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07:40 Uhr - 16.09.2016

Grossbankaktien stehen unter Druck

Die US-Behörden verlangen 14 Mrd. $ von Deutsche Bank. Dies schickt die Aktie auf Talfahrt und reisst Credit Suisse und UBS mit.

Die Grossbankaktien stehen unter Druck, nachdem das «Wall Street Journal» in der Nacht auf Freitag berichtete, die amerikanische Justizbehörde DoJ verlange von der Deutschen Bank 14 Mrd. $, um frühere Verfehlungen bei mit Wohnhypotheken besicherten Wertpapieren abzugelten (RMBS). Auch UBS (UBSG 13.5 -2.32%) und Credit Suisse (CSGN 12.73 -4.64%) haben entsprechende Rechtsfälle noch ausstehend. Und für die Deutsche Bank (DBK 12.165 -7.14%) könnte der lange erwartete Hypothekenvergleich nun sehr teuer werden.

Verhandlungsbasis 14 Mrd. $

Das US-Justizministerium habe in den Verhandlungen einen ersten Vergleichsvorschlag von 14 Mrd. $ unterbreitet, bestätigte Deutschlands grösste Bank. Sie gibt sich jedoch kämpferisch: «Die Deutsche Bank beabsichtigt auf keinen Fall, diese möglichen zivilrechtlichen Ansprüche in einer Höhe zu vergleichen, die auch nur annähernd der genannten Zahl entspricht», schreibt sie.

Die Verhandlungen stünden erst am Anfang. Die Deutsche Bank erwartet ein Verhandlungsergebnis, das im Bereich ihrer Wettbewerber liegt, die sich mit dem US-Justizministerium bereits auf deutlich niedrigere Beträge geeinigt haben.

Rückstellungen reichen nicht

Eine Vergleichszahlung von 14 Mrd. $ überträfe die schlimmsten Befürchtungen. Die gesamten Rückstellungen der Deutschen Bank für alle ausstehenden Rechtsstreitigkeiten– darunter weitere potenzielle Milliardenzahlungen – beliefen sich zuletzt auf 5,5 Mrd. €.

Credit Suisse hat per Ende 2015 für Rechtsstreitigkeiten Rückstellungen von 1,6 Mrd. Fr. ausgewiesen. Wie viel davon für RMBS reserviert ist, legt sie nicht offen. Bei UBS beliefen sich die Rückstellungen zur Jahresmitte 2016 auf 2,7 Mrd. Fr. Davon sind 988 Mio. Fr. für Fälle im Bereich RMBS.

Zwar haben alle drei Banken bereits Milliardensummen für Verfehlungen mit US-Wohnhypotheken bezahlt. Der grosse Brocken, der den Europäern aber noch bevorsteht, sind die Einigungen mit dem DoJ, das gestützt auf den Financial Institutions Reform, Recovery and Enforcement Act (Firrea) die Banken zusätzlich zur Rechenschaft zieht.

US-Banken haben bereits Milliarden gezahlt

Die meisten US-Institute haben sich mit dem DoJ bereits geeinigt. Bank of America (BAC 15.67 0.26%) bezahlte über 15 Mrd. $ an das DoJ, inklusive Forderungen einzelner US-Gliedstaaten sowie Zahlungen an Hilfsprojekte für in Not geratene Hypothekarnehmer. J.P. Morgan zahlte 7 Mrd. $, ebenso Citi. Goldman Sachs (GS 168.08 1.16%) und Morgan Stanley (MS 31.95 1.24%) schlossen dieses Jahr Vergleiche über 4,5 resp. 3,2 Mrd. $. Im Schnitt fielen die Bussen des DoJ rund doppelt hoch aus wie die Einigungen mit den bisherigen Behörden.

Schätzungen gehen denn auch von deutlich tieferen Vergleichssummen aus als den nun vom DoJ zum Verhandlungsauftakt mit der Deutschen Bank ins Feld geführten 14 Mrd. $. Die Analysten von Barclays (BARC 166.05 -2.15%) glauben, dass der Deutschen Bank im Bereich RMBS noch Bussen von 5,5 Mrd. $ bevorstehen. Für Credit Suisse und UBS rechnen sie mit je 2,5 Mrd. Fr.

Kapitalfrage entscheidet

Sollten diese Beträge jedoch deutlich überschritten werden, könnten die verhältnismässig dünn kapitalisierten und wegen der laufenden Restrukturierungen in der Gewinnkraft gehemmten Institute Deutsche Bank und Credit Suisse in einen Engpass geraten. Ihre Aktien leiden entsprechend stark unter der bekannt gewordenen hohen Forderung des DoJ.

Robuster steht diesbezüglich UBS da, was auch ihren Titeln mehr Widerstandskraft verleiht.

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