Das Allzeithöchst pro Bitcoin wurde in der Berichtsperiode nicht geknackt. Die «Laser-Augen» auf den Twitter-Profilen markierten den Hochmut vor dem Fall.
Gemäss Glassnode wurden 1,2 Mio. Einheiten Bitcoin (Bitcoin 50'896.00 -0.63%) innerhalb der Preisspanne zwischen 46’600 und 48’600 $ akkumuliert. Dies entspricht 6,5% aller Bitcoin in Umlauf und könnte sich zur Preisuntergrenze entwickeln.
Nicht nur die Kryptomärkte korrigierten, sondern auch die klassischen Finanzmärkte verzeichneten eine Korrektur – angetrieben durch die Unsicherheit um den steigenden Zins bei den Zehnjahres-US-Anleihen. Die Rendite der zehnjährigen Anleihen ist seit Anfang Jahr von 0,93 auf 1,56% gestiegen. Steigende Finanzierungskosten werden zu einer Gefahr für die Herde an Zombieunternehmen, deren Existenz bloss eine Funktion von Gratisgeld ist. Die ersten Schreie nach einer «Zinskurvensteuerung» in Richtung US-Notenbank sind bereits hörbar.
Der Kryptomarkt befindet sich in seiner zweiten Korrektur seit Bitcoin im Dezember 2020 sein Allzeithöchst geknackt hat. Diese Korrekturen gehören zu einem entstehenden und wachsenden Markt. Für übermässig fremdfinanzierte oder gehebelte Investoren mag dies zu schmerzhaften Liquidationen führen, doch dies ist der Lauf eines gesunden Marktes.
Kryptoveteranen, die bereits einen Zyklus mitgemacht haben, wird die Ähnlichkeit mit 2017 auffallen. Der Hebel im Kryptomarkt war zu hoch, was sich in den Futures-Prämien und den Refinanzierungssätzen spiegelte, die durch die Korrektur zurückgesetzt wurden und zu einer Kaskade von Liquidationen führten. Hohe Volatilität kombiniert mit unvernünftigem Hebel garantiert die Liquidation von Positionen.
Nach einem Hiatus von über drei Jahren haucht Goldman Sachs der eigenen Kryptohandelsabteilung neues Leben ein. Die US-Investmentbank ermöglicht Kunden den Handel mit Bitcoin und weiteren Krypto-Futures und evaluiert mit externen Partnern ein Verwahrungsangebot für diese neue begehrte Anlageklasse.
«Bitcoin am Tipping Point», war die Schlagzeile von Citi. Sie ist eine weitere Bank, die langsam, aber sicher realisiert, dass die Finanzindustrie im Wandel ist, und versucht, in dieser neuen digitalen Welt ihren Platz zu finden. Kryptos sind nun eine institutionelle Anlageklasse – spätestens jetzt sollte dies jeder Bank klar sein. Kryptos werden nicht verboten, sondern ihre regulatorische Sicherheit nimmt nahezu in Echtzeit zu. Weniger regulatorische Unsicherheit bedeutet mehr Rechtssicherheit für institutionelle Investoren – der quantitative Vorteil von Bitcoin im Portfolio ist längst bekannt –, was die Adaption von Bitcoin nur weiter stärkt und beschleunigt.
JPMorgan ist bullisch für die Blockchain – oder mindestens das HR-Departement. Derzeit sind 34 Stellen im Bereich Blockchain auf der Karriereseite ausgeschrieben, wobei die Mehrheit auf den Bereich JPM Coin – das Zahlungssystem von JPM basierend auf der Blockchain-Technologie – entfällt. Während ein grosser Teil der Banken sich auf Kryptos als Anlageklasse fokussiert und ein entsprechendes Handels- und Verwahrungsangebot ausarbeitet, scheint sich JPMorgan auf die Evolution des Zahlungsgeschäfts via Blockchain zu konzentrieren. Innerhalb des Zahlungsgeschäfts scheint die Blockchain allen voran getrieben durch die wachsende Marktkapitalisierung von Stablecoins an Bedeutung zu gewinnen.
In diesem Kontext ist auch die Story rund um Greensill zu sehen, die Tag für Tag an Bedeutung gewinnt. Greensill Capital hat sich über die letzten zehn Jahre zu einem dominierender Akteur im Bereich der Supply-Chain-Finanzierung hochgekämpft. Die Mission von Greensill ist simpel: Wir helfen kleineren Unternehmen, schneller bezahlt zu werden. Klingt gut. Die Kehrseite: Supply-Chain-Finanzierung hat das Potenzial, die ausufernde Verschuldung eines Unternehmens zu verschleiern.
Diesem Vorwurf sieht sich Greensill nun ausgesetzt. Vor einigen Wochen war es GameStop, wo mehr als 100% des Aktienkapital verkauft wurden, und heute ist es Greensill mit zirkulären Finanzierungsflüssen, wo die Verpflichtungen opak bleiben. Es stellt sich die Frage, ob die historisch gewachsene Finanzmarktinfrastruktur aufgrund der Vielschichtigkeit nicht ein erhebliches Risiko verkörpert. Die Blockchain und mit ihr die bekannteste Anwendung Bitcoin ist auch hier die Lösung: Sie sorgt für Transparenz, die Fälle wie Greensill und GameStop verunmöglicht.
Der Fear & Greed Index, der die Emotionen am Kryptomarkt misst, brach in der Berichtsperiode ein, als sich Angst und Unsicherheit an den Märkten breitmachten – und zwar auf den klassischen Finanzmärkten wie auch in Kryptoland. Von Gier zu Angst und zurück. Mit steigendem Preis ändert sich auch das Sentiment – und wir sind zurück in der Gierzone. Das Muster der Erholung ähnelt dem von Ende Januar 2021, das sich rückblickend als attraktive Dip-Chance herausstellte.
Am letzten Dienstag wechselten Kryptos im Gegenwert von über 22 Mrd. $ die Hand – und zwar an Spot-Handelsplätzen. Dies markiert ein neues Allzeithöchst im Bitcoinhandelsvolumen und übertraf den im Januar 2021 verzeichneten Höchstwert.
Der Termin für die Kotierung von Coinbase rückt näher. Die Offenlegung des S-1-Formulars enthüllt einige interessante Informationen, unter anderem die starke Adaption seitens institutioneller Anleger. Im Q1 2018 war der Anteil von Institutionellen am Handelsvolumen bei knapp 20%, im Q4 2020 waren es bereits fast 64%.
Das institutionelle Handelsvolumen ist seit Mitte 2019 für über 50% des Gesamtvolumens verantwortlich. Der Gesamtumsatz von Coinbase seit Gründung bis Ende 2020 beläuft sich auf über 3,4 Mrd. $ – wobei Transaktionsgebühren 96% ausmachen. Die Kotierung ist noch ausstehend, aber der vorbörsliche Kontrakt an der FTX handelt mit einer implizierten Bewertung von 100 Mrd. $.
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