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14:25 Uhr - 28.11.2017

Aktien, was sonst, sagt die Bank Bär

Das Fest kann weitergehen, umreisst Julius Bär den Marktausblick 2018. Die Konjunktur bleibt stark und das Zinseniveau niedrig – ein Steilpass für Aktien.

Der Ausblick auf die globalen Finanzmärkte 2018 der Bank Julius Bär (BAER 56.7 0.53%) fällt rosig aus. Eigentlich könne er sich mit einem einzigen Satz begnügen, erklärte Chefökonom Janwillem C. Acket am Donnerstag vor dem Medien: «Die globale Konjunktur zeigt keine Schwächezeichen.» Will heissen, die gegenwärtigen Wachstumslokomotiven USA und Europa setzen ihren Konjunkturaufschwung fort, die USA noch etwas stärker als die Eurozone, auf vom stärker gewordene Euro im neuen Jahr leicht, aber nicht ernsthaft gebremst werde.

Läuft die Weltwirtschaft rund, ist das gute Kunde für die Schweiz. Der exportgetriebenen helvetischen Wirtschaft sagt Bank Bär für 2018 eine Wachstumsbeschleunigung auf 1,7% nach mässigen +0,8% im zu Ende gehenden Jahr voraus. Die erstarkte europäische Konjunktur und der zum Euro schwächere Franken zeigen Wirkung.

Die USA, laut Acket im neuen Jahr mit einem geschätzten Wachstum von 2,5 nach 2,3% 2017 noch einen Tick schneller unterwegs, profitiere von Steuererleichterungen, niedrigen Rohstoffpreisen und der Abkühlung des Dollars.

Notenbanken ohne Not

Was vor allem die Notenbanken freut: Die Konjunktur ist nicht mehr deflationär, «doch gleichzeitig sind fast keine Teuerungsimpulse sichtbar», fügt Acket an. Global höhere Zinsen seien bis auf weiteres kein Thema. Die USA setze die Normalisierung der Geldpolitik mit zwei Zinssteigerungen 2018 fort – das wäre ein Schritt weniger als vom Fed selbst signalisiert –, Europa folge frühestens 2019 und Asien bleibe passiv.

Der Dollar werde sich zurückmelden, ist Acket überzeugt. Die stärkere Konjunktur und die sich weiter ausweitende Zinsdifferenz seien der Grund dafür. Vom Pfund rät er mit Blick auf die ungeklärte Abwicklung des Brexits ab, und der Euro werde etwas an Schwung verlieren.

Das hänge unter anderem mit den spätestens im Mai fälligen Parlamentswahlen in Italien zusammen, die Europas Schuldensituation wieder ins Blickfeld rücken könne. Italien sei auf niedrige Zinsen angewiesen und nicht zuletzt Anlass dafür, dass EZB-Chef Mario Draghi am quantitativen Easing, dem Aufkauf von Staatsanleihen, festhalte.

Wie teuer ist teuer?

Zwei Fragen beschäftigten die Anleger: «Sind Aktien teuer und was kann schief gehen?», leitete Christian Gattiker-Ericcson, Chefstratege und Leiter Research & Investment Solution, zur Anlagestrategie über. Zur ersten Frage meint er, Aktien sind nicht günstig, aber weltweit und fundamental gesehen auch nicht teuer.

Zur Begründung verwies er auf die Unternehmensgewinne. «2017 ist das erste Jahr seit langem, in dem die Gewinnschätzungen nicht nach unten revidiert werden mussten.» Wenn auch etwas langsamer, werde sich dieser Trend fortsetzen.

Als zweites Argument, das Aktien noch immer Spielraum nach oben haben, verwies Gattiker auf den Warren-Buffet-Indikator, für ihn einer der verlässlichsten langfristigen Bewertungsmassstäbe. Dieser stellt den Aktienwert ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, «und siehe da», führt Gattiker aus, «bewegte sich die globale Marktkapitalisierung um die Jahrtausendwende, vor dem Platzen der Internet-Blase, auf über 90% des weltweiten Sozialprodukts, sind es heute gut 60%.»

Die Aktienmärkte befänden sich in einem strukturellen Aufwärtstrend, vergleichbar mit der, wenn auch von Rückschlägen unterbrochenen Aufwärtsbewegung in der ersten Hälfte von 1961 bis 1981 im vergangenen Jahrhundert – Kurssteigerungen, die zwanzig Jahre und länger dauerten, sagt Gattiker.

Wenig wirtschaftliche Risiken

Was könnte schief gehen? Der Chefstratege ortet die Gefahr weniger auf der wirtschaftlichen Seite («Die Welt war auf eine Finanzkrise noch nie so gut vorbereitet wie heute.») sondern auf politischer, sozialer und ökologischer Ebene, wie Naturkatastrophen, Klimaerwärmung und geopolitische Konfrontation. Weil diese Risiken aber nicht neu, sondern latent vorhanden sind, sollten sie die Märkte aber auch nicht abrupt belasten.

Aktien bleiben im Aufwärtstrend, ist das anlagestrategische Fazit der Bank Bär für 2018. Das Aktienportfolio bleibt breit gestreut, mit Fokus auf mittelgrosse Schweizer Unternehmen und global auf die Themen   Informationstechnologie, Banken, Energie und Gesundheit ausgerichtet. Für Zinspapiere bleiben die Aussichten gedämpft, und Immobilien würden in absehbarer Zukunft etwas weniger glänzen. All das sind Argumente, die in den Augen der Bär-Strategen den Appetit für Aktien hoch halten.

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