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12:29 Uhr - 16.02.2016

Venezuela vor der Pleite?

Der lateinamerikanische Staat könnte das erste Opfer des Ölpreiszerfalls werden. Die Prämien auf Kreditversicherungen implizieren einen Bankrott.

In Venezuela wird das Geld knapp. Die hohe Abhängigkeit von Öl bringt das lateinamerikanische Land immer näher an die Pleite – es wäre der erste Staat, das als Folge des Ölpreiszerfalls Konkurs geht; und es wäre das grösste Schwellenland, das jemals seine Zahlungsverpflichtungen ausgesetzt hat.

Wie hoch die Märkte das Ausfallrisiko Venezuelas einschätzen, zeigt sich am Markt für Kreditversicherungen (Credit Default Swaps, CDS). Mit CDS sichern sich Obligationäre gegen einen Zahlungsausfall (Default) des Schuldners ab.

Die fünfjährige CDS-Prämie für venezolanische Bonds kletterte am Dienstag auf über 9800 Basispunkte (100 Bp ensprechen 1 Prozentpunkt). Anfang Februar lag sie noch bei 6000 Bp. Das bedeutet: Wer Bonds zum Nominalwert von 1 Mio. $ absichern will, zahlt pro Jahr 980’000 $. Für die Marktteilnehmer ist klar: Venezuela ist pleite.

Ausstehende Dollarschulden

Venezuela hat 35,6 Mrd. $ an Staatsanleihen ausstehend, die in Dollar denominiert sind. Werden die überfälligen Zinszahlungen addiert, belaufen sich die Dollarschulden auf 67 Mrd. $. Der staatlich kontrollierte Ölkonzern Petroleos de Venezuela (auch unter dem Kürzel PDVSA bekannt) hat ebenfalls Bonds in Dollar emittiert, ausstehend sind 33,5 Mrd. $.

Die Ölproduktion macht rund 95% der venezolanischen Exporte aus und fast alle Deviseneinnahmen stammen aus dem Ölhandel. Der Preis für das schwarze Gold (Gold 1215.57 0.65%) ist seit seinem Höchst im Juni 2014 mehr als 70% eingebrochen.

Die Wirtschaftslage in Venezuela ist prekär: Die Inflation kletterte im vergangenen Jahr auf knapp 100%, die Währung handelt auf dem Schwarzmarkt zu weniger als 1% des offiziellen Werts und viele Güter des alltäglichen Gebrauchs sind knapp.

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