Der Hauptmarkt China scheint sich nach drei Jahren Schwäche zu stabilisieren. Im Aktienkurs ist viel Zukunft eingepreist.
Der Neunmonatsbericht von Schindler (SCHP 221.1 -0.85%) gefällt. Mit Ausnahme des Cashflows weisen sämtliche Schlüsselzahlen steigende Tendenz auf. Die auf Allzeithoch gehandelten Titel reagierten auf die neusten Zahlen zunächst mit weiteren Avancen, bevor Gewinnmitnahmen einsetzten.
Das Umsatz- und Gewinnziel dürfte der Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller erreichen – aller Voraussicht nach eher das obere Ende der Bandbreite. Das ist nicht selbstverständlich: Der Margendruck in China, dem grössten Markt für Neuanlagen, bleibt beträchtlich. Im Volumen stagniert der Markt.
Zudem belasten Mehrkosten für Rohmaterialien die Erfolgsrechnung. Laut Finanzchef Erich Ammann ist dieser Aufwandposten gestiegen – im Durchschnitt 30% im Vergleich zum Vorjahr. Das erhöhe die Produktionskosten im hohen einstelligen Prozentbereich.
Service wird wichtiger
«Dieses Jahr werden wir etwa 100 Mio. Fr. höhere Rohmaterialkosten in Kauf nehmen müssen», betonte Ammann an einer Telefonkonferenz. 70% davon könne Schindler wettmachen, etwa indem mit Zulieferbetrieben neue Konditionen ausgehandelt würden. Für nächstes Jahr rechnet der Finanzchef mit einem anhaltenden Druck von der Rohmaterialseite.
In den ersten neun Monaten gelang Schindler trotzdem eine deutliche Ausweitung der operativen Marge. Dazu trugen Effizienzsteigerungen und ein höherer Anteil der Serviceaktivitäten bei.
In Märkten wie China und Indien, in denen das Neugeschäft harzt, weist Schindler ein ansehnliches Wachstum im Wartungs- und Ersatzteilgeschäft auf. Gemäss einer Schätzung von Kone (KNEBV 45.72 -1.36%), dem finnischen Konkurrenten des Schweizer Konzerns, sind 30% der weltweiten Anlagen in China installiert. Der Anteil nimmt rasch zu.
China entwickelte sich im dritten Quartal besser als von der Konzernleitung erwartet. Das Land trug am meisten zum Auftragswachstum von Juli bis September bei. Der Markt für Neuanlagen hat sich nach drei Jahren Schrumpfung stabilisiert.
Zuvor zwar er lange kräftig gewachsen (vgl. Grafik). Auch für 2018 ist CEO Thomas Oetterli etwas optimistischer als zuvor, rechnet aber mit einer mehr oder weniger flachen Nachfrage in China.
Zur Abwechslung ein Währungsbonus
Das Wachstum in Umsatz und Auftragseingang von Schindler ist auf alle Regionen abgestützt. Kone ist als dortiger Marktführer mehr von China abhängig.
Zudem spielt die Währungsentwicklung (stärkerer Euro, schwächerer Franken) Schindler in die Hände. So stieg der Betriebsgewinn in Lokalwährung im dritten Quartal 6,5%, in Franken jedoch 9%.
Das Management hält an den Jahreszielen fest. Schindler ist auf gutem Weg, ein organisches Umsatzplus von 3 bis 5% zu erreichen. Im dritten Quartal waren es 6,3%, über neun Monate 4,1%. Als Gewinn werden nach wie vor 840 bis 880 Mio. Fr. (vor Minderheitsanteilen) angestrebt, 6 bis 11% mehr auf vergleichbarer Basis.
Kone wird die Neunmonatsresultate am Donnerstag publizieren. Es ist nicht anzunehmen, dass dabei die kürzlich am Investorentag bestätigte Jahresprognose korrigiert wird.
Derzeit besser als der Konkurrent
Der Konkurrent aus dem hohen Norden kalkuliert ein organisches Umsatzwachstum von 1 bis 3% und ein 3 bis 7% niedrigeres Betriebsergebnis (Ebit). Darin nicht enthalten ist die Belastung des Restrukturierungsprogramms Accelerate, dessen Kosten von 100 Mio. € vor allem dieses und nächstes Jahr anfallen.
In den Schindler-Titeln sind die absehbaren Fortschritte im Börsenkurs weitgehend enthalten. Ist man vor die Wahl gestellt, sind sie aber gegenüber Kone zu bevorzugen. China und die Währung belasten den finnischen Konzern derzeit mehr.
Nimmt man das Verhältnis Unternehmenswert (EV) zu Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation) als Massstab, sind die Schindler-Valoren mit einem Verhältnis von 15 etwa 10% günstiger bewertet als Kone.
Die komplette Historie zu Schindler finden Sie hier. »
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