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07:00 Uhr - 25.02.2019

Roche bestätigt Milliardenzukauf

Der Pharmakonzern Roche will das junge US-Unternehmen Spark Therapeutics für 4,3 Mrd. $ übernehmen. Bereits am Wochenende ist über die Transaktion spekuliert worden.

(RB/awp/reu) Der Pharmakonzern Roche (ROG 277.2 0.05%) hat bestätigt, das junge US-Unternehmen Spark Therapeutics übernehmen zu wollen. Bereits am Wochenende hatte das «Wall Street Journal» unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen über die eine möglich Transaktion spekuliert.

Roche will für das Unternehmen 4,3 Mrd. $ respektive 114.50 $ je Aktie zahlen. Erwartet worden war eine Summe von 5 Mrd. Sparks Marktbewertung betrug zum Handelsende am Freitag lediglich knapp 2 Mrd. $. Die Aktien notierten mit 51.56 $ allerdings immer noch mehr als 45% unter dem Mitte letzten Jahres erreichten Höchstwert von 96.59 $.

Novartis ist bereits involviert

Spark wurde 2013 als Spin-off des Kinderspitals von Philadelphia gegründet. Das Biotech-Unternehmen ist auf die Entwicklung von Gentherapien spezialisiert. Sie beschäftigt gemäss ihrer Homepage mehr als 350 Mitarbeiter und hat 2018 einen Umsatz von 64,7 Mio. $ und einen Verlust von 78,8 Mio. $ erwirtschaftet. Die Amerikaner haben die internationalen Rechte (ausser in den USA) an ihrer ersten zugelassenen Gentherapie vor einem Jahr an Novartis (NOVN 90.86 0.24%) verkauft. Spark hat damals eine Vorauszahlung von 105 Mio. $ und eine Meilensteinzahlung von 65 Mio. $ genannt. Ausserdem würden Lizenzgebühren fällig.

Erst Ende November 2018 hat auch die EU dem Verfahren namens Luxturna die Zulassung erteilt. Es ersetzt defekte Gene (mit biallelischen RPE65-Mutationen), die ein für die Sehfähigkeit nötiges Eiweiss nicht produzieren können. Die Augenkrankheit führt in rund 60% der Fälle schon kurz nach der Geburt zu erheblichem Sehverlust bis zu totaler Blindheit. Mit nur einer Behandlung kann Luxturna bei Patienten, die noch über ausreichend lebensfähige retinale Zellen verfügen, die Schäden beheben.

Novartis wollte auf die Fragen der «Finanz und Wirtschaft», ob sie der im WSJ-Bericht erwähnte Mitbieter sei und wie sie zur möglichen Übernahme der Lizenzpartnerin Spark durch eine Konkurrentin stehe, die «Marktspekulationen» nicht kommentieren.

Therapie gegen Bluterkrankheit dürfte Roche interessieren

Spark arbeitet gegenwärtig an neun Anwendungen, die auf der von ihr entwickelten Plattform basieren. Das Unternehmen aus Philadelphia verwendet wie die Konkurrenz modifizierte Viren, um intakte Gene in menschliche Zellen einzuführen.

Drei Produkte haben das Stadium klinischer Studien erreicht. Dabei dürfte Roche besonders an der Therapie gegen Bluterkrankheit vom Typ A interessiert sein. Für diese Indikation hat Roche erst letztes Jahr das von ihrer Tochter Genentech entwickelte Hemlibra lanciert. Es ist einer der Hoffnungsträger des Konzerns. Die Verkäufe sind exponentiell gewachsen und haben im letzten Quartal bereits mehr als 100 Mio. $ erreicht. Roche steht unter Druck, den wegbrechenden Umsatz ihrer drei grossen Krebsmedikamente Avastin, Herceptin und Mabthera/Rituxan wettzumachen.

Einige Analysten rechnen für Hemlibra mit einem Spitzenumsatz von jährlich bis zu 5 Mrd. $. Das entspräche der Hälfte des heutigen Gesamtmarktes. Eine Gentherapie, die die Bluterkrankheit neutralisiert, könnte das Roche-Produkt, dessen Listenpreis jährlich fast 0,5 Mio. $ beträgt, möglicherweise in Nischenanwendungen abdrängen oder gar obsolet machen. Die Basler müssten ein entsprechend grosses Interesse haben, sich die Rechte an dieser Gentherapie zu sichern. Umso mehr, als US-Konkurrentin Pfizer (PFE 42.96 1.95%) bereits Sparks noch nicht zugelassene Anwendung gegen die Bluterkrankheit vom Typ B erworben hat.

Die Bluterkrankheit wird auf dem X-Chromosom vererbt, entsprechend sind fast nur Männer betroffen. Einer von 5000 bis 10’000 Männern leidet an Typ A, einer von 40’000 an Typ B. In den USA gibt es etwa 20’000 Patienten, weltweit 400’000.

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