Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns profitieren vom Engagement des US-Hedge-Fund Third Point. Nun ist Nestlé-CEO Mark Schneider am Zug.
Es sieht wie der klassische Finanzmarkt-Showdown aus: US-Hedge-Fund kauft Aktien, greift Unternehmen an, fordert Strategiewechsel und treibt Kurs nach oben. Das Bild stimmt aber nur zum Teil. Daniel Loeb vom Hedge Fund Third Point erfüllt zwar die Kriterien des aktivistischen Investors, er will aber keine Revolution bei Nestlé (NESN 84.3 -1.58%) anzetteln. Einen Teilsieg hat er schon errungen – Nestlé hat am Dienstagabend einen bis zu 20 Mrd. Fr. schweren Aktienrückkauf angekündigt.
Loeb, der 40 Mio. Aktien im Wert von 3,5 Mrd. $ erworben hat und damit gut 1% am Nahrungsmittelkonzern hält, steht dem Vernehmen nach hinter Nestlé-CEO Mark Schneider. Mit ihm sei der Konzern bereit für die notwendigen Veränderungen. Er müsse aber mutig und entschieden agieren und dürfe nicht die kleinen Schritte der vorherigen Führung wiederholen. Das zeige auch der Aktienkurs. Die Rendite der Nestlé-Titel hinke hinterher. Damit hat Loeb nicht unrecht. Hat sich von 2007 bis 2010 eine Investition in Nestlé gegenüber der Konkurrenz meist ausgezahlt, war das seither immer weniger der Fall.
Aktienrückkauf ab Juli
Im Brief vom Sonntag an die Investoren von Third Point nennt Loeb mehrere Punkte, um den Aktienkurs zu beflügeln. Dazu zählen Aktienrückkäufe, wie von Nestlé zuletzt Ende 2015 abgeschlossen.
Das neue Programm soll am 4. Juli beginnen und bis Juni 2020 abgeschlossen sein. Das Volumen von 20 Mrd. Fr. übersteigt frühere Massnahmen. Nestlé erklärte, der Fokus dürfte stärker auf den Jahren 2019 und 2020 liegen, um wertschaffende M&A-Opportunitäten nutzen zu können. Investitionen sollen in wachstumsträchtige Bereiche fliessen.
Loeb verlangt allerdings, der Konzern solle die Verschuldung erhöhen und mit dem Geld eigene Aktien zurückkaufen. Für Loeb ist die Bilanz von Nestlé nicht effizient und die Verschuldung zu niedrig. Dies ist die einzige Forderung, die nicht zu Nestlé und zum konservativen Fokus des Unternehmens passt. Der Konzern strebt für 2020 gemessen am Ebitda eine Nettoverschuldung von etwa 1,5 an.
Gemäss Loebs weiteren Forderungen soll Nestlé für 2020 eine Ebit-Marge von 18 bis 20% anstreben. Andere Nahrungsmittelkonzerne setzen sich ähnlich ambitionierte Ziele. 2020 will Unilever (UNA 49.86 -0.89%) eine Marge von 20% erreichen, Danone (BN 67.93 -2.17%) 16% und Kellogg 2018 eine Marge von 18%. Auch Nestlé will die Profitabilität steigern, nennt aber kein konkretes Ziel. 2016 betrug die Ebit-Marge 15,3%. Beim Gesundheitsunternehmen Fresenius (FRE 77.2 -1.19%), wo Mark Schneider zuvor dreizehn Jahre lang CEO war, stapelte er gerne tief.
Ausserdem soll das Produktportfolio verbessert werden. Auch daran arbeitet Schneider. Nestlé verweist auf die jüngst angekündigte strategische Überprüfung des Süsswarengeschäfts in den USA. Der Verkauf ist eine Option. Schliesslich soll Nestlé die Beteiligung an L’Oréal (OR 191.2 -2.12%) veräussern. Mittelfristig könnte dies eintreten.
Konstruktive Rolle
Laut Loeb ist es selten, ein Geschäft von der Qualität Nestlés zu finden, das gleichzeitig so viel Raum für Verbesserungen bietet. Darum will Third Point eine konstruktive Rolle spielen und das Management zu rascheren Veränderungen bewegen. Der US-Investor hat sich bereits mit dem Management getroffen.
Dass Loeb mit seiner Überzeugung nicht allein ist, zeigt die positive Kursreaktion der Nestlé-Aktien am Montag sowie am Dienstag im US-Handel. Am Tag nach der Publikation des Schreibens stieg der Wert von Nestlé 11 Mrd. Fr. Das hilft auch Loeb. Mit seinem Hedge Fund hat er in den letzten Jahren keine grossen Erfolge feiern können. Durch das Investment in Nestlé und durch sanften Druck auf das Management will er das ändern. Denn auch er spürt Druck der Investoren.
Die komplette Historie zu Nestlé finden Sie hier. »
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