Der Baukonzern verdient wieder mehr. Dass der Kurs so stark steigt, liegt allerdings an den Bezugsrechten für die neue Immobiliengesellschaft.
Beim Baukonzern Implenia (IMPN 44.28 10.48%) blieb im vergangenen Jahr kein Stein auf dem anderen: Unter dem neuen CEO André Wyss wurden eine neue Strategie, eine neue Struktur und neue Verantwortlichkeiten eingeführt. Vier neue Divisionen wurden gebildet und ein grosser Teil der Geschäftsleitung ersetzt.
Nicht nur von diesen operativen Veränderungen war das Unternehmen gefordert, sondern auch durch den Streit mit den Grossaktionären Max Rössler und Veraison. Sie wollten das Immobilienportfolio inklusive der wertvollen Landreserven komplett vom Rest des Unternehmens abspalten. Zu dieser Abspaltung kam es nicht. Allerdings wird Implenia nun die Hälfte ihres Entwicklungsportfolios in eine neue Immobiliengesellschaft mit dem Namen Ina Invest auslagern, wie sie am Dienstag mitteilte. Deren Aktien sollen schon im Juni an der Schweizer Börse kotiert werden. Implenia will mindestens 40% der Aktien selbst halten.
Aktie gewinnt 10%
Diese Abspaltungspläne gaben den Implenia-Aktien am Dienstag starken Aufwind. Denn wer sich Bezugsrechte für die Aktien der neuen Immobiliengesellschaft sichern will, muss jetzt in Implenia investieren (vgl. Text unten). Die Titel gewannen bis am Dienstagnachmittag 10%.
Das lässt sich nicht allein mit dem Jahresergebnis zu erklären, auch wenn dieses nach dem äusserst schwachen 2018 gut aussieht: Der Umsatz stieg leicht um 1,5% auf 4,4 Mrd. Fr. Er liegt damit knapp unter den Erwartungen am Markt. Dafür sieht es auf Ebene Betriebsgewinn deutlich besser aus: Mit 186,8 Mio. Fr. liegt der Ebitda klar über den 89,2 Mio. Fr. vom Vorjahr.
Allerdings ist ein wesentlicher Grund für den höheren Betriebsgewinn die Erstanwendung des Rechnungslegungsstandards IFRS 16. Dies erhöhte den Ebitda in der Berichtsperiode um 56 Mio. Fr. Unter dem Strich ist der Einfluss des neuen Rechnungslegungsstandards jedoch unwesentlich: Das Konzernergebnis, das 2018 mit 0,5 Mio. Fr. nur knapp im positiven Bereich lag, betrug im vergangenen Jahr 33,9 Mio. Fr.
Höhere Dividende
Implenia will aufgrund des besseren Ergebnisses die Dividende erhöhen. Beantragt wurde die Ausschüttung von 0,75 Fr. pro Aktie nach 0,50 Fr. im Vorjahr. Dies obwohl die Eigenkapitalquote mit 19,2% eher dünn ist. Durch die Erstanwendung von IFRS 16 hat sie sich nochmals um rund einen Prozentpunkt verringert. CEO André Wyss bezeichnete die Quote an der Bilanzmedienkonferenz am Dienstag zwar als branchenüblich. Dennoch strebt das Unternehmen 25% Eigenkapital an.
Weiter hielt Wyss fest, dass Implenia keine internen Vorgaben zur Ausschüttungsquote habe. Üblich sei, dass 40 bis 50% des Gewinns an die Aktionäre verteilt würden. Mit den beantragten 0,75 Fr. pro Aktie käme Implenia auf eine Ausschüttungsquote von rund 47%.
Implenias Ausblick auf dieses Jahr ist vorsichtig optimistisch, wenn auch etwas schwierig zu interpretieren. Das Unternehmen strebt ein Ebitda-Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich an, allerdings vor Kosten für die Strategieumsetzung von 10 Mio. Fr. Zudem gilt die Guidance nur für die aktuelle Gruppenstruktur, ohne den beabsichtigten Spin-off eines Teils des Entwicklungsportfolios.
«Finanz und Wirtschaft» hat die Gewinnschätzung leicht nach unten korrigiert. Nach dem Kursanstieg vom Dienstag sind die Titel nicht mehr günstig. Aus unserer Sicht drängt sich ein Kauf derzeit nicht auf. Investieren sollte nur, wer sich die Bezugsrechte sichern will.
Die komplette Historie zu Implenia finden Sie hier. »
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