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11:41 Uhr - 06.04.2016

Chad Wasilenkoff: Er will den sichersten Franken aller Zeiten

Der antizyklische Investor glaubt an die Zukunft des Papiergelds – die zu seiner Gruppe gehörende Landqart AG stellt dafür das fortschrittlichste Material her.

Die neue 50er-Note ist daMit rund sechs Jahren Verspätung kommt nächste Woche die neue Fünfzigernote in Umlauf.
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Heute stellt die Schweizerische Nationalbank (SNB (SNBN 1060 0.09%)) der Öffentlichkeit eine neue 50-Franken-Note vor. Der grüne Schein mit dem Gleitschirmflieger markiert den Beginn der neunten Serie von Schweizer Banknoten, die nun im Abstand von einem halben bis ganzen Jahr in den Umlauf gebracht werden sollen.

Seit es hierzulande Banknoten gibt, werden sie von Orell Füssli (OFN 127.5 -1.16%) gedruckt. Das Papier für die Geldscheine kommt allerdings seit rund 40 Jahren von der Landqart AG. Seit 2006 ist die Papiermühle im bündnerischen Landquart Teil der im selben Jahr gegründeten kanadischen Fortress Paper Gruppe von Chad Wasilenkoff.

Chad Wasilenkoff Bild: Rob Gilbert/PhotographyWasilenkoff ist ein Unternehmensführer ungewöhnlichen Typs. Ein Büro besitzt er nicht, der Sitz des Unternehmens ist in Vancouver, die zwei Produktionsanlagen stehen in Quebec und Landquart, der Kanadier wohnt mit Frau und Kindern aber in Kalifornien. «Sechs bis acht Monate im Jahr sitze ich im Flugzeug», sagt Wasilenkoff im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft».

Der 44-Jährige ist ein antizyklischer Investor, immer auf der Suche nach unterbewerteten Assets, seitdem er im Zuge der Dotcom-Blase auf der Welle mitritt und beim Crash viel Geld verloren hatte. Nach Investments in der Bergbauindustrie, wandte er sich der Holzwirtschaft zu und gründete, nach der Akquisition der Dresden Papier GmbH, Fortress Paper. Das tat er zu einer Zeit, in der kaum Vertrauen in die Branche mehr bestand, die Preise also am Boden lagen. Wasilenkoffs Strategie ging auf: 5 Mio. € bezahlte er damals für das deutsche Unternehmen, acht Jahre später verkaufte er es für 160 Mio. €.

Die Landqart AG kaufte Wasilenkoff damals für 7,5 Mio. kan. $, wie er erzählt. Für den Unternehmer war das ein folgerichtiges Investment. Die Produzentin des Franken-Papiers hat als solche eine Monopolstellung in der Schweiz. Sie verfügt über weitere Kundenbeziehungen, die Verträge laufen über Jahrzehnte. Ein stabiler Cashflow sei so gewährleistet, in einem Bereich in dem nur wenige Anbieter existieren.

«Wir haben über 90 Mio. Franken in Landqart investiert und ihre Kapazität verzehnfacht», sagt Wasilenkoff. Heute erwirtschaftet Landqart rund 110 Mio. Fr. im Jahr und trägt somit 35% zum Gruppenumsatz bei. Der ganze Stolz des Unternehmens nennt sich Durasafe, ein Komposit aus Papier und Polymer, das «die sichersten Banknoten der Welt» ermöglicht, so Wasilenkoff. Bis das Papier entwickelt und von der SNB für gut befunden wurde, verging allerdings einige Zeit.

Eigentlich sollten die neuen Noten bereits 2010 in den Umlauf kommen, doch gab es «einige Herausforderungen» auf dem Weg, so Wasilenkoff, der sich wie die SNB zu den genauen Gründen bedeckt hält. Die Integration von neuen Sicherheitsmerkmalen in das Banknoten-Papier stellte sich als schwieriger heraus als vermutet.

Für Wasilenkoff kamen die Probleme zur Unzeit. Ein Investment in die Umwandlung der Anlage in Quebec zur Produktion von Chemiezellstoff entpuppte sich als Beinahkatastrophe für Fortress. Die Umbauten sprengten das Budget, gleichzeitig tauchten neue Konkurrenten vor allem aus China auf, die die bis anhin steigenden Preise für Chemiezellstoff drückten.

Der einstige Liebling der kanadischen Börse wurde hart abgestraft. Die Aktie der Gruppe stürzte von fast 63 kan. $ auf unter 2. Heute hat sie sich bei knapp 4 $ etwas erholt. Die Verluste konnten eingedämmt werden. Spätestens 2017 soll Fortess wieder in die schwarzen Zahlen kommen.

Für Wasilenkoff ist das Geschäft mit Sicherheitspapier, sprich Landqart, eines für die Zukunft. Traditionelle Banknoten aus Papier seien auf dem Rückzug, sein Polymerkomposit das Material von morgen. Und trotz digitalem Geld ist sich Wasilenkoff sicher: Banknoten werden auch in Zukunft das Zahlungsmittel Nummer 1 sind.

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