber noch fragil», sagte Jordan im Dezember.
Einen «ordentlichen Gewinn» prophezeit Bee für das laufende Jahr. Die SNB nehme allein aus Coupons von Anleihen, Dividenden und dem Negativzins rund 14 Mrd. Fr. pro Jahr ein. UBS erwartet für 2018 eine robuste globale Konjunktur, weiterhin tiefe Zinsen und eine gedämpfte Risikoaversion. Bee: «Davon dürfte auch die Nationalbank profitieren.»
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