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08:00 Uhr - 18.02.2016

Kudelskis Vormarsch mit zwei Fragezeichen

Der Verschlüsselungsspezialist bestätigte mit den Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr, dass er wieder zu Wachstum zurückgefunden hat. Welche Fragen sich die Aktionäre dennoch stellen müssen.

Für einmal hält André Kudelski (KUD 13.55 5.45%), was er seit Jahren den Anlegern und Analysten verspricht: Wachstum. Auch im Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr sieht er weiter steigende Zahlen – zumindest beim Erlös, im besten Fall auch beim Betriebsgewinn (Ebit). Zuversichtlich stimmt ihn vor allem die Entwicklung im Bereich Public Access, dem zweiten Standbein des Unternehmens. 2015 legte das Geschäft mit elektronischen Zugangskontrollen um einen Drittel zu. Das entsprach dem höchsten je erreichten Zuwachs dieser Division.

Bemerkbar machte sich hier auch die erfolgreiche Integration der zugekauften Unternehmen Don Harstad (USA) und Wilson Australia. Inzwischen trägt der Umsatz von Public Access mit der Marke Skidata, welches das Geschäft mit dem Zugang zu Skisationen und Parkhäusern umfasst, bereits einen Drittel zum Gesamterlös bei. Ein Jahr zuvor lag der Anteil erst bei einem Viertel.

Mit dem akzelerierten Wachstum von Public Access ist es Kudelski gelungen, sich von der Abhängigkeit des Bereichs Digitales Fernsehen (Verschlüsselung von TV-Inhalten) etwas zu lösen. Dieses hatte zuletzt ingesamt eher stagniert – vor allem wegen der starken Abhängigkeit von Brasilien. Vor allem in Asien und Afrika sowie Europa unterzeichnete Kudelski  weitere Kooperationen mit TV-Stationen. 2015 wuchs das eigentliche Kerngeschäft von Kudelski 3%.

Zuversichtlicher Ausblick für 2016

Für 2016 bleibt der Kudelski-Lenker äusserst positiv, trotz fragilem Umfeld. «Wir haben positive Anzeichen aufgrund von Kundenfeedbacks­», sagte André Kudelski im Gespräch mit “Finanz und  Wirtschaft». Vor allem im Schlüsselmarkt Asien sieht er für den Bereich Public Access weitere Wachstumschancen. Auch Afrika wird sich gemäss eigenen Prognosen positiv entwickeln. Für Brasilien hingegen bleibt Kudelski weiterhin auf der vorsichtigen Seite.

Trotz Wachstumsperspektiven will Kudelski auch in diesem Jahr an der Kostenschraube drehen. Der CEO berechnete die Umsatzeinbusse durch die Frankenstärke auf rund 30 Mio. Fr. Für André Kudelski ist deshalb klar, dass das Unternehmen noch robuster für die Zukunft aufgestellt werden muss. «Wir suchen nach Lösungen, wie wir unsere Währungsexposure optimieren können und nicht mehr derart stark dem Franken ausgesetzt sind.Bei der Auswahl der Zulieferer spielt deshalb auch die Währung eine Rolle, und unser Personalbestand wächst hauptsächlich in Ländern wie Indien», sagt Kudelski gegenüber FuW.

Ungelöste Fragezeichen

Allerdings bleiben für die Aktionäre einige Fragen ungelöst. Das Geschäft mit Lizenzvereinbarungen, die Kudelski mit Unternehmen wie Google, Netflix (NFLX 94.76 6.41%), Walt Disney (DIS 95.5 2.79%) und Bloomberg unterhält, bleibt nach wie vor schwierig einschätzbar, weil das Unternehmen dazu keine konkreten Zahlen publiziert. So bleibt offen, wie hoch die Anteile von Einmalzahlungen sowie regelmässigen Lizenzabgaben sind.

Das zweite Fragezeichen steht hinter dem neu aufgestellten Bereich Cybersecurity. Kudelski entwickelte dieses Geschäft vorerst in Europa sowie Afrika und will nun nach Nordamerika expandieren – und setzt dabei auf Rich Fennessy. Der US-Amerikaner arbeitete während 17 Jahren für IBM (IBM 126.1 2.74%) und anschliessend für ein amerikanisches Technologieunternehmen, bevor er 2015 zu Kudelski stiess. Er soll für Kudelski in Nordamerika der Türöffner sein, um künftig «ein substanzieller Player im Cyber-Sicherheitsmarkt zu sein», wie Fennessy am Donnerstag sagte. Die Aktionäre müssen sich indes im Klaren sein, dass Kudelski in diesem Wachstumsmarkt ein langfristiges Aufbauprojekt in Angriff nimmt. «Kurzfristig werden sich diese Efforts noch nicht in den Zahlen niederschlagen», sagt Kudelski.

Er rechnet gleichwohl damit, in diesem Jahr wieder die Umsatzmilliarde zu erreichen. Zuletzt hatte Kudelski im Jahr 2010 die Schwelle von 1 Mrd. Fr. bei den Erlösen übertroffen, seither brach der Umsatz zeitweise bis zu 20% ein. 2015 erzielte Kudelski einen Umsatz von 951 Mio. Fr. (Vorjahr 886 Mio. Fr.). 

Auch auf Stufe Betriebsgewinn (Ebit) zeigt sich im Langzeitvergleich die Rückkehr auf den Wachstumspfad. Aufgrund des investitionsintensiven Geschäfts ist die Gewinnentwicklung deutlich schwankender als etwa beim Umsatz.

Beim Betriebsergebnis auf Stufe EBIT verbesserte sich Kudelski 33% auf 81,2 Mio. Fr. Beim Reingewinn verzeichnete der Westschweizer Konzern gar einen Anstieg um 48% auf 49,3 Mio. Fr. Die Aktionären sollen nun je Inhaberaktie eine Ausschüttung von 0,35 Fr. erhalten (Vorjahr 0,30).

Damit hat das Unternehmen die eigenen Ziele übertroffen: Das Management hatte einen Umsatz zwischen 920 und 940 Mio. Fr. und einen Ebit zwischen 70 und 80 Mio. Fr. angepeilt. Auch die Erwartungen der Analysten wurden mehr als erfüllt. Diese hatten im Schnitt mit einem Umsatz von 931,0 Mio Fr, einem Ebit von 79,7 Mio. Fr. und einem Reingewinn von 44,6 Mio. Fr. gerechnet.

Die gesamte Historie zu Kudelski finden Sie hier. »

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