Erstmals liegen spezifische Zahlen zum Schweizer Asset Management vor. Die Branche verwaltet Vermögen von über 2000 Mrd. Fr. Das unterstreicht, wie wichtig der Zweig für die Schweizer Wirtschaft ist und weshalb man ihn weiter stärken will.
Banken in der Schweiz richten sich neu aus. Das Ende des Bankgeheimnisses setzt dem Private Banking Grenzen, und das hohen Schwankungen unterliegende Investment Banking wird tendenziell zurückgefahren. In diesem Licht erlebt das Asset Management eine Renaissance und wird von vielen Instituten forciert.
Nur: Der Schweizer Markt für die diskretionäre Vermögensverwaltung und den Absatz von Fondsprodukten ist beschränkt, auf ein Wachstum von rund 2%, wie Markus Fuchs, Geschäftsführer des Branchenverbands Sfama, am Mittwoch vor den Medien ausführte. Im Vergleich dazu wächst der globale Markt rund 6%, nicht zuletzt, weil das Vorsorgewesen an vielen Orten, namentlich in den Schwellenländern, erst im Aufbau begriffen ist.
Die Stossrichtung ist damit klar: «Die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Asset Management erhalten und stärken», betont Herbert J. Scheidt, VR-Präsident von Vontobel (VONN 48.05 0.1%), an einem seiner ersten Auftritte als zukünftiger Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung, deren Führung er Mitte September übernehmen wird.
Neuer Anlauf
Nachdem der vor Jahren geschaffenen Asset-Management-Initiative Schweiz wenig Erfolg beschieden war, soll eine neue Plattform von Bankiervereinigung und Fonds- und Asset-Management-Verband dem Anliegen neues Leben verleihen. Die Grundlage dazu ist Standortbestimmung und Gesamtschau, in Anlehnung ans Buddha-Zitat: «Willst du wissen, wer du sein wirst, so schau, was du tust.»
Der Fokus lag dabei auf der Frage, wo die Vermögenswerte verwaltet werden. Erfasst wurden die in der Schweiz verwalteten Gelder für private sowie institutionelle Investoren. «Dieser Ansatz unterscheidet sich fundamental von gängigen Statistiken der Nationalbank, welche die in der Schweiz gebuchten Vermögenswerte ausweist, oder von den Fondsdomizilstatistiken von Swiss Fund Data und Morningstar (MORN 83.67 -0.86%), die den Fokus auf das in der Schweiz vertriebene Volumen oder das rechtliche Domizil der Fonds legen», erklärte Daniel Kessler, Managing-Partner von Boston Consulting Schweiz.
Das Resultat: In der Schweiz werden Vermögen von 1240 Mrd. Fr. in diskretionären Vermögensverwaltungsmandaten verwaltet. Zusammen mit Daten zu kollektiven Kapitalanlagen ergibt dies in beiden Kernproduktgruppen von Banken, Effektenhändlern und von der Finma bewilligten Vermögensverwaltern kollektiver Kapitalanlagen und Fondsleitungen per Ende 2015 über 2000 Mrd. Fr. Das ist im europäischen Vergleich eine Topposition und wird nur von Grossbritannien übertroffen, fügt Sfama-Direktor Fuchs an.
Stattliche Grösse
Von den diskretionären Mandaten (im Auftragsverhältnis verwaltet) entfallen gut zwei Drittel auf Unternehmen und Institutionen und ein Drittel auf Private. Unter den Unternehmen stammen 20%, bei den privaten Investoren sogar 52% aus dem Ausland – ein Vertrauensbeweis, wie überhaupt die hohe Zahl der verwalteten Vermögen illustriert, dass sich das Asset Management der Schweiz nicht verstecken muss, sind sich die Beteiligten einig. Zum Vergleich: Die Summe ist mehr als 400 Mrd. Fr. höher als alle in der Schweiz verwalteten Pensionskassenvermögen.
Mit vereinten Kräften und fokussiert auf wenige Themen das Asset Management stärken, ist die Konsequenz daraus. Die Themen sind: die Exportfähigkeit verbessern, die Regulierung internationalen Standards anpassen, auf die Altersvorsorge (international) fokussieren und die Marke, die Qualität und das Know-how des Finanzplatzes Schweiz pflegen und fördern.
Verbandsdirektor Fuchs machte dabei klar, dass für den Exporterfolg der EU-Marktzugang eine wichtige Voraussetzung und Erleichterung wäre. Auf technischer Ebene sei man dazu bereit. Was die Politik angehe, sagte der neue Bankiervereinigungspräsident Scheidt, werde man alles tun, um einen möglichst positiven Entscheid zu bewirken. Nicht zuletzt die vorliegende Umfrage zeige, wie wichtig das Asset Management und überhaupt der Finanzplatz für die Schweizer Wirtschaft sei.
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