Bereits hat ein grosser Teil der europäischen Unternehmen die Geschäftsergebnisse zum dritten Quartal präsentiert. Bislang konnten sich vor allem die Finanztitel positiv in Szene setzen.
Langsam, aber sicher nimmt die europäische Berichtssaison an Fahrt auf. Per Ende vergangener Woche haben gemessen an der Marktkapitalisierung bereits über 40% aller Unternehmen die Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt.
Bislang können sich die Ergebnisse durchaus sehen lassen: Laut einer Analyse von Morgan Stanley haben beim Gewinn pro Aktie 39% der Gesellschaften die Konsenserwartungen übertroffen, während 31% die Prognosen verfehlt haben. Die positive Nettodifferenz von 8 Prozentpunkten ist gemessen an der jüngeren Vergangenheit als erfreulich einzustufen.
Nicht ganz so gut präsentieren sich die Resultate allerdings auf Umsatzebene: Hier haben 33% der rapportierenden Unternehmen die Erwartungen erfüllt, 36% aber verfehlt.
Finanzbranche als Lichtblick
Auf Sektorenebene konnten sich bislang vor allem die viel gescholtenen Finanztitel in Szene setzen – wie etwa die Deutsche Bank, die trotz Umbau und diverser Rechtsstreitigkeiten überraschend einen Gewinn eingefahren hat.
54% der Branchenvertreter haben bislang die Gewinnerwartungen übertroffen, während nur 8% die Prognosen verfehlt haben. Der Nettounterschied von 46% Prozentpunkten entspricht dem höchsten Wert seit dem ersten Quartal 2006.
Im Durchschnitt (Median) haben die Finanzkonzerne die Profitprognosen um 7% geschlagen. Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Erwartungen vorgängig ziemlich tief angesetzt worden sind. Geht der bisherige Berichtstrend unverändert weiter, dürften die Branchengewinne gegenüber der Vorjahresperiode rund 9% sinken.
Übermässig abgestraft
Die Investoren scheinen zurzeit eher kritisch auf die vorgelegten Resultate zu reagieren. So zeigen die Analysten von Morgan Stanley, dass die negativen Reaktionen auf Enttäuschungen vergleichsweise heftig ausgefallen sind. Die Aktien von positiv überraschenden Unternehmen schlugen den Markt am Berichtstag durchschnittlich um 0,4 Prozentpunkte. Bei Konzernen, die die Prognosen verfehlten, wurden die schlechten Nachrichten mit einer Unterperformance von 1,7% quittiert.
Zu einem ähnlichen Schluss kommen die Analysten von Barclays. Ihren Berechnungen zufolge wurden negative Gewinnüberraschungen in der bisherigen Berichtssaison so scharf abgestraft wie noch nie über die letzten vier Jahre.
Gewinne werden leicht nach unten revidiert
Im Nachgang der überraschend gut ausgefallenen Resultate zum zweiten Quartal wurden die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr 2016 und 2017 tendenziell nach oben korrigiert. Allerdings hat sich das Tempo der Aufwärtsrevisionen verlangsamt und ist jüngst gar ins Negative gekippt.
Auf Branchenebene sind allerdings grössere Unterschiede auszumachen: Während die Sektoren Grundstoffe und Basiskonsum die positivsten Revisionen erleben, sehen sich die Branchen Energie, Technologie und Telecom mit einer Senkung der Gewinnprognosen konfrontiert.
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