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17:43 Uhr - 29.06.2015

Mirabaud: «Euroland übergewichten»

Keinen Handlungsbedarf sieht Gero Jung, Chefökonom von Mirabaud Asset Management. Aktien aus dem Euroland würde er weiterhin übergewichten, wie er im Interview mit FuW erklärt.

Herr Jung, an den Börsen fallen die Kurse. Ein Crash hat jedoch nicht stattgefunden. Bleibt es dabei?
Kurzfristig ja, der Verkaufsdruck hat sich in Grenzen gehalten, sieht man von der am meisten verletzlichen Börse im Euroland ab, dem deutschen Aktienmarkt, der davor auch am stärksten gestiegen ist. Ein Minus im Dax von nicht ganz 3% ist allerdings verkraftbar. Die wirklich «harte» kurzfristige Deadline ist morgen Dienstag um Mitternacht. Dann endet das Hilfsprogramm, und die Rückzahlung von rund 1.5 Mrd € an den IWF wird fällig, die Griechenland offensichtlich nicht aufbringen kann.

Gero Jung Bild: ZVGWie geht es in Griechenland selbst weiter?
Als nächstes wird das griechische Referendum am kommenden Wochenende im Mittelpunkt stehen.

Kommt es, wenn nicht jetzt, zu einem späteren Zeitpunkt zur Flucht in den Franken? 
Eine gewisse Fluchtbewegung hat bereits stattgefunden, und sie wird im ungünstigen Fall weiter zunehmen, wenn die griechische Bevölkerung dem Referendum der Regierung, die gegen eine Einigung mit den Geldgebern ist, zustimmt. Unserer Meinung nach dürfte aber die Schweizerische Nationalbank aber Devisenmarkt aktiv sein, um einem starken Franken entgegenzuwirken, wie sie das am Montag offenbar schon getan hat.

Was zeichnet sich unter diesen Voraussetzungen für die Schweizer Börse ab? 
Falls es nicht zu einer merklichen Frankenaufwertung zum Euro kommt – und davon ist mit Blick auf die SNB (SNBN 1240 2.06%) und die allgemein ruhige Reaktion der Gemeinschaftswährung nach diesem Wochenende auszugehen, dann sind wir weiterhin konstruktiv eingestellt, was den Schweizer Aktienmarkt betrifft.

Für die Schweiz und die Börsen generell, also auch für Euroland? 
Unser Makro Szenario für die Eurozone bleibt bestehen: moderate Wirtschaftsbelebung, unterstützt von einem schwächeren Euro, verbesserte Kreditbedingungen und niedrige Ölpreise. Die letzten Entwicklungen in der griechischen Schuldenproblematik zeigen, dass die Risiken zugenommen haben, diese aber vorwiegend politischer Natur sind. Insofern empfehlen wir Anlegern, weder auf den Verkaufsknopf zu drücken, noch Risikoaktiven dazuzukaufen, sondern mit der aktuellen Allokation weiterzufahren. Was die taktische Asset Allokation betrifft, raten wir weiterhin zu einem Übergewicht von Aktien in der Eurozone, vor allem relativ zum US-Markt. Was Anleihen betrifft, raten wir, wie schon seit Anfang Jahr, zu einem moderaten Untergewicht von Bonds aus dem Euroland, gerade von Anleihen aus der Peripherie. Aufgrund der neuesten Entwicklungen in der griechischen Schuldenproblematik haben wir unsere Empfehlungen nicht geändert.

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