Zurück zur Übersicht
18:00 Uhr - 13.06.2017

Die Jagd auf die Erben

In der Schweiz werden in den nächsten fünf Jahren Vermögen von 400 Mrd. Fr. in eine neue Bankbeziehung übertragen, prognostiziert eine neue Studie. Das Geld stammt vor allem aus Erbschaften.

Kein Wunder, rüsten die Schweizer Banken im inländischen Private Banking auf. Denn immerhin können Vermögen in der Grössenordnung einer Bank Bär von Kundenberatern demnächst frisch akquiriert werden. Zwischen 2016 und 2021 werden 25% mehr Vermögen neu verteilt werden als in den fünf Jahren davor. Gemäss der Studie «Global Wealth 2017» der Boston Consulting Group (BCG) wird es vor allem mehr Erbschaften und mehr Zuflüsse von ausländischen Kunden geben. So soll die Summe der vererbten Finanzvermögen 30% auf 150 Mrd. Fr. steigen. Und Erben sind offen für neue Bankbeziehungen.

Aus der Perspektive des ganzen Finanzplatzes handelt es sich bei der Jagd auf das Geld der Erben im Wesentlichen um ein Nullsummenspiel. Insgesamt ist das Wachstumspotenzial des Inlandgeschäfts beschränkt, da echtes Neugeld am leichtesten bei Wirtschaftswachstum entsteht. Von den 3800 Mrd., die in der Schweiz verwaltet werden, stammen 1,4 Mrd. Fr. aus der Schweiz, 0,9 Mrd. Fr. aus den traditionellen Herkunftsländern Westeuropas und 1,5 Mrd. Fr. aus den neuen Märkten wie Asien, Osteuropa/Russland und Lateinamerika.

Abschwächung in Asien

Um deutlich zu wachsen, brauchen die Schweizer Banken das Offshore-Geld, also Vermögen, das von ausländischen Kunden in der Schweiz deponiert wird. Weil aber die Schweiz weit weg liegt von den dynamisch wachsenden Volkswirtschaften Asiens, erwartet BCG zwischen 2016 und 2021 ein jährliches Wachstum der Offshore-Vermögen von nur 3,1%. Für Singapur werden 8% prognostiziert, für Hongkong 7,2%. Sogar London soll mit einer Rate von 3,4% stärker wachsen als der Finanzplatz Schweiz. «Die Schweiz muss sich überlegen, wie sie den Finanzplatz politisch und regulatorisch positionieren will», sagte Matthias Naumann, Chef des Schweizer Zweigs der Unternehmensberatung BCG, an der Präsentation der Studienergebnisse.

Immerhin dürfte nun sogar wieder Geld aus Westeuropa kommen, sagt der Report. Es ist ein Rinnsal nur, aber immerhin. BCG sagt für den Zeitraum 2016 bis 2021 ein Wachstum der in der Schweiz gebuchten Vermögen aus Westeuropa um 0,4% jährlich voraus. Zum Vergleich: Bei dem in der Schweiz gebuchten Europageschäft beziffert UBS (UBSG 15.75 1.81%) den durchschnittlichen Abfluss auf 25% der verwalteten Vermögen, weil viele Kunden ihre Steuerbelange in Ordnung gebracht haben. Aus den neuen Märkten soll die Wachstumsrate 4,5% betragen.

Weniger als 200 Schweizer Banken 

In mancher Branche wäre man froh, mit insgesamt 3,4% wachsen zu können, wie das BCG für die hierzulande verwalteten Vermögen voraussagt. Dennoch prognostiziert BCG ähnlich wie andere Berater, dass wegen der sinkenden Margen eine weitere Konsolidierung vor allem unter mittelgrossen Banken stattfinden wird. Grösse sei der wichtigste Treiber für die Profitabilität, findet BCG. Die Anzahl Banken werde in der Schweiz in den nächsten Jahren von heute 260 auf weniger als 200 sinken. Vor zehn Jahren zählte die Schweiz noch 327 Finanzinstitute.

Hat Ihnen der Artikel gefallen? Lösen Sie für 4 Wochen ein FuW-Testabo und lesen Sie auf www.fuw.ch Artikel, die nur unseren Abonnenten zugänglich sind.

Seite empfehlen



Kopieren Sie den Link [ctrl + c] und fügen Sie ihn in ein E-Mail ein [ctrl + v]. Aus Sicherheitsgründen ist kein Versand von E-Mails direkt vom VZ Finanzportal möglich.