Am 1. April 2021 wird die Französin CEO des Sicherheitstechnikers Dormakaba.
La donna è mobile – sozusagen: Diese Dame versteht viel von Mobilität. Die Ingenieurin Sabrina Soussan blickt auf 26 Jahre Industrieerfahrung vor allem in Bahn- und Automobiltechnik zurück. Sie verlässt dieser Tage ihr Büro als Co-CEO von Siemens Mobility, der Bahntechniksparte des Siemens-Konzerns. Den grössten Teil ihrer Laufbahn hat Soussan (51) in verschiedenen Siemens-Einheiten absolviert; daneben war sie auch für Continental (CON 84.9 0.78%) im Einsatz und ganz zu Beginn, nach dem Studium in Maschinenbau- und Luftfahrttechnik in Poitiers, für Renault (RNO 100 65.89%).
Auf Anfang nächsten Jahres wird Soussan in die Konzernleitung des Sicherheitstechnikers Dormakaba (DOKA 534.5 0.56%) eintreten und am 1. April Riet Cadonau als Chief Executive Officer ablösen. Cadonau (59) hatte 2011 die operative Führung der damaligen Kaba übernommen und ist seit Oktober 2018 zugleich Verwaltungsratspräsident der fusionierten Dormakaba; auf diese Aufgabe wird er sich künftig konzentrieren.
Soussan versteht auch viel von Gebäudetechnik. Das sind Geschäftsfelder, die mit denjenigen von Dormakaba – und nicht mit denjenigen von Stadler – verwandt sind. Ab 2009 arbeitete sie für Siemens (SIE 106.98 1.12%) in der Schweiz in der Division Building Technologies, zunächst bis 2011 als Leiterin Strategie und Marketing Gebäudeautomatisierung, anschliessend bis 2013 im Bereich Nachhaltigkeit und Energiemanagement.
Soussan hatte ihre technische Ausbildung übrigens mit einem Nachdiplomabschluss in Betriebswirtschaft abgerundet (in Poitiers und Dublin) und verständigt sich bestens auf Deutsch. Sie ist Mitglied des Aufsichtsrats von Schaeffler, einem deutschen Autozulieferer, und dem US-Mischkonzern ITT.
Für Hans Hess, der als Dormakabas Lead Independent Director den Auswahlprozess leitete, zählten vor allem «internationale Erfahrung, Führungsstärke, breite Industriekenntnis und ein Track Record für profitables Wachstum». Diese Kriterien erfülle Sabrina Soussan überzeugend, und sie passe als Person zur konstruktiven Führungskultur von Dormakaba – kurz: Hess ist von ihr «begeistert». Das deutsche «Handelsblatt» schrieb am Donnerstag unter Berufung auf Siemens-Kreise, der Abgang der «erfolgreichen und beliebten Managerin» werde bedauert.
Auf Soussan wartet in Rümlang die Herausforderung, das Wachstum zu beschleunigen und die Margen auszuweiten. Dormakaba spürt naturgemäss die Effekte des Coronaeinbruchs, dürfte jedoch, dank des robusten Geschäftsmodells, vergleichsweise glimpflich davonkommen. Doch dem Unternehmen – mit 2,8 Mrd. Fr. Umsatz einiges kleiner als Siemens Mobility mit fast 9 Mrd. € – lief es schon zuvor nicht mehr nach Wunsch. Die 2015 zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses von Kaba mit der deutschen Dorma formulierten Wachstums- und Ertragsziele per 2018/19 wurden bislang nicht erreicht. Leichter wird das inmitten einer weltweiten Rezession bestimmt nicht.
Die künftige CEO, die auch aus familiären Gründen gerne in die Schweiz kommt, dürfte wohl im Verlauf des nächsten Jahres ihre strategischen Vorstellungen präsentieren. Ihr Zuzug an die Spitze des Managements, das sich überhaupt in einer Phase der Verjüngung befindet, wirkt erfrischend und ist eine schlüssige Lösung für Dormakaba.
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