Die amerikanische Zentralbank erwartet im nächsten Jahr ein Wachstum von 4,2%. An der lockeren Geldpolitik will sie trotzdem noch Jahre festhalten.
Anpassungen an der US-Geldpolitik gab es an der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses im Jahr 2020 keine. Wenig überraschend will das Federal Reserve den Leitzins im Zielband von 0 bis 0,25% belassen, «bis am Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrscht, die Inflationsrate auf 2% gestiegen ist und auf dem Weg ist, für einige Zeit moderat über 2% zu steigen», wie der am Mittwochnachmittag nach der Sitzung publizierten Medienmitteilung zu entnehmen ist.
Damit entspricht der Wortlaut der Mitteilung jener der vorhergehenden Sitzung von Anfang November. Das trifft auch auf die Einschätzung der aktuellen Lage zu. Laut den Währungshütern hängt der Pfad der Wirtschaft massgeblich vom Verlauf des Virus ab. «Die anhaltende Gesundheitskrise wird die Konjunktur, die Beschäftigung und die Inflation kurzfristig weiter belasten und birgt mittelfristig erhebliche Risiken für die Wirtschaftsaussichten».
Keine Straffung vor 2023
Kaum verändert hat sich die Beurteilung des weiteren Verlaufs der Geldpolitik. Laut der Mehrheit der Währungshüter wird der Leitzins nicht vor 2023 gestrafft. Zwölf Mitglieder des Offenmarktausschusses sehen den Leitzins in drei Jahren immer noch in der Bandbreite von 0 bis 0,25%. Nur fünf sehen einen höheren Leitsatz. Im September rechneten vier Mitglieder mit einem höheren Satz.
Leicht aufgehellt hat sich die Erwartung für die Konjunktur. Im laufenden Jahr rechnen die Währungshüter noch mit einem Rückgang von 2,4%. Im September wurde noch ein Minus von 3,7% erwartet. Für 2021 rechnen die Mitglieder im Median mit einem Plus von 4,2% (September: +4%).
Dass sich die Wirtschaft bisher deutlich rascher erholt hat als im Sommer erwartet wurde, zeigt sich auch am Arbeitsmarkt. Im Juni rechneten die Währungshüter für Ende Jahr im Median noch mit einer Arbeitslosenquote von 9,3%. Im September lag die Prognose bei 7,6%, nun beträgt sie 6,7%. Diesen Wert erreichte der US-Arbeitsmarkt bereits im November.
Die positivere Einschätzung zieht sich auch ins nächste Jahr weiter. Ende 2021 erwarten die Währungshüter eine Arbeitslosenrate von 5% (September: 5,5%). Keine signifikante Anpassung gibt es bei der Erwartung der Inflation. Für 2021 erwarten die Währungshüter eine Kernteuerungsrate von 1,8% (September: 1,7%) und für 2020 sehen sie eine Rate von 1,9% (September: 1,8%)
Konkretes Ziel für Anleihenkaufprogramm
Eine konkretes Ziel erhalten hat das Anleihenkaufprogramm. Bisher stellte das Fed den Ankauf von mindestens 80 Mrd. $ an US-Staatsanleihen und 40 Mrd. $ an hypothekengesicherten Wertpapiere pro Monat für die «nächsten Monate» in Aussicht.
Neu wird das Fed Anleihen in dieser Höhe kaufen, bis «erhebliche weitere Fortschritte bei der Erreichung der Ziele für Vollbeschäftigung und Preisstabilität erzielt wurden», wie der Mitteilung zu entnehmen ist.
Dieses Ziel ergänzt den bisherigen Auftrag, beim reibungslosen Funktionieren der Märkte zu helfen und die finanziellen Rahmenbedingungen zu unterstützen, wodurch der Kreditfluss an Haushalte und Unternehmen erleichtert werden soll.
«Zusammen werden diese Massnahmen sicherstellen, dass die Geldpolitik die Wirtschaft weiterhin kräftig unterstützen wird, bis die Erholung abgeschlossen ist», erklärte Fed-Chef Jerome Powell an der anschliessenden Medienkonferenz.
Überschaubare Marktkeaktion
Paul Ashworth, US-Ökonom von Capital Economics, sieht im neuen Ziel des Anleihenkaufprogramms die Chance, dass es langer laufen wird als bisher gedacht. Die Folgen seien aber überschaubar. «Da sich die Renditen über die gesamte Zinskurve hinweg bereits auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau befinden, würden zusätzliche Ankäufe nur einen sehr begrenzten Nutzen bringen», schreibt er in einem Kommentar.
Die Marktteilnehmer teilen wohl diese Meinung. Sie reagierten kaum auf die Ankündigung des Fed. Die US-Aktienmärkte avancierten im Nachhinein leicht. Der marktbreite S&P 500 (S&P 500 3'661.20 -0.2%) beendete den Tag 0,2% und der technologielastige Nasdaq Composite 0,5% im Plus. Die Rendite der Staatsanleihen stiegen nach der Ankündigung teils um mehrere Basispunkte, schlossen aber kaum verändert.
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