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17:56 Uhr - 15.06.2018

Die Aktien nehmen vieles vorweg

Die Privatbank will weiter wachsen, sich aber auf das Private Banking konzentrieren. Dieses Jahr hat sie sich in Brasilien und Thailand vergrössert.

Die Privatbank Julius Bär (BAER 60 -2.09%) ist in den vergangenen Jahren stärker gewachsen als ihre Konkurrenz. Seit 2008 haben sich die verwalteten Kundenvermögen auf 401 Mrd. Fr. (per Ende April) mehr als verdoppelt. Der rasante Anstieg war getrieben durch Übernahmen und weil die Bank aggressiv neue Kundenberater eingestellt hat. Allein 2016 waren es über 160.

An ihrer Wachstumsstrategie hält Julius Bär fest. Aktuell will sie jährlich 80 neue Kundenbetreuer einstellen und schliesst auch weitere Akquisitionen nicht aus. Im Januar des laufenden Jahres hatte sie den Kauf der Reliance-Gruppe bekannt gegeben, einen führenden Vermögensverwalter in Brasilien mit rund 5 Mrd. Fr. Kundenvermögen. Zudem ist sie mit der thailändischen Siam Commercial Bank ein Joint Venture eingegangen.

Beide Schritte zeigen, dass die Bank ein Auge auf die wachstumsstarken Märkte gerichtet hat. In Asien, dem zweiten Heimmarkt, betreut das Institut mittlerweile rund 100 Mrd. Fr. oder ein Viertel seiner Kundenvermögen.

Kehrseite der Zukäufe sind Rechtsfälle, in die die Bank involviert ist. Dazu gehören der Fifa-Bestechungsskandal, die Korruptionsaffäre um PDVSA, den staat­lichen Ölkonzern Venezuelas, Waffengeschäfte eines russischen Mitarbeiters oder auch allfällige Verstrickungen im Fall Pierin Vincenz. Gemäss eines Berichts der NZZ (NZZ 5100 0%) soll die Finanzmarktaufsicht ein Enforcement-Verfahren gegen Bär führen. Das würde bedeuten, es liegen Hinweise vor, dass möglicherweise aufsichtsrechtliche Pflichten verletzt worden sind.

Verglichen mit anderen Privatbanken konzentriert sich Bär auf das Private Banking. Sie versucht nicht, auch noch in anderen Bereichen wie dem Asset Management oder dem Investment Banking aktiv zu sein. Dadurch ist das Geschäftsmodell konservativ ausgerichtet.

Durch diese Fokussierung auf das Private Banking sind die Aktien aktuell höher bewertet als die der Konkurrenz. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 sind die Valoren gegenüber der eigenen Historie teuer. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich erhöht. Die erwartete Dividendenrendite 2018 von 2,6% ist kein Trost, sie liegt unter dem Durchschnitt des Schweizer Markts von 4,2%, gemessen am SPI (SXGE 10399.71 -0.56%). Das weitere Potenzial der Titel ist aufgrund der Bewertung begrenzt.

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