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12:03 Uhr - 16.08.2022

Auf diese Aktien setzen US-Börsengurus

Starinvestoren wie Warren Buffett, Chase Coleman und Dan Loeb legen ihr Portfolio mit amerikanischen Aktien offen. Das sind ihre grössten Beteiligungen.

Was für ein Sommer! Seit dem 16. Juni kennen die Aktienmärkte nur eine Richtung: nach oben. Der marktbreite US-Aktienindex S&P 500 notiert seither 17% im Plus, der technologielastige Nasdaq Composite gar 23%. Im zweiten Quartal zeichnete sich diese Aufwärtsbewegung freilich noch nicht ab. Nach einer Bärenmarktrally Ende März ging es danach nochmals weiter nach unten. Bis eben zum 16. Juni.

Wie haben sich in diesem turbulenten Marktumfeld Grossinvestoren wie Warren Buffett positioniert? Haben sie das Engagement in US-Aktien ausgebaut, oder haben sie sich auf härtere Zeiten eingestellt? Um diese Fragen zu beantworten, empfiehlt es sich, einen Blick auf die Portfolios der Starinvestoren zu werfen. Sie haben kürzlich per Juni ihre US-Holdings bei der Börsen­aufsicht SEC eingereicht.

Buffett setzt auf Energie

Am meisten Aufmerksamkeit erhält an Wallstreet Warren Buffett. Mit einem Wert von 300 Mrd. $ per Juni ist das US-Port­folio seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway die klare Nummer eins unter den Starinvestoren. In seinem Portfolio ist von Kapitulation keine Spur.

Zwar hat er sich im zweiten Quartal aus zwei ­Titeln verabschiedet – der Pharmagesellschaft Royalty Pharma und dem Telecom­unternehmen Verizon – und hat in vier ­Beteiligungen Aktien reduziert – der Immobiliengesellschaft Store (−53%), dem Autobauer General Motors (−14%), dem Einzelhändler Kroger (−9%) und dem Finanzdienstleister U.S. Bancorp (−5%). Gleichzeitig hat er aber auch bei neun ­Beteiligungen aufgestockt.

Um 3,9 Mio. Titel erhöht hat Buffett die Beteiligung an Apple. Wegen der schlechteren Entwicklung des IT-Konzerns im Vergleich zum Markt ist das Gewicht im Portfolio aber auf 41% gesunken. Auch aufgestockt hat Buffett unter anderem im Energieunternehmen Chevron, im Videospielehersteller Activision Blizzard, im ­Gesundheitskonzern McKesson und im Unterhaltungskonzern Paramount.

Netto hat er im zweiten Quartal 3,8 Mrd. $ in ­Aktien investiert. Das ist zwar weniger als die 41 Mrd. $ im Vorquartal, aber kein Zeichen, dass er im Markt keine Chancen mehr sieht. Wie Buffett Mitte Juli bekannt gegeben hat, hat er die Beteiligung an ­Occidental Petroleum jüngst aufgestockt und hält nun 19% am Energiekonzern.

Coleman reduziert Risiko

Eine andere Strategie verfolgte im zweiten Quartal Chase Coleman von Tiger Global Management. Mit seinem Fokus auf Wachstumstitel insbesondere aus dem Technologiebereich litt er besonders unter der Schwächephase des Marktes im ersten Halbjahr. Er hat das Risiko massiv reduziert.

Aus neunzehn Unternehmen ist er ausgestiegen – unter anderem aus den ­IT-Unternehmen Salesforce, Robinhood und Zoom –, und bei 48 Gesellschaften hat er die Beteiligung reduziert. Bei­spielsweise beim Fahrtenvermittler Uber (−50%), beim IT-Koloss Microsoft (−29%) und beim Onlinehändler Amazon (−11%).

Doch auch Coleman sieht Chancen. Eingestiegen ist er bei vier, und aufgestockt hat er bei acht Gesellschaften. ­Eingestiegen ist er unter anderem beim IT-­Giganten Alphabet, während er die Beteiligung am Social-Media-Unternehmen Meta Platforms ausgebaut hat. Im Ganzen ist das Gewicht seiner US-Beteiligungen von März bis Juni aber klar gesunken: von 27 auf 12 Mrd. $. Vor einem Jahr erreichte es gar noch einen Wert von 54 Mrd. $.

Loeb fordert Disney

Defensiver unterwegs ist auch Dan Loeb. Der Gründer des Hedge Fund Third Point, der sich in der Schweiz mit seinen Beteiligungen am Konsumgüterhersteller Nestlé einen Namen gemacht hat, ist aus 21 Beteiligungen ausgestiegen und hat bei vierzehn reduziert, gleichzeitig hat er aber nur vier Namen ins Portfolio aufgenommen und bei vier aufgestockt. Ausgestiegen ist er unter anderem aus dem IT-Konzern Dell sowie aus Microsoft und Amazon.

Für mehr Interesse sorgt aber Loebs neue Position im Unterhaltungskonzern Disney. Wie der aktivistische Investor diese Woche mitgeteilt hat, fordert er das Management auf, den Streaminganbieter Hulu vollständig zu übernehmen, den Sportsender ESPN abzustossen und den Verwaltungsrat zu erneuern. Per Juni hält Third Point 0,6% an Disney. Es ist nicht das erste Mal, dass Loeb den Unterhaltungskonzern ins Visier nimmt. Er hatte 2020 mit Erfolg gefordert, die Bardividende auszusetzen und die Mittel ins Streaminggeschäft zu investieren.

Ebenfalls eingestiegen ist Loeb in den Konsumgüterhersteller Colgate-Pal­molive, den Telecomkonzern T-Mobile US sowie das Energieunternehmen Antero Resources. Forderungen an das Management hat er bei diesen Gesellschaften aber keine gestellt, oder zumindest ist ­davon nichts bekannt.

Klarman mag Amazon

Im Gegensatz zu Loeb sieht Seth Klarman von der Baupost Group in Amazon Potenzial. Der Value-Investor hat im zweiten Quartal eine Position aufgebaut. Ebenfalls eingestiegen ist er in den Unterhaltungskonzern Warner Brothers Discovery. Auch bei anderen Medienunternehmen sieht er Chancen. Aufgestockt hat er unter anderem auch bei Gray Television und der Liberty Sirius XM Group.

Gleichwohl zeigt sich auch Klarman vorsichtiger. Während er drei Beteili­gungen eingegangen ist und bei vier ­Namen aufgestockt hat, ist er aus sechs Beteiligungen ausgestiegen und hat deren 21 reduziert. Heruntergefahren hat er unter anderem die Positionen bei dem Chiphersteller Intel, den IT-Giganten Alphabet und Meta Platforms sowie dem Medienkonzern Liberty Global.

Tepper kauft Netflix

Fleissig umgeschichtet hat wieder David Tepper, Gründer von Appaloosa Management, wobei er wie Klarman das Exposure im vergangenen Quartal abgebaut hat. So hat er sich von zwölf Beteiligungen verabschiedet und deren sechzehn reduziert, während er in acht Unternehmen eingestiegen ist und deren vier aufgestockt hat. Unberührt liess er nur zwei Namen.

Eingestiegen ist Tepper beim Energiekonzern Constellation Energy, bei den IT-Unternehmen Salesforce und Alibaba sowie den Streaminganbietern Netflix und Disney. Aufgestockt hat er bei Meta Platforms sowie beim Einzelhändler Kohl’s. Weniger Chancen sieht er bei den Konkurrenten Nordstrom und Macy’s, die er verkauft respektive reduziert hat. Gestutzt hat er auch bei Alphabet und Amazon. Damit passt Tepper ins Bild der anderen Börsengurus, die im zweiten Quartal mehrheitlich Risiken reduziert haben.

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