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07:01 Uhr - 03.07.2017

«Wir erwarten tiefere Kurse»

Jan Bopp von J. Safra Sarasin erklärt im Interview, warum er mit Käufen wartet.

Herr Bopp, J. Safra Sarasin hat die Aktienquote reduziert. Ist der Aufschwung vorbei?
Auf Sicht von zwölf Monaten sind wir weiterhin positiv für Aktien. Für das dritte Quartal erwarten wir indes moderate Rückschläge und damit bessere Einstiegsmöglichkeiten. Die derzeitige Ruhe am Aktienmarkt sollte Anleger nervös stimmen. Die Geschichte lehrt uns, dass es nie ein Jahr ohne grössere Kurskorrektur gab. So betrug der maximale Verlust beim S&P 500 (SP500 2423.41 0.15%) vergangenes Jahr etwas mehr als 9%. In diesem Jahr liegt er bei gerade einmal 2,5%. Ist diesmal alles anders? Vermutlich nicht.

Gegenüber der letzten Umfrage haben Sie europäische Aktien hochgestuft.
Die Stimmung in Europa hat sich zuletzt merklich gebessert. Geringere politische Risiken nach der französischen Präsidentschaftswahl und ein positiver Konjunkturausblick stimmen uns zuversichtlich. Die relative Bewertung ist nach wie vor vorteilhaft für Europa, und das Potenzial für Gewinnrevisionen ist höher. Wir erwarten daher, dass europäische Aktien bis Ende Jahr besser abschneiden als der amerikanische Markt.

Sie erwarten eine Korrektur. Warum setzen Sie nicht auf Anleihen?
Der Renditeanstieg von Anfang Jahr hat sich fast in Luft aufgelöst. Wegen der niedrigen Renditen bleiben wir vorsichtig gegenüber Anleihen. Der längerfristige Trend zeigt weiterhin in Richtung höherer Zinsen, insbesondere nachdem die Europäische Zentralbank zuletzt hawkischere Signale gesendet hat. Wir mögen einzig Schwellenländeranleihen.

Was spricht für Emerging Market Bonds?
Die dortige Konjunktur hat sich stabilisiert, während die Inflation weiter sinkt. Das eröffnet den nationalen Notenbanken Raum für zusätzliche Zinssenkungen. Ferner ist der Renditevorsprung auf die Industrieländer weiterhin äusserst attraktiv. Weil wir von nur langsam steigenden US-Zinsen und keinem allzu starken Dollar ausgehen, droht von dieser Seite keine unmittelbare Gefahr.

Anfang Jahr gehörte der Dollar zu den meistgenannten Favoriten.
Innenpolitische Probleme der Trump-Regierung und eine schleppende Umsetzung der politischen Agenda lasten auf dem Greenback. Zudem wurden die hohen Wachstumsziele der amerikanischen Regierung zuletzt vom Internationalen Währungsfonds als unrealistisch bezeichnet und die Konjunkturprognose gesenkt. Der Dollar dürfte im derzeit eher nervösen Marktumfeld deshalb seitwärts tendieren.

Ihr grösstes Übergewicht halten Sie in alternativen Anlagen. Warum?
Alternative sorgen für eine gute Diversifikation im Portfolio. Dies erreichen wir durch möglichst unkorrelierte Anlagen. Innerhalb der Alternatives setzen wir deshalb vor allem auf marktneutrale Strategien und Wandelanleihen, die trotz oder auch wegen des erwarteten Anstiegs der Volatilität eine positive Rendite abwerfen sollten. Rohstoffe werden aus Contrarian-Sicht immer interessanter, auch wenn die globalen Inflationsraten moderat bleiben.

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