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14:25 Uhr - 17.08.2016

Meyer Burger stabilisiert das Geschäft

Der Solarzulieferer spricht nach ermutigenden Semesterzahlen von «Turnaround». Für Freudensprünge ist es aber noch zu früh.

Nun liegt es schwarz auf weiss vor, der Thuner Solarzulieferer hat die Gewinnschwelle im rein operativen Geschäft erreicht. Und um 6.2 Mio. Fr. gar leicht überschritten. Zuletzt ist das dem Unternehmen 2012 gelungen. Ganz überraschend ist die Nachricht nicht, Meyer Burger (MBTN 4.61 -1.91%) hatte bereits Anfang Juli ungeprüfte Umsatzzahlen bekanntgegeben, die ausreichend waren, um das lange angestrebte positive Ebitda-Ziel (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen) zu erreichen. Eine verbesserte Absatzdynamik, griffige Sparmassnahmen und positive operative Cashflows (erstmals seit 2011) veranlassen Meyer Burger nun, von «Turnaround» zu sprechen.

Ein grosses Fragezeichen bleibt jedoch. Neuigkeiten zur Refinanzierung der im Mai 2017 fälligen 130-Mio.-Fr.-Obligation gibt es keine. Und beim Ausblick für die zweite Jahreshälfte zeigen sich CEO Peter Pauli und sein Team ungewohnt vorsichtig. Angestrebt werden lediglich «solides Umsatzwachstum» und ein positives Betriebsergebnis auf Stufe Ebitda, wofür ein Jahresumsatz von 400 Mio. Fr. nötig ist. Dennoch zeigt sich Pauli vor Investoren zuversichtlich, das Jahresziel nicht nur zu erreichen, sondern auch zu übertreffen.

Operative Verbesserungen

Gemäss Meyer Burger hellen sich die über lange Zeit trüben Marktaussichten langsam auf. Solarzellenhersteller werten bestehende Produktionslinien auf oder bauen sogar neue. Die Nachfrage für die fortschrittliche Heterojunction-Technologie bleibt jedoch bescheiden. «In asiatischen Märkten sind Kunden zögerlicher als in westlichen, in neuartige Technologie zu investieren», sagt der CEO. Meyer Burger realisiert 70% des Umsatzes in China.

Die höhere Nachfragedynamik führt zu einem grösseren Auftragsstock von knapp 30 Mio. Fr. pro Monat. Im Vorjahr waren es monatlich durchschnittlich knapp 24 Mio. Fr. Meyer Burger meldet zur Jahresmitte Aufträge im Wert von 307 Mio. Fr., Umsatz konnte in Höhe von 217 Mio. Fr. verbucht werden. Zum Erreichen des Jahreszieles seien keine neuen Aufträge notwendig, sagt Finanzchef Michel Hirschi. Vom diesjährigen Auftragsbestand würden rund 100 Mio. im kommenden Jahr realisiert. Zudem bemühe man sich, Umsatz regelmässiger als im Vorjahr zu verbuchen.

Refinanzierung noch offen

Nicht nur die anziehende Absatzdynamik hilft dem Unternehmen. Sparmassnahmen, besonders durch Reduktion des Personalaufwands, sowie zurückhaltende Investitionstätigkeit haben ebenfalls zum positiven Ebitda-Ergebnis beigetragen. Besonders erfreulich ist der positive Cashflow von rund 15 Mio. Fr. (in der Vorjahresperiode flossen netto 28 Mio. Fr. ab). Hirschi ist zuversichtlich, auch im Gesamtjahr einen positiven operativen Cashflow zu erreichen, «die Kostenbasis wird sich im zweiten Semester nicht erhöhen», sagt er.

Positive Cashflows wirken sich auch stabilisierend auf den Cashbestand aus. Am Periodenende hatte Meyer Burger flüssige Mittel in Höhe von 114 Mio. Fr in der Schatulle. Das vorgelegte Zahlenset dürfte die derzeit laufenden «intensiven Gespräche» für die die Refinanzierung des 2017-Bonds erleichtern. Gemäss Peter Pauli gibt es «keinen Plan B, nur prüfenswerte Alternativen». Auch der Einstieg eines strategischen Partners sei im herrschenden Marktumfeld unwahrscheinlich. «Wir brauchen keinen asiatischen Investor für besseren Marktzugang», sagt er.

Nur für Mutige

Die Meyer-Burger-Führung bleibt ambitioniert, will den Umsatz bis in vier Jahren auf 1,3 Mrd. Fr. mindestens verdreifachen und eine Ebitda-Marge zwischen 13 und 15 erzielen (derzeit 3%). Das wird ein langer, steiniger Weg. Anleger sollten sich deshalb vom jüngsten Kursfeuerwerk nicht beirren lassen. Die Aktien verteuerten sich in den wenigen Tagen vor Publikation um fast ein Fünftel. Meyer Burger hat zwar das Geschäft stabilisiert und die Finanzziele erreicht. Der kommerzielle Befreiungsschlag und eine nachhaltige Refinanzierungslösung bleiben aber aus.

Der Blick auf die Bewertung lässt die Meyer-Burger-Aktien im Konkurrenzvergleich nicht besonders günstig erscheinen. Das Unternehmenswert-zu-Ebitda-Verhältnis (18) ist wegen des bescheidenen Gewinns hoch. Die positive Aktienkursentwicklung greift einem optimalen Szenario vor. Nur risikofähige Anleger mit sehr langem Zeithorizont wagen sich jetzt vor.

Die komplette Historie zu Meyer Burger finden Sie hier. »

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