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13:00 Uhr - 31.03.2015

Raus aus der Versenkung, rein ins Weisse Haus

Carly Fiorina hat angekündigt, ins US-Präsidenschaftsrennen 2016 einzusteigen. Politisch hat die ehemalige Chefin von ­Hewlett-Packard bislang keine grossen Stricke zerrissen.

Vom CEO-Posten eines multinationalen Unternehmens auf die Politbühne: Diesen Karriereschritt ­haben ­schon einige Topmanager versucht – aber nur wenige mit Erfolg umgesetzt. Einen Versuch wagt nun auch Carly Fiorina.

Am letzten Wochenende gab die ehemalige Chefin des Technologiekonzerns Hewlett-Packard (HPQ 31.57 0.25%) (HP) bekannt, für die Republikaner ins Rennen um die US-Präsidentschaft einzusteigen. Zwar werde sie detailliertere Pläne erst zu einem späteren Zeitpunkt offenlegen. Die Wahrscheinlichkeit einer Kandidatur liege, wie Fiorina gegenüber «Fox News Sunday» erklärte, aber über 90%. Gegenwärtig arbeite sie daran, ein Wahlteam zusammenzustellen und die Finanzierung zu sichern.

Im Interview umriss sie, weshalb sie für den Posten im Weissen Haus besonders qualifiziert sei. Sie verfüge über ein fundiertes Verständnis darüber, wie die Wirtschaftswelt in der Realität funktioniere. Schliesslich habe sie als Sekretärin begonnen und sich zur Chefin des damals weltgrössten Technologieunternehmens hochgearbeitet.

Wie schon bei früheren Gelegenheiten liess sie dabei an Hillary Clinton kaum ein gutes Haar. Bereits im Januar hatte Fiorina öffentlich in einer Rede erklärt, im Gegensatz zur demokratischen Kontrahentin «tatsächlich etwas erreicht» zu haben.

Holpriger Beginn

Der Bildungsweg der 1954 in Austin, Texas, geborenen Fiorina verlief zu Beginn holprig. Das Vorhaben, Rechtswissenschaften zu studieren, brach sie bereits nach einem Jahr ab.

Nach mehreren Jobwechseln heuerte sie im Alter von 25 Jahren schliesslich als Vertriebsmitarbeiterin bei AT&T (T 32.97 0.67%) an. Kontinuierlich stieg sie im US-Telecomgigant die Karriereleiter hoch. Ihre Intelligenz, rasche Auffassungsgabe und ihre guten Leistungen blieben dabei auch dem Konzernmanagement nicht verborgen.1996 wurde ihr deshalb die operative Umsetzung des Spin-offs von Lucent übertragen – eine Aufgabe, die sie mit Bravour löste und die die spätere Berufung zur HP-Chefin massgeblich begünstigte.

Wie stolz Fiorina auf ihre Zeit an der HP-Spitze 1999 bis 2005 sein darf, wird allerdings heiss debattiert. Nicht jeder scheint die positive Selbsteinschätzung Fiorinas zu teilen. Regelmässig wird die 60-jährige auf Listen der «schlechtesten CEO aller Zeiten» gewählt – was vor allem auf die kontroverse Elefantenhochzeit mit Wettbewerber Compaq 2002 zurückzuführen ist.

Auch innerhalb des Konzerns wird ihre Wirkungsperiode kritisch hinterfragt. So erklärte etwa die amtierende Chefin Meg Whitman, dass Gründe der aktuellen Schwierigkeiten von HP bis in die Ära Fiorina zurückreichen würden.

Durchzogener Leistungsausweis

Tatsächlich präsentiert sich der Leistungsausweis eher durchzogen: Zwar kassierte Fiorina über ihre ganze Tätigkeit rund 100 Mio. $ an Vergütungen. Dennoch wurden in ihrer Amtsperiode allein in den USA rund 30 000 HP-Arbeitsplätze abgebaut. Gleichzeitig verlor der Aktienkurs rund 50%, was nicht einfach mit schwierigen Rahmenbedingungen und den Dotcom-Verwerfungen entschuldigt werden kann.

Das belegt allein schon ein Blick auf Wettbewerber Dell (Dell 0 0%). Gegen Schluss hatte Fiorina gleich mehrfach die Quartalserwartungen der Märkte verfehlt, was Anfang 2005 in der Entlassung durch den Verwaltungsrat mündete.

Seit ihrem Rausschmiss hat sich Fiorina verstärkt auf der politischen Ebene betätigt. 2008 engagierte sie sich etwa in der Präsidentschaftskandidatur von John McCain und wurde von einigen Medien kurzzeitig als mögliche Vizepräsidentin gehandelt – eine Position, die später bekannterweise von Sarah Palin besetzt wurde.

Ein Jahr später gab Fiorina bekannt, im Bundesstaat Kalifornien für die Senatswahlen anzutreten. Zwar konnte sie sich in den parteiinternen Ausscheidungen durchsetzen. Gegen die demokratische Widersacherin Barbara Boxer zog sie dann allerdings mit einer Stimmendifferenz von zehn Prozentpunkten den Kürzeren.

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