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10:35 Uhr - 17.06.2016

Jean-Frédéric Dufour: Ein Rolex-Chef hält so dicht wie eine Oyster

Der seit genau einem Jahr amtierende CEO hat sich bestens eingepasst.

In gewisser Weise war klar, dass Jean-Frédéric Dufour an die Rolex-Spitze gehörte. Das Genfer Establishment – das in der Fondation Wilsdorf, welche die Aktien der Rolex SA hält – sieht mit Wohlgefallen einen Genfer an der Spitze des wichtigsten und grössten Schweizer Uhrenherstellers. Und Jean-Frédéric Dufour, 49, spielt genau so mit, wie es sich die diskreten Strippenzieher erhofft hatten.

Beim Uhrenhersteller Zenith, der zum französischen Luxusgüterkonzern LVMH (MC 150 -1.45%) gehört, war der studierte Ökonom noch sehr gesprächig und keineswegs scheu, Leistungen und Entwicklungen mit genauen Zahlen zu untermauern. Bei Rolex ist er hingegen im Zweifelsfall wie die famose Oyster des Hauses. Absolut dicht. Damit fügt sich der Mann mit dem guten Genfer Namen nahtlos in die Rolex-Tradition, der Marke ihre Geheimnisse zu lassen, um den Mythos zu stärken. Wer Rolex leitet, ist gleichzeitig immer auch ein hoher Priester an einem exotischen Kult.

Risikoreiche Chance bei LVMH

Angeheuert hatte Jean-Frédéric Dufour nach dem Studium zunächst beim Swatch-Konzern. Seinen eigentlichen Schliff jedoch holte er sich als Chef de produit von Chopard, wo er dem immens erfolgreichen Karl-Friedrich Scheufele über die Schultern schauen durfte und nicht zuletzt beim Aufbau der denkwürdigen L.U.C-Kollektion half. In diesen sieben Jahren bei Chopard (von 2001 bis 2008) lernte er all das, was er die folgenden sieben Jahre bei Zenith ausspielen konnte.

Dass ihn der LVMH-Konzern an die Spitze von Zenith hievte, war sicher eine Chance, aber alles andere als einfach und risikofrei. Unter dem quecksilbrigen Thierry Nataf hatte sich die in Le Locle beheimatete Traditionsmarke ins Aus manövriert. Ein Neuanfang war unumgänglich und damit nicht zuletzt mit einer grossen Flurbereinigung auf dem Lagerbestand verbunden.

Seit einem Jahr im Amt

Dufour bewältigte diese schwierige Phase von Zenith ohne störende Nebengeräusche. Vor allem aber stampfte er in bemerkenswert kurzer Zeit eine wirklich ansehnliche Kollektion aus dem Boden. Zenith ist mit seinen Spezialitäten wieder als Zenith erkennbar und damit uhrmacherisch klar profiliert – durchaus auch zum Verdruss renommierter Konkurrenten.

Die Rolex-Führung hat Dufour genau vor einem Jahr übernommen. Am 17. Juni 2015. In der Zwischenzeit schlägt sich seine grosse Produkterfahrung in der Kollektion erkennbar nieder. Rolex wirkt frischer und eine Spur jünger, ohne dass damit Konzessionen an die starke Identität verbunden wären. Damit sind die besten Voraussetzungen gegeben, dass das Haus seinen gut dimensionierten Produktionsapparat auslasten und damit – wie erwünscht – in aller Stille mit gemächlichem Rhythmus, aber grosser Konstanz wachsen kann. Noch dazu in bemerkenswerter Diskretion, wie man sie heute kaum noch kennt. Jean-Frédéric Dufour hat sich bestens eingepasst. Unter sich ist es den Genfern eben immer noch am wohlsten.

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