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17:00 Uhr - 15.01.2015

Richemont-Aktionäre werden durchgeschüttelt

Der Luxusgüterkonzern hat enttäuschende Umsatzzahlen vorgelegt – was mit der Aufhebung des Euromindestkurses, die ihn stark trifft, sofort in den Hintergrund getreten ist.

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2014/15, das Ende März schliesst, hat Richemont (CFR 74.45 -16.07%) den Umsatz 4% auf 3,05 Mrd. € gesteigert. Bereinigt um die Währungseffekte ergab sich ein Nullwachstum – die Analysten hatten diesbezüglich im Schnitt einen Zuwachs um 1,5% erwartet, bei einem Umsatz von 3,1 Mrd. €. Nach dieser leichten Enttäuschung eröffneten die Aktien des global zweitgrössten Luxusgüterkonzerns bei 87 Fr. und damit 1,9% unter Vortag.

Kurs büsst bis fast 18% ein

Mit der unvermittelten Aufhebung des Euromindestkurses, die die Schweizerische Nationalbank (SNB (SNBN 1068 -1.02%)) kurz vor 10.30 Uhr verkündet hat, sind diese ersten Einschätzungen Makulatur geworden. Der Richemont-Kurs sackte umgehend ab, bis auf das um etwa 12.30 Uhr erreichte Tagestief von 73.05 Fr., was gegenüber dem Vortag einem Verlust von 17,6% entspricht – die Inhaberaktien des Konkurrenten Swatch Group (UHRN 74.2 -15.97%) (UHR 383.5 -16.08%) verloren in der Spitze 17,8%.

Uhrenbranche als Grossverlierer

Die gegenüber anderen SMI-Werten überdurchschnittlichen Korrekturen erstaunen nicht: Eine Erstarkung des Frankens wirkt sich auf Richemont wie Swatch Group besonders negativ aus. Als Uhrenhersteller produzieren sie in der Schweiz, verkaufen ihre Produkte aber grossenteils im Ausland – Swatch Group ist diesbezüglich noch mehr betroffen. Denn bei der in Euro rapportierenden Richemont befinden sich Teile der Produktion – für die Schreibgeräte (Montblanc), die Modeartikel und teils die Schmuckwaren – im Euroraum. Dennoch sind die Auswirkungen beträchtlich: Sinkt der Dollar zum Franken 1%, fällt das Betriebsergebnis (Ebit) von Richemont 1,4%, lautet eine grobe Schätzung von Patrick Schwendimann, Analyst der Zürcher Kantonalbank. Am Mittwoch hat der Dollar zum Franken rund ein Achtel eingebüsst.

Zuvor schon schwieriges Marktumfeld

Dazu kommt, dass die Geschäfte zuletzt, im Weihnachtsquartal, weniger günstig verliefen als in den sechs Monaten davor. Vor allem im Raum Asien-Pazifik (ohne Japan), wo der Umsatz währungsbereinigt 12% auf 1,07 Mrd. € sank, kämpfte Richemont mit einem schwierigen Umfeld in den meisten Märkten, allen voran in dem von Demonstrationen erschütterten Hongkong und dem benachbarten Macau. Besser lief es in Europa, wo sich ein Umsatzzuwachs von 9% auf 1,19 Mrd. € ergab. Etwas enttäuschend war für die Analysten das Abschneiden in Amerika, wo Richemont mit umgerechnet 547 Mio. € währungsbereinigt nur 7% mehr umsetzte – die zuvor bekanntgewordenen Zahlen des US-Schmuckunternehmens Tiffany dienten da aber als Vorwarnung.

Warten, bis sich Pulverdampf etwas verzieht

Richemont gibt traditionell zu dieser Zeit keinen Ausblick auf das Gesamtjahr ab – er wäre infolge des weitreichenden SNB-Beschlusses wohl ohnehin obsolet. Die Lage für Richemont ist nach den heftigen Wechselkursausschlägen neu zu kalkulieren. Auch «Finanz und Wirtschaft» wird ihre Gewinnschätzungen deutlich nach unten anpassen müssen. Die Devise lautet: warten, bis sich der erste Wirbel verzogen hat und mehr Klarheit an der Währungsfront eingetreten ist.

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