Formulafirst investiert in Aktien familiengeführter Unternehmen aus dem deutschsprachigen Europa. Die dahinter stehende Anlageidee ist bestechend.
An den Aktienmärkten auf eine enge Selektion zu setzen, ist verwegen oder töricht. Die Gefahr ist gross, dass die Aktienauswahl auf Jahressicht erheblich vom Vergleichsindex abweicht. Nicht beirren von solchen Überlegungen lassen sich die Querdenker der Beteiligungsgesellschaft Formulafirst (FFI 30.4 0%) (SIX: FFI 30.40 Fr., Börsenwert 21 Mio. Fr.). Ihre Gewinnformel ist, ganz auf Aktien von eigentümergeführten kotierten Unternehmen aus dem deutschsprachigen Europa zu setzen.
Diese konträre Auswahl hat seit Kotierung der Anlagegesellschaft 2002 lange Jahre verlässlich funktioniert – ausser 2018 und 2019, wie die Kursgrafik illustriert. «Nächstes Jahr hat unsere Aktienselektion vorzügliche Chancen», sagt Martin Treffer vom anlageverantwortlichen Team der zugerischen 2trade Group: «Unternehmen, deren Geschäft stark dem Konjunkturzyklus ausgesetzt ist, werden unserer Ansicht nach 2020 deutlich avancieren».
In Forbo und SGS dabei
Er stützt seine Prognose auf die Absicht bedeutender Notenbanken, die Realwirtschaft zu reflationieren. Ausserdem werde US-Präsident Donald Trump mit Verlautbarungen im Jahr seines Wiederwahlkampfs Stimmung für eine kräftige Aktienbörse machen. «Wenn rezessive Tendenzen abebben und die Inflation nicht ausufert, dürfte unsere Aktienauswahl günstig abschneiden», sagt Treffer.
Er arbeitete einst für die Finanzgesellschaft des Rohstofftraders Marc Rich und verantwortet nun zusammen mit Samuel Matter und Daniel Biedermann die 2trade Group, die nach Eigenangaben rund 50 Mio. Fr. Kundengelder mit dem Investmentansatz eigentümergeführter Unternehmen betreut. Das Formulafirst-Portfolio macht davon etwa zwei Fünftel aus. Auffallend sind darin Engagements in den Aktien des Softwareanbieters SAP (SAP 122.3 0.87%), des Prüfdienstleisters SGS (SGSN 2607 0.85%) und des Bauzulieferers Forbo (FORN 1641 1.3%).
Klein und wenig liquide
Die «Formel» der 2trade Group rechnet damit, ein Unternehmen werde über fünfjährige oder längere Zeiträume die strategischen Ziele verlässlicher erreichen, wenn im Aktionariat eine Industriellenfamilie oder ein Unternehmer prägenden Einfluss hat. Bei Forbo ist Industriekapitän Michael Pieper die starke Kraft, bei SGS die Dynastie von Finck und die der Desmarais.
Publikumsanleger, die sich für diese Investmentrezeptur begeistern, finden mit Formulafirst ein passendes Menü. Ihre Zahl ausstehender Aktien und damit einhergehend das Anlagevolumen haben sich allerdings seit 2016 rund 40% verringert. Das Unternehmen kaufte massiv Aktien zurück, damit trotz Überangebot der Kurs nicht unter den anteiligen Bilanzwert (NAV, Net Asset Value) fällt. Die Valoren sind oft nur mit kleinstem Volumen im Markt. Käufe und Verkäufe sollten deshalb zu limitiertem Kurs aufgegeben werden.
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