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11:36 Uhr - 21.10.2014

«China ist wegen eigenem Zinszyklus attraktiv»

King Lun Au, der CEO von Bank of China Hong Kong Asset Management, sieht grosses Interesse an Anleihen in chinesischer Währung mit hoher Rendite, wie er im Interview mit FuW erläutert.

Herr Au, Sie werben für einen Fonds mit hochverzinslichen Anleihen in der chinesischen Währung Renminbi. Auf welches Interesse stossen Sie in der Schweiz? Das Interesse in der ganzen Schweiz ist vielversprechend, obwohl Renminbianleihen eine neue Anlageklasse sind. Es gibt viele Anleger in Europa, die verzweifelt auf der Suche nach Rendite sind. Vor allem Pensionskassen und Versicherungen, die Verbindlichkeiten finanzieren müssen. China ist besonders attraktiv, da die Volkswirtschaft gross genug ist, um einen eigenen Zinszyklus zu haben. Als Ergebnis ist die Korrelation mit europäischen und US-Staatsanleihen sehr gering. Wie gross ist der Renminbianleihenmarkt? In Hongkong ist der Markt in nur vier Jahren auf 100 Mrd. $ gewachsen. Das ist nur Hongkong – mehr Handelsplätze sind am Entstehen. Im Vergleich: Der asiatische Dollarbondmarkt hat eine Grösse von 550 Mrd. $. Aber er existiert bereits seit 25 Jahren. Was für eine Performance können hochverzinsliche Renminbianleihen erreichen? Das Renditepotenzial ist äusserst attraktiv. Die Rendite chinesischer Staatsanleihen ist etwa 2 Prozentpunkte höher als die von US-Staatsanleihen. Hochverzinsliche Anleihen können leicht eine zusätzliche Rendite von 5 Prozentpunkten erreichen. Deswegen hat unser in Europa domizilierter Fonds eine laufende Rendite von mehr als 10% in Dollar. Normalerweise wäre mit solch einer hohen Performance ein hohes Risiko verbunden. Der Vorläufer unseres Fonds hat über die letzten drei Jahre eine jährliche Performance von mehr als 15% mit einer Volatilität von 6% erreicht. Es gibt aber doch ein Währungsrisiko, wenn in Renminbi investiert wird? Dieses Risiko wurde von westlichen Anlegern völlig falsch eingeschätzt. Über die letzten drei Jahre hat der Renminbi im Vergleich zu anderen Schwellenländerwährungen die geringste Volatilität mit der höchsten Rendite gegen den Dollar erzielt. Seit 2005 hat er sich zum Dollar 35% aufgewertet. In China weiss man, dass die Währung stabil sein muss. Selbst während der Asienkrise 1997 wurde sie nicht abgewertet. Ist es denn möglich, dass sich der Renminbi weiter aufwertet? Die Währung wird stabil bleiben. Die Aufwertung wird gemächlicher ablaufen als der durchschnittliche Anstieg von 3% über die letzten Jahre. Die Handelsspanne wurde von 1 auf 2% Anfang des Jahres erhöht. Damit wird der Renminbi eher vom Markt getrieben. Das bringt mehr Volatilität – nach unten wie nach oben. Das ist wichtig: Wenn die Währung nur in eine Richtung gehen kann, würde bei einem offenen Kapitalmarkt sehr viel spekulatives Geld nach China fliessen und die Internationalisierung des Renminbis erschweren. Warum wird der Renminbi international wichtiger? Nach der Finanzkrise 2008 wollten viele Länder in eine neue Währung diversifizieren, und der Renminbi war eine gute Möglichkeit, angesichts der Grösse der chinesischen Wirtschaft. In Europa gibt es nun vier Clearing Centers für Renminbi: London, Paris, Frankfurt und Luxemburg. Es gibt Pläne, ein Center in Nordamerika zu eröffnen. Dann wird es einen 24-stündigen Handel für Renminbi und Renminbianleihen geben. Denn hat man ein Clearing Center, dann will man auch einen Bondmarkt einführen. Renminbibondmärkte gibt es schon in Hongkong, Singapur und Taiwan. London entwickelt einen. Die britische Regierung hat ja schon als erster Staat neben China eine Renminbianleihe emittiert. In nur vier Jahren wurde bereits sehr viel erreicht: Erst im Juli 2010 wurde das tägliche Limit für Institutionen zum Umtausch von Renminbi aufgehoben. Mit der Aufhebung begann der Offshore-Renminbibondmarkt. Und 2010 wurde so gut wie nichts vom Aussenhandel Chinas in Renminbi abgewickelt – heute sind es schon über 30%. Als Optimist denke ich, dass dieser Anteil sehr bald auf 50 bis 60% steigen könnte – ähnlich wie der Anteil des Euros beim europäischen Handel.

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