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11:00 Uhr - 31.05.2021

Aktie im Blickpunkt

Intel rechnet mit einer länger andauernden Chipknappheit.

Die Welt ächzt unter dem Mangel an fingernagelgrossen Bauteilen. Jedes Smartphone, jeder Computer, ja jedes Auto, jeder Fernseher oder jede Waschmaschine ist heutzutage auf Halbleiter angewiesen. Die Pandemie jedoch hat weltweit Lieferketten durcheinandergewirbelt, die Nachfrage nach Chips beschleunigt – und sorgt nun im Aufschwung für einen nie dagewesenen Mangel an den elektronischen Komponenten. Und der wird uns noch eine Weile begleiten, erklärte zumindest Pat Gelsinger Anfang der Woche. Der CEO von Intel (INTC 57.12 -1.06%), einem der weltweit grössten Halbleiterhersteller, muss es wissen. Sein Unternehmen wird allerdings nicht unmittelbar von der Verknappung profitieren.

Vor mehr als fünfzig Jahren wurde Intel in Kalifornien gegründet. Die CEO des US-Unternehmens – wie Gordon Moore, Andrew Grove oder Paul Otellini – strahlten und strahlen weit über das Unternehmen hinaus. Unter dem letzten CEO, Robert Swan, verpasste der Konzern wichtige Trends und kämpft noch immer mit Problemen bei der Miniaturisierung der neuesten Chipgeneration. Die Hoffnung ruht auf nun auf Gelsinger, der das Unternehmen von früher noch kennt und im Februar dieses Jahres den CEO-Posten übernommen hat.

Am Montag sprach Gelsinger auf einer virtuellen Keynote anlässlich der High-Tech-Messe Computex in Taipei. Er sagte, die Entwicklung hin zu Home Office und Home Schooling in Zeiten der Pandemie habe zu einem «Zyklus des explosiven Wachstums bei Halbleitern» geführt. Vor allem Tablets, Desktop- und Laptop-Computer erlebten eine Sonderkonjunktur. «Aber obschon die Branche Schritte unternommen hat, kurzfristige Einschränkungen zu beheben, könnte es noch Jahre dauern, bis das Ökosystem den Mangel an Giessereikapazitäten, Substraten und Komponenten verdaut hat», erklärte er weiter.

Intel selbst plane, die Produktion in den USA und Europa auszubauen. Bereits im März hatte sie angekündigt, 20 Mrd. $ in zwei grosse Fabriken im US-Bundesstaat Arizona zu stecken. Für Investoren ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht, bedeutet es doch, dass sich Intel weiter auf die Halbleiterproduktion fokussiert.

Intel-Rivalen wie AMD oder auch Ex-Kunde Apple (AAPL 124.61 -0.53%) zeigen, wie es anders geht. Die Wettbewerber entwickeln lediglich das Design der Chips, lassen sie aber im Auftrag fertigen, vor allem bei TMSC. Die Taiwanesen können Halbleiter bereits mit einem Durchmesser von fünf Nanometern fertigen. Intel kämpft noch mit Zehn-Nanometer-Chips. Je kleiner die Bauteile sind, desto leistungsfähiger.

Für das laufende Jahr rechnet der Halbleiterkonzern mit einem Umsatz von 72 Mrd. $. Die Kapitalaufwendungen betragen gemäss firmeneigenen Schätzungen 19 bis 20 Mrd. $. Intel gerät damit auch in Gefahr, wieder in ein altes Problem der Branche zu laufen: den Schweinezyklus. Brummt der Absatz, investieren die Unternehmen in neue Produktionsstätten. Das braucht Zeit. Steht die Fertigung erst einmal, kann die Nachfrage schon lange eingebrochen sein. Mit Blick auf die Sonderkonjunktur durch Home Office und Schooling während Corona scheint die Gefahr sehr real.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2021 von Intel beträgt 12. Im Vergleich zu Rivalen wie AMD mit 42 oder Nvidia (NVDA 649.78 +4.88%) mit 79 scheinen die Papiere günstig. Allerdings ist das Chancen-Risiko-Profil von Intel derzeit auch deutlich unvorteilhafter als das von AMD oder Nvidia. Interessierte Investoren, die auf einen Turnaround des Unternehmens unter dem CEO wetten, sollten sich dessen bewusst sein.

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