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17:36 Uhr - 31.10.2017

U-Blox zeigt Perspektiven für Wachstum auf

Nach dem geplatzten Zukauf von SIMcom will der Chipspezialist die Anleger wieder überzeugen.

Das Interesse am Chipentwickler U-Blox (UBXN 195.8 -1.56%) bleibt gross. In einem gut gefüllten Zürcher Hotelsaal bekräftigten CEO Thomas Seiler und sein Team am Dienstag die Vorzüge ihres Unternehmens. Der Investorentag folgt auf ein durchzogenes Semesterergebnis im August und auf die abgebrochene Übernahme der Mobilfunk-Produktlinie von SIMcom.

Beides dämpfte die langjährige Begeisterung der Anleger für U-Blox-Aktien. Seit der einvernehmlichen Vertragsauflösung im Mai konnten sich die Papiere kaum mehr über die 200-Fr.-Marke hieven. Eine Gewinnwarnung Anfang Jahr hatte dem Aktienkurs bereits einen ersten Dämpfer versetzt.

«Die gescheiterte Übernahme liegt definitiv hinter uns», sagt Seiler im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft». Es würden derweil weitere strategische Möglichkeiten berücksichtigt, SIMcom sei nicht die einzige Option im Markt.

Die Ergänzung mit den SIMcom-Produkten hätte U-Blox im Bereich der Mobilfunkmodule zur Marktführerschaft verholfen und den Umsatz 2017 von erwarteten 410 bis 425 Mio. Fr. auf über 500 Mio. Fr. geschraubt.

Geringe Kapitalintensität

Mobilfunkmodule sind eine von drei Technologien, auf die sich der Nischenplayer aus Thalwil konzentriert. Die anderen zwei sind Module für Positionierung und solche für Kurzstrecken-Funkkommunikation.

Die Spezialität von U-Blox ist es, Chips zu Modulen zu konfigurieren, die Kunden dann fixfertig in ihren Produkten weiterverwenden können.

Jetzt muss U-Blox vorderhand aus eigener Kraft weiterwachsen. Seiler zeigt sich überzeugt, dass das dank Produktspezialisierung und dem schlanken Geschäftsmodell gelingen wird. «Viele Kunden beziehen mehr als eine unserer drei Technologien, dadurch entstehen Synergien», sagt er.

Dennoch sei es eine Herausforderung, die Bruttomarge angesichts von Preisdruck und Konkurrenz in der Branche zu halten. In den letzten Jahren ist das U-Blox notabene gut gelungen.

Einen weiteren Vorteil sieht Seiler in der geringen Kapitalintensität des Geschäftsmodells. Im Gegensatz zu Chipspezialisten wie etwa AMS (AMS 90.95 1.85%) stellt U-Blox die Halbleiter nicht selbst in teuren Fabriken her, sondern gibt sie an grosse, spezialisierte Hersteller wie Global Foundries oder TSMC in Auftrag.

Für einen kleinen Player wie U-Blox sei es dank langjährigen Beziehungen zu den globalen Chipherstellern auch in Zeiten hoher Nachfrage wie jetzt kein Problem, Produktionsvorgaben durchzubringen.

Auch mit Blick auf die Kunden geht U-Blox andere Wege als AMS. Ist AMS stark vom Grosskunden Apple (AAPL 168.92 1.32%) abhängig, setzt U-Blox auf eine breite Kundenbasis.

Der grösste U-Blox-Kunde macht nicht mehr als 5,3% des Umsatzes aus, 5700 sind es insgesamt. «Die Abhängigkeit von einem Grosskunden hat uns in den Anfängen an den Rand des Untergangs gebracht», sagt Seiler. Daraus habe man Lehren gezogen und wolle deshalb keine zu grossen Aufträge an Land ziehen.

Freier Cashflow entscheidet

Eine wichtige Voraussetzung für weiteres Wachstum sieht U-Blox im Innovationsvorsprung der Produkte. Derzeit wendet das Unternehmen rund 18% des Umsatzes für Forschung und Entwicklung (F+E) auf. Das sei eine Faustregel, an der man festhalten wolle, sagt der CEO. Relevanter sei jedoch die Entwicklung des freien Cashflows – U-Blox will die F+E-Kosten ausschliesslich daraus finanzieren.

U-Blox sieht sich als Profiteurin der sogenannten Industrie 4.0 – also der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung von Produktionsprozessen und besonders des Internets der Dinge, das Geräte und Anwendungen des Alltags vernetzt, kontrolliert und steuert. «Wir haben eine volle Pipeline mit aktuell 250 Projekten», sagt Seiler zuversichtlich.

Immer höhere Präzision

U-Blox hat eine traditionell starke Stellung bei Positionierungsmodulen, die in der Autonavigation, in Drohnen und der Ortung von Menschen und Geräten zum Einsatz kommen. Hier sieht sie sich als Marktführer.

Ein wichtiger Trend sei das steigende Bedürfnis nach Präzision, sagt der Leiter des Bereichs, Daniel Ammann. Genügte bisher metergenaue Präzision, gehe es jetzt um Zentimeter. «In zehn bis fünfzehn Jahren werden sich autonome Fahrzeuge darauf verlassen», sagt Ammann.

Im Bereich der Funkmodule für den Nahbereich will U-Blox auf fortgeschrittene Übertragungsmethoden wie Bluetooth 5 und Mesh oder spezifische WiFi-Protokolle wie 802.11p setzen. Anwendungen sind hier im Verkehr bei der Kommunikation zwischen Fahrzeugen oder bei Infotainment-Systemen zu suchen.

Grundsätzlich Neues hatte U-Blox den Investoren nicht zu bieten. Die Zielsetzung für das Geschäftsjahr 2017 (Umsatz 410 bis 425 Mio. Fr., Ebit 60 bis 65 Mio. Fr.) wurde bestätigt. Die Valoren sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27 für das laufende Jahr auch stattlich bewertet, bleiben aber für langfristig orientierte Anleger spannend.

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