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10:44 Uhr - 17.08.2016

Swisscom ist am Zug

Wenn der Telecomkonzern am Donnerstag Halbjahreszahlen vorlegt, interessiert vor allem die Strategie in Italien. Doch auch in der Schweiz wurden die Karten neu gemischt.

In Italien, einem wichtigen Markt für Swisscom (SCMN 481 -0.31%), gab es in den vergangenen Wochen und Monaten viel zu reden. Dazu zählen die geplante Fusion der Mobilfunkanbieter 3 Italia und Wind und mögliche wettbewerbsrechtliche Auflagen, der bevorstehende Eintritt von Iliad (ILD 171.062 -0.47%) in den Mobilfunkmarkt und die Pläne des Versorgers Enel (ENEL 4.008 -2.34%), im Geschäft mit schnellen Glasfasernetzen mitzumischen. Aussagen des Swisscom-Managements, wie sich die Tochter Fastweb angesichts dieser Veränderungen positionieren will, interessieren daher.

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Sowohl im Mobilfunkgeschäft als auch beim Ausbau der Glasfasernetze kooperiert Fastweb neu bzw. verstärkt mit Telecom Italia (TIT 0.7905 0.44%). Doch es gibt weitere Optionen. So könnten die schnellen Breitband-Verbindungen von Fastweb attraktiv für Iliad sein, um Bündelangebote aus Mobilfunk und Festnetzinternet machen zu können. Auch fragt sich, ob Fastweb die bisherige Strategie beibehalten kann und will, Mobilfunk ergänzend zum Festnetz anzubieten. Als Mobilfunkanbieter zählte das Unternehmen per Ende 2015 lediglich 564’000 Handyabos und wird in Statistiken des Regulators Agcom nicht explizit aufgeführt, anders als im Breitbandgeschäft.

Schwächen im Schweizer Markt

Finanziell ist Fastweb für Swisscom eine wichtige Auslandsbeteiligung, im ersten Quartal 2016 steuerte die Tochter 17% zum Umsatz und 13% zum Ebitda bei. Wenn das Geschäft in Italien zum Fliegen kommt, könnte das Schwächen im Schweizer Markt ausgleichen, sofern die Wechselkurseffekte neutral oder gar vorteilhaft ausfallen. In der Schweiz erwarten Analysten tendenziell einen Umsatzrückgang. Der Mobilfunkmarkt gilt als gesättigt und Roaming-Einnahmen sind rückläufig.

Das TV-Angebot in der Schweiz wiederum ist für viele Kunden ein wichtiges Argument, um ein Paket aus mehreren Diensten beim einen oder anderen Anbieter zu beziehen. Dort musste Swisscom in den vergangenen Wochen Rückschläge hinnehmen. Die Rechte für die Fernsehübertragungen von Live-Eishockey ab der Saison 2017/18 ging an ein Konsortium aus der Kabelnetzbranche, darunter die Liberty-Global-Tochter UPC. Auch bei den Live-Übertragungen der englischen und spanischen Fussballligen erhielt Swisscom bzw. der zum Konzern gehörige TeleClub nicht den Zuschlag, sondern ein Streamingdienst namens Dazn, hinter dem die englische Perform (OXPER 254.75 0%) Group steht.

Verhandlungen über Weiterverwertung

Entscheidend wird sein, ob und zu welchen finanziellen Konditionen Swisscom mit den neuen Rechteinhabern eine Einigung bezüglich Weiterverwertung der Inhalte findet. Immerhin hat der Telecomkonzern ein wichtiges Faustpfand. Denn die Rechte für Schweizer Live-Fussball hält Swisscom weiter und etwa die Kabelnetzbetreiber haben Interesse, diese Spiele ebenfalls zeigen zu können.

Auf Konzernebene erwarten Analysten im Schnitt gemäss AWP-Konsens eine gegenüber dem Vorjahreszeitraum stabile Entwicklung bei Umsatz und Ebitda, die bei 5757 Mio. Fr. und 2149 Mio. Fr. gesehen werden. Ebit (1068 Mio. Fr., –3,3%) und Gewinn (747 Mio. Fr., –4,7%) dürften hingegen gemäss den Erwartungen der Experten zurückgehen. Im ersten Halbjahr 2015 war das Betriebsergebnis stärker unter Druck geraten (–4,7%), seinerzeit hatte aber ein tieferer Zinsaufwand unter dem Strich einen Teil kompensieren können. Der Gewinn sank im Vorjahreszeitraum 2,7%.

Stabiler Ausblick erwartet

Die Bank Vontobel (VONN 46.1 -0.43%) erwartet ein «anhaltend schwieriges Umfeld» in Swisscoms Schweizer Kerngeschäft sowie für das Bestreben, die hohen Marktanteile zu halten. Fastweb dürfte solide Resultate abliefern, heisst es. Die ZKB rechnet in der Schweiz mit leicht höheren Kosten für die Bindung und Gewinnung von Kunden gegenüber dem Vorjahr. Ebenso wird für das gesamte Unternehmen ein unveränderter Ausblick für Umsatz und Ebitda im laufenden Jahr erwartet. Swisscom selbst geht von leicht über 11,6 Mrd. und rund 4,2 Mrd. Fr. aus. Die Investitionen wurden mit 2,3 Mrd. Fr. beziffert.

Bei Erreichen der finanziellen Ziele sollen die Anleger eine stabile Dividende von 22 Fr. je Aktie erhalten. Das entspricht aktuell einer Rendite von 4,6%. Der breite Markt, gemessen am Swiss Performance Index (SPI (SXGE 8886.37 -0.59%)), kommt derweil auf einen durchschnittlichen Wert von 3,4%. Aus Dividendengesichtspunkten sind Swisscom-Aktien attraktiv. Das Kurspotenzial ist hingegen begrenzt. Auf Basis der durchschnittlichen Analystenschätzungen (Zwölf-Monats-Kursziel) beträgt das Ertragspotenzial 2,9%. Die Titel sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 für das laufende Jahr akzeptabel bewertet.

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